Der Keller
hinauf, duckte sich unter Gus Gouchers Füßen hindurch und hielt ihr die Tür auf. Dann verschwanden sie im Horrorhaus.
Vorher hatte Dana mit einer anderen ziemlich kleinen und süßen Kollegin einen Rundgang gemacht.
Sie waren etwa fünf Minuten im Haus gewesen. Owen vermutete, dass sie jetzt ihre Positionen einnahmen und sich auf den Ansturm der Touristen vorbereiteten.
Die Seitentür der Ticketbude öffnete sich. Die pummelige, freundliche Frau, die von Monica gestern so angeblafft worden war, besetzte die Bude.
Monica. Oh Gott.
Owen war mit einem Mal fürchterlich heiß.
Was habe ich nur getan?
Er sah auf die Uhr. Zwei Minuten vor zehn. Obwohl Monica keine Frühaufsteherin war, musste sie inzwischen aufgewacht sein.
Und fragte sich wahrscheinlich, wo zum Teufel Owen nur steckte.
Wie konnte ich ihr das nur antun?
Sie hat’s verdient, dachte er.
Aber sie einfach so zu verlassen …
Die kommt schon zurecht, sagte er sich. Sobald sie sich daran gewöhnt hatte, dass er nicht mehr da war, könnte sie sich entspannen und die Sehenswürdigkeiten San Franciscos ohne seine störende Anwesenheit genießen.
Das Hotel lief auf seinen Namen. Das Flugticket hatte er ihr dagelassen, falls sie es sich anders überlegen sollte. Außerdem hatte sie einiges an Bargeld dabei, nicht zu vergessen ihre eigene Kreditkarte.
Sie wird prima klarkommen.
Es ist ja nicht so, dass sie besonders glücklich über meine Anwesenheit gewesen wäre.
Jetzt hat sie bekommen, was sie sich gewünscht hat. Hoffentlich ist sie jetzt zufrieden.
Hab dir einen Gefallen getan, du Schlampe.
Aber warum fühle ich mich dann so schuldig?
Owen hatte sich die ganze Sache mehr als einmal durch den Kopf gehen lassen. Im Taxi zum Flughafen und während der langen Fahrt durch San Francisco, über die Golden Gate Bridge und an der Küste entlang nach Malcasa Point hatte er alles noch einmal Revue passieren lassen, sich mit seinen Schuldgefühlen herumgeschlagen, versucht, seine Tat zu rechtfertigen und sich gefragt, welche Konsequenzen sie wohl haben würde.
Geschlagene vier Stunden lang hatte er über nichts anderes nachgedacht.
Erst hatte er Angst gehabt, dass Monica die Polizei rufen könnte. Was sie wahrscheinlich auch getan hätte, wenn er nicht seinen Koffer mitgenommen hätte. So war ziemlich offensichtlich, dass er absichtlich gegangen war.
Und das war ja, soweit er wusste, nicht verboten.
Sie waren noch nicht einmal verlobt.
Also entschied Owen, dass er sich um die Polizei keine Gedanken machen musste.
Er hatte auch so genug Probleme.
Wieder und wieder kam er zu dem Schluss, dass es ziemlich gemein von ihm gewesen war, Monica einfach so zu verlassen. Ein echter Gentleman hätte so etwas nicht getan.
Aber er war so unglaublich erleichtert.
Sie hat es verdient. Hat sie wirklich geglaubt, dass er sich ihre Mätzchen ewig gefallen lassen würde?
Die pummelige Frau öffnete das Fenster der Ticketbude.
Ein großer, dicker Mann mit Brille und Käppi war der Erste in der Schlange. Er gehörte zu den etwa acht bis zehn Leuten, die vor Owen eingetroffen waren. Der Mann trug das schwarze Käppi verkehrt herum und Owen bemerkte, dass das Horrorhaus-Logo darauf eingestickt war.
Owen fragte sich, ob er ihn ansprechen sollte.
Einfach mal hallo sagen und fragen, wo er dieses tolle Käppi herhatte.
Warum nicht? Der Mann schien ebenfalls ohne Begleitung zu sein, war ungefähr in seinem Alter und wirkte eigentlich ganz nett.
Aber vielleicht wollte er auch einfach nur seine Ruhe haben.
Owen beschloss, ihn nicht zu belästigen.
Der Mann klemmte sich seine Eintrittskarte zwischen die Zähne, trat von der Bude zurück und stopfte das Wechselgeld in seine Brieftasche, die er anschließend in die Gesäßtasche seiner karierten
Bermudashorts steckte. Die gewaltigen Waden darunter waren sehr blass. Er trug Mokassins ohne Socken.
Ziemlich schlampig, dachte Owen und sah ihm hinterher, als er um die Ecke der Ticketbude bog.
Die anderen in der Schlange wirkten wie stinknormale Touristen. Die drei Frauen darunter interessierten ihn nicht. Sie konnten es nicht im Ansatz mit Dana aufnehmen.
Er zog die Kreditkarte aus der gut gefüllten Geldbörse und fragte sich, ob er die hundertfünfzehn Dollar nicht besser in bar bezahlen sollte.
Und was, wenn sie im Welcome Inn keine Kreditkarten akzeptieren?
Ich lasse die Scheine lieber, wo sie sind, dachte er. Sicher ist sicher.
Und wenn es ausgebucht ist?
Mach dir darüber keine Sorgen, dachte er. Du musst es
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