Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Oha.
    »Man kann auch mit Karte zahlen«, sagte Owen, dem die Situation mit einem Mal ziemlich peinlich war. »Wer hat denn schon eine Kreditkarte?« Jeder, den ich kenne, dachte Owen. »Ich hab alle überzogen«, erklärte John. Na toll, dachte Owen.
    John zückte die Brieftasche und öffnete sie. Owen erhaschte einen Blick auf das Banknotenfach und wandte sich schnell wieder ab. Er wollte nichts mit John zu tun haben.
    Stattdessen wollte er ins Haus gehen und in Ruhe der Führung lauschen.
    »Dreiundzwanzig Mäuse«, verkündete John. »Scheiße.« Das ist ja wohl nicht meine Schuld.
    Ich geh dann mal weiter, wollte Owen sagen. Aber das wäre ziemlich unfreundlich gewesen. Wie wäre es mit: Deine Geldsorgen gehen mir echt am Arsch vorbei, Freundchen. Ich kenn dich überhaupt nicht. Und jetzt lass mich zufrieden. Besser?
    »Haben Sie keine Schecks dabei?«, fragte Owen.
    »Nein. Die liegen zu Hause.«
    »Wo kommen Sie denn her?«
    »Mattoon.«
    »Woher?«
    »Mattoon, Illinois.«
    »Meine Güte, Sie sind aber weit gereist.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Wie konnten Sie denn da Ihre Schecks vergessen?«
    »Ich hab mein Konto abgeräumt, bevor ich gefahren bin.«
    »Aha. Und wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Mit dem Auto.«
    »Sie haben einen Wagen?«
    »Eigentlich gehört er meinem Bruder. Ich hab ihn mir ausgeliehen.«
    »Und jetzt haben Sie nichts außer dreiundzwanzig Dollar?«
    »So ungefähr.«
    Owen schüttelte lachend den Kopf.
    »Was ist daran so lustig?«
    »Sie sind Tausende von Meilen von zu Hause entfernt, haben gerade mal zwanzig Dollar und ein paar Zerquetschte, und trotzdem haben Sie sich ein sündteures Horrorhauskäppi gekauft und fünfzehn Dollar für die Führung ausgegeben?«
    John grinste. Seine braunen Zähne schrien förmlich danach, geputzt zu werden. Owen wandte den Blick ab. »Und das ist noch nicht alles«, sagte John. »Ich hab gestern auch schon fünfzehn Dollar hiergelassen.«
    »Meine Güte. Sie müssen verrückt sein.«
    »Verrückt nach dem Horrorhaus«, sagte er stolz. »Ich wollte schon immer hierherkommen. Mit genug Geld für die Mitternachtsführung in der Tasche, versteht sich. Aber dann hatte ich einen Unfall und brauchte einen neuen Kühler. Das Auto ist ein einziger Schrotthaufen.«
    »Tja, ich wünschte wirklich, ich könnte Ihnen weiterhelfen, aber …« Owen zuckte mit den Schultern.
    »Vergessen Sie’s«, sagte John. »Ich will keine Almosen. Aber könnten Sie mir vielleicht noch einen Gefallen tun?«
    Owen verkniff sich ein Stöhnen und versuchte, freundlich zu lächeln. »Was denn?«
    »Können Sie meine Kamera mit zur Mitternachtsführung nehmen? Schießen Sie ein paar Fotos von den Highlights. Und von Lynn auch, wenn möglich. Damit hätte ich zumindest einen kleinen Eindruck von dem, was mir entgeht. Okay?«
    »Also …«
    John hielt ihm die Kamera hin.
    Owen hob abwehrend die Hände. »Nein, nein, jetzt mal langsam. Behalten Sie Ihre Kamera, okay?«
    »Aber …« John sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Die Führung findet doch erst morgen Nacht statt. So lange will ich nicht für Ihre Kamera … verantwortlich sein. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Haben Sie Hunger?«
    »Ich verhungere fast.«
    »Ich auch. Wieso gehen wir nicht rüber zur Snackbar und essen einen Happen?«
    John schüttelte den Kopf. »Ich muss mein Geld zusammenhalten.«
    »Ich lade Sie ein. Kommen Sie. Das Haus kann warten.«
    »Also gut. Warum nicht?«
    Gemeinsam verließen sie die Veranda.
    Wo bin ich da nur reingeraten?, fragte sich Owen verwirrt.
    Das ist die Strafe dafür, dass ich Monica sitzen gelassen habe.

Kapitel neunundzwanzig
    Sandy - Juli 1992

    Sie erreichte den Strand vor Blaze und sah sich um.
    Niemand schien im Wasser zu sein, und auch auf den zerklüfteten Klippen war keiner zu entdecken. Zum Glück - denn heute hatte Blaze vor, einen Akt zu malen.
    Sie stellte Staffelei und Kühlbox in den Sand und beobachtete Blaze, wie er mit flatterndem weißem Hemd langsam den steinigen Weg hinunterging.
    »Sei vorsichtig!«, rief sie.
    »Es geht schon«, antwortete er.
    Ein paar Minuten später stand er mit rotem Kopf und völlig außer Atem neben ihr im Sand. »Sehr erfrischend«, sagte er schließlich.
    »Du siehst eher nach einem Herzanfall aus.«
    Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch.»Aaaaah. Wunderbar.«
    »Ganz nett, ja«, sagte sie und lächelte.
    »Und wir haben unsere Ruhe.«
    »Außer uns ist anscheinend niemand verrückt genug,

Weitere Kostenlose Bücher