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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ein altes Kabuff mitten im Wald.
    Sofort bereute Sandy diesen Gedanken.
    Man kann nicht alles haben, dachte sie. Stell keine Ansprüche.
    Terry wurde langsamer und fuhr in eine Schottereinfahrt. Sandy warf einen Blick auf den Briefkasten: Beach Drive Nr. 14.
    Er hatte nicht gelogen.
    Sie blieb stehen und stieg aus. »Lange kann ich aber nicht bleiben«, sagte sie.
    »Aber du hast doch Zeit für einen Drink?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mit reinkommen will.«
    »Dann nicht. Wir können es uns auch auf der Terrasse bequem machen.«
    Sandy folgte ihm um das Haus herum. Das Meer war nur ein paar hundert Meter entfernt, und der Strand reichte bis an die Rückseite des Häuschens heran.
    Sie zog die Schuhe aus, nahm sie in die Hand und spürte den heißen, trockenen Sand unter ihren Füßen.
    Terry stieg die Treppe zur Terrasse hinauf. Seine Beine waren mit feinen, goldenen, leicht gekräuselten Haaren bedeckt. Sie konnte seine festen Hinterbacken unter den Shorts erahnen.
    Es war normalerweise nicht ihre Art, anderen Leuten auf den Po zu starren.
    Sie fragte sich, was er wohl unter den Shorts trug.
    Jetzt mal halblang, sagte sie sich. Der Kerl ist ein Polizist. Ich kann nichts mit ihm anfangen.
    Und was mache ich dann hier?
    »Worauf wartest du?«, fragte er.
    Sie ging die Stufen hinauf. Die Terrasse war von einem Hartholzgeländer umgeben. Das Wände des Häuschens schienen zum Großteil aus Glas zu bestehen. Da die Vorhänge geschlossen waren, konnte sie keinen Blick ins Innere werfen. Auf der Terrasse standen ein runder Glastisch, einige Klappstühle, zwei gepolsterte Liegen, einige Beistelltische und ein Grill.
    »Was kann ich dir anbieten?«, fragte Terry.
    »Ich muss doch gleich wieder los.«
    »Ich habe auch was ohne Alkohol. Oder willst du ein Bier? Mit ein, zwei Bier kannst du doch noch fahren.«
    »Bier klingt gut«, sagte sie.
    »Ich muss vorne herumgehen«, sagte er.
    Sandy warf einen Blick auf die beiden Schiebetüren. »Kann man die nicht öffnen?«
    »Sie sind von innen verschlossen. Ich bin gleich wieder da. Fühl dich ganz wie zu Hause.«
    »Ich komme mit«, sagte Sandy.
    »Ich dachte, du wolltest nicht reingehen?«, fragte Terry, als sie das Haus umrundeten.
    »Ich war nur vorsichtig.«
    »Und jetzt nicht mehr?«
    »Vielleicht war ich etwas übervorsichtig. Du bist ja schließlich ein Polizist, oder nicht?«
    »Richtig.«
    Er öffnete die Vordertür, und Sandy folgte ihm hinein. Das Wohnzimmer war mit Parkett und mehreren Teppichen ausgelegt. Sie sah Bücherregale, einen offenen Kamin, einen Fernseher, einen Sessel und ein altes Sofa samt Beistelltischen mit Lampen darauf. An einer Wand hing ein Gemälde vom Ozean bei Sonnenuntergang. An der anderen hing Die Schlafende.
    Von Blaze O. Glory.
    Eines seiner jüngsten Werke.
    Es zeigte Sandy, die mit geschlossenen Augen auf einem Bett lag. Ihr Haar war über das Kissen gebreitet, und Sonnenlicht fiel durch ein Fenster auf sie. Sie wirkte, als hätte sie sich während der Nacht hin und her gewälzt. Das zerknitterte Laken bedeckte ihr linkes Bein, ihren Bauch und ihre linke Brust bis zur Schulter. Die rechte Brust war unverhüllt.
    Sandy starrte mit offenem Mund darauf. Dann sah sie Terry an.
    Sein Lächeln wirkte unsicher, und er errötete.
    Sandys Herz klopfte wie wild. »Das bin ich«, flüsterte sie.
    »Ich weiß«, flüsterte er zurück.
    »Mein Gott.«
    Was geht hier nur vor?
    Sie fühlte sich verwirrt, bloßgestellt, getäuscht, verraten, ängstlich, geschmeichelt, verwundbar und erregt. Und das alles zur gleichen Zeit.
    »Das Bild ist wunderschön«, sagte Terry. »Genau wie du.«
    »Dann … war das gar kein Zufall heute Morgen. Du bist uns nicht einfach so über den Weg gelaufen.«
    »Jemand hat mir einen Tipp gegeben.«
    »Blaze?«
    Terry nickte.
    »Das ist doch …«
    »Er wollte nur das Beste. Er dachte, wir beide würden uns gut verstehen.«
    »Er hat mich reingelegt.«
    »Er hat mir nur gesagt, wo ich dich finden kann.«
    »Und dann hat er auch noch dafür gesorgt, dass ich halbnackt dastehe.«
    Terry grinste. »Das waren rein künstlerische Überlegungen.«
    »Na klar.«
    »Er wollte nur helfen. Er denkt, dass du jemanden brauchst … einen Freund. Und er wusste ja, dass ich dich unbedingt treffen wollte.« »Wegen dem da ?« Sie deutete mit dem Kinn auf das Gemälde.
    »Wegen dem da. Und wegen den anderen Bildern.«
    »Du hast noch mehr davon?«
    »Nein. Nur das. Das ist alles, was ich mir leisten konnte. Aber ich habe ein paar der anderen

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