Der Keller
gesehen. Ich wünschte, ich hätte sie alle.«
Sie sah ihm tief in die Augen. »Warum?«
»Weil du darauf abgebildet bist.«
»Ich bin doch gar nicht wiederzuerkennen.«
»Natürlich bist du das. Keines davon gibt dich naturgetreu wieder, dafür sorgt Blaze schon. Aber in allen liegt… also, wie soll ich das ausdrücken.« Er wurde noch röter. »Deine Schönheit. Deine Magie. Ich wünschte, er würde einmal ein Bild malen, auf dem du du bist.«
»Das habe ich ihm verboten«, erklärte Sandy. »Ich will nicht, dass mich jemand erkennt.«
»Man erkennt dich sofort«, sagte Terry. »Wenn man dich auch im wirklichen Leben kennt.«
»Blaze muss mir eine dickere Nase oder so etwas verpassen.«
Terry lachte leise. »Sag ihm das bloß nicht. Er sollte dich so malen, wie du bist. Wenn sich die Frauen auf dem Bild zu sehr von dir unterscheiden, verlieren sie das gewisse Etwas.«
Sie starrte ihn an.
»Entschuldigung«, sagte er. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
»Nicht? Wieso hast du mich dann hierhergebracht? Hast du gedacht, ich würde das Gemälde nicht bemerken?«
»Vielleicht wollte ich, dass du es bemerkst.«
»Damit ich schreiend davonlaufe?«
»Noch bist du ja hier.«
»Wer weiß, wie lange noch.«
»Wie wäre es jetzt mit einem Bier?«
»Vielleicht sollte ich mich lieber aus dem Staub machen. Das Ganze kommt mir ziemlich … seltsam vor.« »Willst du nicht doch noch mit auf die Terrasse kommen?«
Sie war nicht sicher, was sie in seinen Augen sah. Vielleicht Hoffung? Verzweiflung?
Oder Begierde.
Was sie jedoch nicht finden konnte, war auch nur der kleinste Funken Bösartigkeit.
»Also gut«, sagte sie.
Er öffnete eine der Schiebetüren. »Ein Bier?«, fragte er noch einmal.
»Hast du Wodka? Das wäre nett. Ich könnte jetzt wirklich etwas Stärkeres gebrauchen.«
»Wie wäre es mit einem Wodka-Tonic?«
»Genau das Richtige.«
»Kommt sofort.«
Sandy ging auf die Terrasse. Sie lehnte sich an das Geländer und sah auf den Strand hinaus. Es waren nur wenige Leute zu sehen. Eigentlich gab es mehr Möwen als Menschen hier. Sie segelten durch die Luft, flatterten mit den Flügeln und kreischten.
Die Sonne schien heiß auf sie herab, doch eine kühle Brise wehte ihr ins Gesicht und strich durch ihre Bluse.
Wie schön, dachte sie.
Und wie schrecklich.
Mein Gott, dieser Kerl ist ja fürchterlich in mich verschossen.
Nicht in mich. In die Frau auf den Gemälden.
Aber das bin doch ich.
Was soll ich nur tun?
Meinen Wodka trinken und abhauen, antwortete sie sich selbst. Und ihm von jetzt ab aus dem Weg gehen.
Und wenn er mich nicht in Ruhe lässt?
So eine blöde Situation.
Aber für so eine blöde Situation fühlte sie sich geradezu fantastisch.
Stimmt nicht.
Doch.
Okay. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.
Sie hörte Schritte auf der Terrasse und drehte sich um. Terry stellte ein Tablett, auf dem sich zwei Wodka-Tonic und ein Körbchen mit Kartoffelchips befanden, auf den Glastisch.
»Die Drinks sind serviert, Madam«, sagte er und rückte einen Stuhl für sie zurecht.
»Danke«, sagte sie und setzte sich.
»Danke, dass du geblieben bist. Du hättest den Tatort auch verlassen können.«
»Das muss ich auch bald. Mom und Eric …« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich will sie nicht zu lange allein lassen.«
»Sag einfach Bescheid, wenn du es hier nicht mehr aushältst.« Terry setzte sich ebenfalls und hob das Glas. »Zum Wohl.«
»Zum Wohl.«
Sie stießen an und tranken.
»Ah«, seufzte Sandy. »Das habe ich gebraucht.«
»Freut mich, dass er dir schmeckt. Weißt du, du machst hier wirklich gute Miene zum bösen Spiel.«
»Spielen wir denn ein Spiel?«
»Ich bin sehr froh, dass du nicht ausgeflippt und weggefahren bist.«
»Ich kann mich gerade so beherrschen.«
»Hätte ich das Bild verstecken sollen? Heute Morgen, bevor ich zum Strand gekommen bin, habe ich mir genau das überlegt. Aber das hätte so ausgesehen, als hätte ich von vornherein gewusst, dass du hier landen würdest. Und diese Gewissheit hätte sich nicht unbedingt positiv auf die ganze Operation ausgewirkt.« Er nippte an seinem Drink. »Blöd, oder?«
»Nicht unbedingt.«
»Jedenfalls habe ich das Bild nicht versteckt. Ich dachte mir, wenn du schon in meine Hütte kommst, musst du auch das Bild sehen. Ich wollte reinen Tisch machen.«
Sandy stellte ihr Glas ab. »Warum hast du nicht von Anfang an reinen Tisch gemacht?«
»Also …«
»Also?«
»Bis vor drei Monaten wusste ich
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