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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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abholen?«
    »Wann brauchen Sie sie denn?«
    »So schnell wie möglich.«
    Der Mann sah auf die Wanduhr hinter sich. Sie war über der Tür befestigt und trotzdem auf seiner Augenhöhe. »Ich glaube, das werde ich heute noch schaffen.«
    »Wann schließen Sie denn?«
    »Um sechs.«
    »Das sind vier Stunden«, sagte John und warf dem Mann einen finsteren Blick zu. »Da draußen steht aber: ›Filme entwickeln in einer Stunde !«‹
    »Sie wollen doch vier Abzüge?«
    »Wollen Sie etwa behaupten, dass es dann auch viermal so lange dauert?«
    Der Mann kniff seine dünnen Lippen zusammen und hob leicht die Mundwinkel. »Vielleicht sogar noch länger. Und trotzdem schließe ich um Punkt sechs.«
    »Sechs Uhr reicht völlig«, sagte Owen und versuchte, besonders freundlich zu klingen. »Wirklich. Das ist überhaupt kein Problem. Mein Freund hier macht nur gerne viel Wind.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte der Mann.
    Owen nahm einen Fünfzigdollarschein aus dem Geldbeutel »Ich würde gerne im Voraus bezahlen.«
    Der Mann beäugte kritisch die Banknote, dann nickte er, als hätte er soeben mit sich selbst eine Übereinkunft getroffen. »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Kommen Sie um fünf noch mal vorbei. Vielleicht sind die Bilder dann schon fertig.«
    »Vielen Dank. Dankeschön.«
    Sobald sie den Laden verlassen hatten, gab John Owen einen Klaps auf den Rücken. »Gut gemacht, Sportsfreund.«
    »Tja.« »Jetzt heißt es warten. Was sollen wir die nächsten drei Stunden machen?«
    »Keine Ahnung.« Sie überquerten die Straße.
    »Willst du noch mal zum Horrorhaus zurück und die Mädels begutachten?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was willst du dann machen?«
    »Also, eigentlich … Wir könnten uns doch trennen und so gegen fünf wieder hier treffen.«
    »Willst du mich loswerden?«, fragte John lachend.
    »Nein, das nicht… aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich selbst.«
    »Wozu?«
    »Ich wäre jetzt eben gerne ein bisschen allein.«
    »Willst du dich im Hotel frisch machen?«
    »Ich habe kein Hotel, schon vergessen?«
    »Ach so, ja. Du suchst dir jetzt ein Zimmer, hab ich Recht?«
    »Ja, ich dachte, ich fahre mal herum und sehe, ob was frei ist.«
    »Gute Idee. Wie wär’s mit dem Welcome Inn? Das erste Haus am Platze. Außerdem hat es Geschichte. Ich wollte mich ja selbst dort einmieten, aber dann ist mir der Scheißkühler geplatzt. Wenn du ein Doppelzimmer nimmst, leiste ich dir Gesellschaft.«
    Owen sah gequält drein. »Eigentlich kann ich keinen Zimmergenossen brauchen.«
    »Klar doch.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Sei doch nicht so. Ich muss sonst im Auto übernachten, Mann. Ich hab seit einer Woche nicht mehr geduscht. Und der Aufschlag für ein Doppelzimmer ist wirklich ein Pappenstiel.«
    Owen schüttelte den Kopf.
    »Komm schon, Mann. Tu mir den Gefallen.«
    »Ich will wirklich lieber allein sein.«
    »Allein sein kannst du doch immer. Du musst mich ja nicht gleich heiraten. Außerdem sind wir ein verdammt gutes Team. Du kannst mich brauchen. Die Fotos hab ich doch auch für dich gemacht, oder nicht?«
    »Dafür bekommst du ja auch ein Ticket im Wert von hundert Dollar von mir.«
    »Du hättest nie den Mumm gehabt, diese Fotos zu machen. Du bist auf mich angewiesen. Ich kann die Sachen machen, die du dich nicht traust. Ich tu alles für dich, Mann. Bitte.«
    Den werde ich wohl nie los!
    »Hör zu«, sagte Owen. »Ich will meine Ruhe haben.«
    »Ja, aber…«
    »Jetzt pass mal auf! Du gehst mir auf die Nerven! Wenn du heute Nacht in meinem Zimmer schlafen willst, dann lass mich wenigstens jetzt zufrieden. Ich will jetzt ins Auto steigen und zum Welcome Inn rüberfahren - und zwar ohne dich. Wer weiß, vielleicht ist ja alles belegt. Und je länger ich hier mit dir diskutiere …«
    »Okay, okay. Ich werd schon ohne dich klarkommen.«
    »Gut. Wir treffen uns also um fünf hier. Und wenn ich die Bilder habe, entscheide ich über heute Nacht.«
    John hob die Hand. »Bis dann«, sagte er und blieb stehen. Sie waren noch ein gutes Stück vom Parkplatz des Horrorhauses entfernt.
    »Okay«, sagte Owen.
    »Okay. Geh schon.«
    »Gut.« Owen wandte sich um und ging los.
    Und er würde sich nicht nach John umdrehen.
    »Hey, Owen?«
    Er drehte sich um.
    »Vergiss nicht, es ist eine Mitternachtsführung. Du solltest also besser für zwei Nächte buchen.« Er hob zwei Finger und lächelte niedergeschlagen.
    Als Owen ein paar Minuten später mit seinem Mietwagen vom Parkplatz fuhr, stand er immer noch an derselben

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