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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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bewölkten Nacht erinnerte. Er griff in seinen Rucksack und holte eine Ledertasche heraus, in der sich sein Nachtsichtgerät befand, ein Starlight Noctron IV. Im gespenstischen roten Licht des Infrarotobjektivs war nichts Ungewöhnliches in der Umgebung des Anwesens zu erkennen.
    Als seine Beine anfingen zu schmerzen, kroch er zurück und lehnte sich wieder gegen die Felswand. Er legte kurz das Nachtsichtgerät ab, um seinen Parka anzuziehen. Dann setzte er seine Observation fort.
    Wenn er mit seiner Theorie richtig lag, war es eigentlich sinnlos, hier eine kalte Nacht zu verbringen. Die Bestie würde ihm sicher nicht über den Weg laufen.
    Nun ja, schaden konnte es natürlich auch nicht.
    Er hätte jemanden im Haus positionieren sollen. Als Köder.
    Aber wer hätte sich da reingewagt?
    Ich. Nur ich.
    Aber dafür war es noch zu früh. Zuerst musste er das Ziel observieren, seinen Feind kennen lernen.
    Das Nachtsichtgerät wurde langsam schwer. Er legte es beiseite und aß in der Finsternis das letzte Sandwich.
    Nach einer Weile kroch er wieder nach vorne und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Felsen am Rand des Vorsprungs ab. Er überprüfte den Garten, den Waldrand, den Pavillon und sogar die Fenster des Hauses, obwohl die Glasscheiben die Wärmestrahlung, die das Nachtsichtgerät aufspürte, zurückhielten.
    Er ging um seinen Rucksack herum und pinkelte in die Finsternis.
    Dann beobachtete er weiter. Nichts. Er warf einen Blick auf die Uhr. Halb elf. Eine Stunde lag er regungslos da und grübelte weiter über seine Theorie nach. Dachte an andere Nächte, die er mit Nachtsichtgerät und Gewehr verbracht hatte. Dachte an Donna.
    Wie sie heute Morgen in Kordhose und Bluse aufgetaucht war und die Hände in die Gesäßtaschen gesteckt hatte. Ihre Hände wurden seine Hände, die die warmen, sanften Kurven ihres Hinterteils streichelten, die Knöpfe ihrer Bluse öffneten und Brüste berührten, die er noch nie gesehen hatte, sich aber lebhaft vorstellen konnte.
    Sein steifer Penis drückte gegen seine Hose.
    Zurück zur Bestie.
    Dann erinnerte er sich an das fette Gesicht von Generalfeldmarschall und Kaiser auf Lebenszeit, Euphrates D. Kenyata. Eines seiner großen, runden Augen verschwand, als es von einer Kugel durchbohrt wurde, die dem Kaiser den Hinterkopf wegriss.
    Die Bestie von Kampala war erledigt.
    Genau wie Juds Erektion.
    Nicht auszudenken, wenn ihn die Wachen erwischt hätten. Hatten sie aber nicht. Sie waren nicht einmal nahe dran gewesen. Nicht näher, als er es zugelassen hatte. Und trotzdem, wenn sie ihn erwischt hätten …
    Da!
    Am Zaun.
    Er versuchte, das Nachtsichtgerät ruhig zu halten. Irgendetwas -wahrscheinlich ein Busch - verdeckte einen Teil des Wärmebildes. Trotzdem konnte er die gebückte Gestalt erkennen, die zumindest auf diese Entfernung menschenähnlich schien.
    Die Gestalt legte sich flach auf den Boden. Offensichtlich schob sie etwas unter dem Zaun hindurch. Dann quetschte sie sich selbst durch die Lücke, hob den Gegenstand wieder auf und stellte sich aufrecht hin. Das Wesen hatte zwei Beine. Es sah sich um.
    Im Profil waren eindeutig Brüste zu erkennen.
    Die Gestalt rannte zur Rückseite des Hauses, ging die Verandatreppe hinauf und verschwand unter einem Balkon.
    Einige Augenblicke verstrichen. Dann hörte Jud das leise Klirren von zerbrechendem Glas.

    3

    Keuchend und mit Seitenstechen erreichte Jud den Zaun. Er war den Hügel hinuntergestürmt. Anstatt seine Zeit damit zu verschwenden, die Lücke zu suchen, warf er seine Taschenlampe durch die
    Gitterstäbe, sprang hoch und packte mit beiden Händen die Querstrebe unterhalb der Zaunspitzen. Er machte einen Klimmzug und drückte sich mit den Armen hoch. Aus dem Haus ertönte ein erstickter Schrei. Als er sein Gewicht zu weit nach vorne verlagerte, näherte sich eine gusseiserne Zaunspitze gefährlich seinem Bauch. Er lehnte sich zurück und hob das linke Bein. Mit dem Fuß konnte er die Strebe ertasten. Er drückte sich ab und sprang über die Spitzen. Als er auf der anderen Seite aufschlug, rollte er sich ab, richtete sich auf und hob die Taschenlampe auf. Er rannte auf das Haus zu.
    Während er die Veranda hinaufstürmte, zog er seine .45er Colt Automatik. Er überlegte kurz, ob er das siebenschüssige Standardmagazin durch das übergroße mit 20 Schuss austauschen sollte, das in seinem Parka steckte. Andererseits - wenn sieben Kugeln nicht ausreichten, um die Bestie zu erledigen …
    Die Haustür stand offen. Eines der

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