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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Besuchern den Türklopfer, der wie eine Affenpfote aussah. Dann öffnete sie die Eingangstür.
    Der durchdringende Gestank von Benzin stieg in Juds Nase.
    »Ich bitte Sie, diesen Geruch zu entschuldigen«, sagte Maggie.
    »Mein Sohn hat hier gestern etwas Benzin verschüttet. Aber keine Angst - es riecht nur hier an der Treppe so schlimm.«
    Jud betrat das Haus.
    »Wie Sie sehen, hat das Benzin auf dem Teppich wirklich hässliche Flecken hinterlassen.«
    Jud ging um die Gruppe herum, bis er die Treppe deutlich im Blick hatte. Nichts. Wo gestern noch Marys Blut gewesen war, fand sich jetzt nur ein dunkler Fleck. Jemand hatte alle Blutspuren sorgfältig beseitigt, bevor er den Teppich mit Benzin getränkt hatte.

Kapitel dreizehn
    1

    Roy erwachte mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er hatte mit dem Kopf auf seiner zusammengerollten Jeans geschlafen und stützte sich nun auf die Ellbogen. Das Feuer war seit langem verloschen. Ein Spatz pickte neben der Feuerstelle an einer der Brotkrumen, die Joni in der vorigen Nacht ausgespuckt hatte. Der Rucksack stand aufrecht und gut verschlossen neben ihm.
    Im hellen Tageslicht wirkte die Lichtung gar nicht mehr so abgelegen wie noch in der Nacht zuvor. Er hatte die umstehenden Bäume viel näher und dichter eingeschätzt. Und, was noch schlimmer war, die Lichtung lag am Fuße eines Hügels, von dem aus man sie gut einsehen konnte.
    Plötzlich hörte er das Brummen eines Motors und sah ein blaues Auto vorbeirauschen.
    »Ach du Scheiße«, murmelte er.
    Roy öffnete den Schlafsack, kroch hinaus und griff nach seiner Jeans. Er zog seine Unterhose aus dem Hosenbein und versuchte auf einem Fuß hüpfend hineinzuschlüpfen.
    Dann hörte er Stimmen.
    »Ach Scheiße, ach du Scheiße.«
    Er ließ sich auf den Schlafsack fallen und zog sich schnell die Jeans über.
    Auf dem Hügel über dem Lagerplatz erschienen zwei Wanderer -ein Pärchen -, das ähnliche Filzhüte trug, wie er sie auch im Wandschrank von Karen und Bob gesehen hatte. Sie kamen immer näher.
    Hastig schloss er Reißverschluss und Gürtel.
    Das Pärchen betrat die Lichtung.
    Er konnte es kaum glauben! Der beschissene Wanderweg führte direkt an seinem Lagerplatz vorbei.
    »Ja, hallo«, sagte der Mann und wirkte angenehm überrascht.
    »Hi«, sagte die Frau an seiner Seite. Sie konnte nicht älter als achtzehn sein.
    »Hallo«, antwortete Roy. »Jetzt hätten Sie mich fast mit heruntergelassenen Hosen erwischt.«
    Das Mädchen grinste. Sie hatte einen breiten Mund und große Vorderzähne. Und außerdem sehr große Brüste, die unter ihrem engen, dunkelgrünen Tanktop hin und her wippten. Ihre Beine waren gebräunt und muskulös.
    Der Mann zog eine Pfeife aus der Hosentasche. »Sie haben Ihr Zelt ja mitten auf dem Wanderweg aufgeschlagen«, sagte er.
    »Ich wollte mich nicht verirren.«
    Er nahm einen Tabaksbeutel aus der Gesäßtasche und stopfte die Pfeife. »Wo haben Sie Ihr Wasser her?«
    »Ich bin ohne ausgekommen.«
    »Ungefähr eine Meile von hier gibt es einen öffentlichen Campingplatz.« Er deutete mit dem Pfeifenstiel auf den Hügel hinter sich. »Hier ist campen nämlich verboten.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Doch, doch. Es ist nur in ausgeschilderten Bereichen erlaubt.«
    »Da gefällt’s mir nicht. Zu überfüllt. Da bleibe ich lieber zu Hause.«
    »Ja, es ist schrecklich«, pflichtete ihm das Mädchen bei.
    »Jau«, sagte der Mann und zog an seiner Pfeife.
    »Wohin sind Sie denn unterwegs?«, fragte Roy in der Absicht, sie loszuwerden.
    »Stinson Beach«, antwortete der Mann.
    »Wie weit ist das denn?«, fragte Roy.
    »Wir wollen gegen Abend dort ankommen.«
    »Na dann, gute Reise«, sagte Roy.
    »Sie sind ziemlich gut ausgerüstet. Darf ich fragen, wo Sie sich eindecken?«
    »Ich bin aus L.A.« »Wirklich? Kennen Sie Kelty’s in Glendale?«
    »Ja, da kaufe ich normalerweise ein.«
    »Ich auch. Diese Stiefel habe ich mir dort besorgt. Das dürfte inzwischen sechs Jahre her sein.« Selbstzufrieden sah der Mann auf seine Schuhe.
    »Wer liegt denn da noch in Ihrem Schlafsack?«, wollte die Frau wissen.
    Roys Eingeweide krampften sich zusammen. Er dachte an sein Messer. Er hatte es in sein Hemd gewickelt - es lag in Reichweite seiner rechten Hand.
    »Meine Frau«, sagte er.
    Der Mann grinste und klemmte sich die Pfeife zwischen die Zähne. »Sie schlafen in einem Schlafsack?«
    »Klar. Ist sehr kuschelig.«
    »Aber da können Sie sich ja überhaupt nicht umdrehen.«
    »Muss ich auch nicht.«
    Der Mann lachte.

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