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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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parkte vor Sarahs Diner. Der einzige Wagen, den er sonst noch sah, war ein Porsche, der scheinbar Mühe hatte, die Geschwindigkeitsbegrenzung auch nur annähernd einzuhalten.
    Zu seiner Linken lag das Horrorhaus, verlassen und öde. Sobald er die Hügel hinter dem Anwesen erkennen konnte, nahm er den Fuß vom Gas. Bald würde er dort hinaufklettern müssen, um den Rest seiner Ausrüstung zu holen.
    Am Stadtrand angekommen kehrte er um, fuhr wieder am Horrorhaus vorbei und parkte vor einem noch geschlossenen Friseurladen. Dann schlenderte er zur Ticketbude hinüber.
    An den Wänden der Bude waren mehrere Zeitungsartikel in Glasrahmen angebracht. Einige davon handelten von den Morden, andere von den Führungen. Er konnte sie nicht alle durchlesen -dafür hatte er keine Zeit. Außerdem wollte er keine Aufmerksamkeit auf sich lenken.
    Er verglich die große Zeitanzeige über der Ticketbude mit seiner Uhr. Die erste Führung begann um zehn Uhr - also in drei Stunden.
    Jud steckte die Hände in die Hosentaschen und schlenderte den Gehweg entlang, tat so, als würde er ein Gebäude bewundern, und versuchte, wie ein Tourist mit zu viel Zeit und einer Vorliebe für Morgenspaziergänge auszusehen.
    Hinter der nächsten Kreuzung verschwand er im Wald und schlich sich zum Horrorhaus zurück.
    An einer Stelle fand er mehrere Meter vom Zaun entfernt eine Lücke zwischen den Bäumen, die sowohl einen exzellenten Blick auf das Horrorhaus als auch gute Deckung bot. Er ging in die Hocke und wartete.

    3

    Kurz nach halb zehn parkte ein Wohnmobil an der Front Street. Ein Mann stieg aus, besah sich die Ticketbude und kehrte zu seinem Gefährt zurück, um seine Frau und seine drei Kinder zu holen. Bald darauf erschien ein junges Pärchen in einem VW.
    Jud ging ebenfalls zur nach wie vor verlassenen Ticketbude.
    Im Horrorhaus konnte auch niemand sein, es sei denn, er hätte sich eingeschlichen, nachdem Jud seine Observation beendet hatte. Und das bezweifelte er stark.
    Immer mehr Leute strömten heran. Jud beobachtete das fensterlose Haus gegenüber. Seine Tür blieb geschlossen. Der grüne Lieferwagen stand vor der Garage.
    Endlich - zehn Minuten vor Beginn der ersten Führung - traten Maggie und Wick aus dem Haus.
    Maggie hatte sich bei Wick untergehakt. Den Gehstock schleifte sie wie eine nutzlose Last hinter sich her. Gemächlich überquerten sie die Front Street.
    Wick half ihr über den Bordstein, dann ließ er ihren Arm los. Maggie stützte sich schwer auf ihren Gehstock. »Willkommen im Horrorhaus. Ich bin Maggie Kutch, die Besitzerin dieses Anwesens«, rief sie mit lauter Stimme. »Eintrittskarten können Sie bei meinem Mitarbeiter hier kaufen.« Sie deutete mit dem Stock auf Wick Hapson, der gerade dabei war, die Ticketbude aufzuschließen. »Erwachsene bezahlen vier Dollar, Kinder unter zwölf Jahren die Hälfte. Nicht viel für ein unvergessliches Erlebnis.«
    Das Publikum lauschte schweigend und gespannt. Als Maggie ihre Ansprache beendet hatte, rannten diejenigen, die noch keine Eintrittskarten hatten, auf die Bude zu.
    Maggie öffnete das Drehkreuz und ging hindurch.
    »Sie schon wieder?«, fragte Wiek, als sich Jud der Bude näherte.
    »Ich kann einfach nicht genug kriegen.« Er schob eine Fünf-Dol-lar-Note unter der Glasscheibe am Schalter hindurch.
    »Wo ist denn Ihre Freundin?«
    »Welche Freundin?«
    »Na, die, die hier so einen Radau veranstaltet und jedem ihre Titten gezeigt hat.«
    »Tja, das frage ich mich auch«, entgegnete Jud.
    »Ist wohl in der Klapse gelandet.« Wiek kicherte und entblößte dabei seine krummen braunen Zähne.
    Jud trat durch das Drehkreuz. Sobald sich die Gruppe um sie versammelt hatte, setzte Maggie ihre Rede fort.
    »Das Haus ist seit 1931 für Besucher zugänglich, kurz nachdem mein Mann und meine drei Kinder einer fürchterlichen Schandtat zum Opfer fielen. Jetzt fragen Sie sich sicher, weshalb ich Menschen durch ein Haus führe, das der Schauplatz einer solch schrecklichen, persönlichen Tragödie war. Die Antwort ist einfach: G-E-L-D.«
    Unsicheres Gelächter ertönte.
    Maggie humpelte die Treppe zur Veranda hinauf und deutete mit ihrem Stock auf den Balkon. »Dort oben haben sie den armen Gus Goucher aufgeknüpft.«
    Jud hörte aufmerksam zu. Er verglich jedes Detail, das Maggie preisgab, mit seiner Theorie. Nichts, was Maggie erzählte, sprach gegen die Täterschaft Gouchers. Er folgte Maggie zur Eingangstür. Diese schilderte inzwischen Officer Jensons Eindringen und zeigte den

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