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Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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ihren Hals legten und zudrückten.
    Erfüllt von Entsetzen fuhr sie zurück und verlor das Gleichgewicht. Mit dem Rücken prallte sie auf der Erde auf, während Alan erschrocken ein Stück zurückwich. „Was hast ...“
    „Du hast mich einmal ...“ Ihre Stimme war ein heiseres Kieksen. Wieder sah sie, wie Alan sie würgte, spürte die Atemlosigkeit, das Brennen ihrer Lungen, die nach Luft gierten, sah die fahlen Flecken, die vor ihren Augen zu tanzen begannen und dann abgelöst wurden von alles verschlingender Finsternis ...
    Erfüllt von Panik schloss sie die Augen.
    „Was hast du?“, fragte Alan. „Woran erinnerst du dich?“ Seine Stimme war angefüllt mit Grauen. Wusste er, woran sie sich erinnerte?
    Sie öffnete die Augen wieder, sah ihn an. In seinem Blick stand Qual. „Du hast mich auch mal erwürgt!“, hauchte sie. Und in diesem Moment sah sie wieder, wie er den Briefbeschwerer mit der Triskele hob und auf sie niedersausen ließ. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich ziemlich schnell damit abgefunden, dass er sie mit diesem verflixten Briefbeschwerer erschlagen hatte – immerhin lebte sie, von einem Mord an ihr konnte also eigentlich nicht die Rede sein. Trotzdem hatte die Vorstellung, dass er fähig war, sie zu erdrosseln – langsam und unbarmherzig –, eine ganz andere Qualität.
    „Du hast ... mich ...“ Zum zweiten Mal konnte sie es nicht aussprechen. Sie räusperte sich, und in diesem Augenblick war sie froh darüber, dass ihre Erinnerung nicht weiter reichte als bis zu dem Punkt, an dem sie am Strand von Schottland aufgewacht war. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Wie oft?“
    Er schluckte schwer. Er brauchte lange, bevor er ihr die Antwort geben konnte. „Unzählige Male“, wisperte er dann. „Es gehört zu dem Fluch. Ich ...“
    Sie wollte es nicht hören. Die Panik schlug über ihr zusammen wie eine riesige, alles verschlingende Woge, begrub sie unter sich, bis sie sich vorkam, als würde sie zermalmt werden. Hastig rappelte sie sich auf, kam auf die Füße, wich zurück.
    Alan sprang gleichfalls auf. „Rose, ich ...“ Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie kreischte: „Fass mich nicht an!“
    Als habe sie ihn geschlagen, zuckte er zurück. „Ich werde dir nichts tun!“, versprach er, dann hielt er inne, lauschte in sich hinein. Täuschte sie sich, oder leuchteten seine Augen plötzlich heller, blauer?
    Sie wich rückwärts. Der Schmerz und die Schuld, die sie in seinen Augen sah, brannten auf ihrer Haut.
    „Ich werde dir nichts tun!“, wiederholte er, und sehr leise, so leise, dass sie es kaum verstehen konnte, fügte er hinzu: „Jedenfalls nicht heute.“
    Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie warf sich herum. Und dann rannte sie.
    „Rose!“ Seine Stimme hallte zwischen den eng stehenden Bäumen wider, aber sie achtete nicht darauf.
    Erfüllt von grenzenloser Panik hetzte sie tiefer und tiefer in den Wald hinein.
     
    Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war, als sie endlich atemlos und keuchend anhielt. Rings um sie herum standen die Bäume so eng, dass sie kaum zehn Schritte weit sehen konnte. Tiefe, fast unnatürliche Stille umgab sie, legte sich ihr wie Watte auf die Ohren und ließ ihren eigenen Herzschlag überlaut wirken. Langsam drehte sie sich einmal um die eigene Achse.
    Sie schien Alan abgehängt zu haben.
    Sie war allein.
    Oder?
    Ein lautes Knacken im Unterholz ließ sie zusammenzucken. „Ist da wer?“, fragte sie ängstlich. Sie lauschte. Nichts. „Alan?“, fügte sie zaghaft hinzu.
    Die Büsche zu ihrer Linken rauschten, als würde sich etwas Großes seinen Weg hindurch bahnen.
    Rose nahm ihre letzten Kräfte zusammen und eilte weiter.
    Sie kam nicht sehr weit. Sie stolperte durch ein Gebüsch, dessen Zweige ihr ins Gesicht und gegen den Oberkörper peitschten. Und dann taumelte sie auf eine kleine Lichtung, auf der in einem Kreis mehrere bunt angemalte Wagen standen. Vier Männer saßen im Kreis um ein Feuer und blickten Rose überrascht an.
    „Holla!“, rief einer von ihnen, ein hünenhafter, grobschlächtig wirkender Kerl mit langen, verfilzten Haaren und einer Nase, die er sich offenbar erst kürzlich gebrochen hatte. Er erhob sich. Er schwankte leicht und wirkte ziemlich betrunken. „Wen haben wir denn da?“
    Roses Blick huschte durch das kleine Lager. Offenbar war sie auf eine Gruppe von Outlaws gestoßen, die es in dieser Zeit bestimmt haufenweise gab. Na klasse!
    Sie wich einen Schritt

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