Der Ketzerlehrling
Margaret. »Du hast getan, was in deinen Kräften stand, und wir sind dir zu Dank verpflichtet. Er war unser Verwandter und ein guter Mann, und ich bin sehr froh, daß er einen so guten Jungen auf dieser langen Reise bei sich hatte.« Sie ergriff die Schatulle, die Jevan wieder auf den Tisch gestellt hatte, und ließ mit unverhohlener Bewunderung die Finger über das vergoldete Schnitzwerk gleiten. »Nun, wenn sie für Girard bestimmt ist, dann werde ich sie wegstellen, bis Girard wieder da ist. Das ist eine Angelegenheit des Hausherrn.«
»Sogar der Schlüssel«, sagte Jevan, »ist ein Kunstwerk. Also erweist sich abermals, daß Fortunata ihren Namen zu recht trägt, wie Onkel William immer sagte. Und das Mädchen ist immer noch auf dem Markt und weiß noch nichts von seinem Glück!«
Margaret öffnete den hohen Schrank, der in einer Ecke des Zimmers stand, und versorgte sowohl die Schatulle als auch den Schlüssel auf einem der oberen Borde. »Hier bleibt sie, bis Girard zurückkommt, und er wird sie aufbewahren, bis mein Mädchen auf den Gedanken kommt, zu heiraten, und vielleicht ein Auge auf einen Burschen wirft, den sie zum Manne haben möchte.«
Alle Augen waren Williams Geschenk gefolgt. Aldwin sagte säuerlich: »Es wird eine Menge Männer geben, die sie zur Frau haben wollen, wenn sie einmal Wind davon bekommen haben, daß sie etwas mit in die Ehe bringen wird. Sie wird Eures guten Rates bedürfen, Mistress.«
Conan hatte überhaupt nichts gesagt. Er war nie ein großer Redner gewesen. Seine Augen folgten der Schatulle, bis die Schranktür wieder geschlossen war, aber alles, was er zu sagen hatte, sagte er erst, als Elave aufstand, um sich zu verabschieden. Der Schafhirte stand gleichfalls auf.
»Ich mache mich auf den Weg. Ich nehme das Pony und sehe zu, ob ich den Herrn finden kann. Aber ob ich ihn finde oder nicht – am Abend bin ich wieder hier.«
Als alle zu ihren Beschäftigungen zurückkehrten, ergriff Margaret Elaves Ärmel und hielt ihn fest, bis die anderen gegangen waren.
»Ich bin sicher, du verstehst, wie die Dinge liegen«, sagte sie vertraulich. »Ich wollte nichts sagen, solange die anderen dabei waren, Elave. Du hast dich mit der Wirtschaft ausgekannt und schwer gearbeitet, und Aldwin kann dir, um die Wahrheit zu gestehen, nicht das Wasser reichen, obwohl er tut, was in seinen Kräften steht, und das, was von ihm verlangt wird, halbwegs ordentlich erledigt. Aber er wird älter und hat kein eigenes Heim und keine Angehörigen, und was würde aus ihm werden, wenn wir ihn jetzt entließen? Du bist jung, es gibt eine Menge Kaufleute, die dich nur zu gern anstellen würden, bei dem, was du von der Welt weißt. Du nimmst es mir doch nicht übel …«
Elave hatte gleich begriffen, worauf sie hinauswollte, und unterbrach sie hastig, um sie zu beruhigen. »Nein, nein, auf gar keinen Fall! Ich habe nie daran gedacht, meine alte Stellung wieder einzunehmen. Um alles in der Welt würde ich Aldwin nicht vertreiben wollen. Ich bin froh, daß er hier für den Rest seines Lebens sicher untergebracht ist. Meinetwegen braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen; ich werde mich umsehen und eine geeignete Arbeit finden. Ich werde es Euch nicht übelnehmen, wenn Ihr mich nicht wieder aufnehmt. Damit habe ich von vornherein gerechnet. Mir ist in diesem Hause nur Gutes widerfahren, und das werde ich nicht vergessen. Nein, Aldwin kann auch weiterhin seine Arbeit tun, und ich wünsche ihm alles Gute.«
»Das sieht dem Jungen ähnlich, an den ich mich erinnere!« sagte sie erleichtert. »Ich wußte, daß du es so auffassen würdest, wie es gemeint war. Ich hoffe, du findest eine gute Stelle bei einem reisenden Kaufmann, einem, der Überseehandel betreibt, das wäre das Richtige für dich, nach allem, was du erlebt und getan hast. Aber du kommst doch morgen nach Onkel Williams Beisetzung und ißt mit uns?«
Er versprach es gern, froh darüber, daß ihr Verhältnis geklärt war. In Wirklichkeit glaubte er sogar, daß er sich hier eingeengt und gehemmt gefühlt hätte, beschäftigt mit dem Kauf von Tieren und dem Auszahlen von Löhnen, dem Abwiegen und Verkaufen von Wolle und den kleinen Einnahmen und Ausgaben eines guten, aber eng umgrenzten Geschäfts. Er wußte noch nicht so recht, was er eigentlich wollte, aber er konnte es sich leisten, sich eine Weile umzusehen, bevor er sich festlegte. Als er durch die Tür auf den Hof trat, stieß er auf Conan, der auf dem Weg zum Stall war, und blieb stehen, um
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