Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Zusa m menstoß mit den Römern in den östlichen Alpen, und ihre Wand e rung hatte sie weit nach Westen in das G e biet der Ga l lier geführt. Vor zwei Jahren hatte sich eine große Gruppe vom Zug abgespalten und sich mit einigen Stammesfürsten im Quellgebiet des Rheins arrangiert. Der Großteil der Wandernden aber hatte kein Unte r kommen gefunden und war weitergezogen. Im Gebiet der Rhone hatte man für eine Zeit die Möglichkeit g e funden, einen längeren Aufen t halt zu organisieren und Nahrung für Me n schen und Tiere zu finden. Die U n zufriedenheit der Leute wuchs, man war ausgezogen um neues Land zu finden und nicht, um sein Leben auf der Wa n derschaft zu verbringen. Nirgends hatte sich eine ausreichend große Fläche gefunden, die die vier Stämme gemeinsam hätten besiedeln können. Im Rat der Könige wurde der Vorschlag gemacht, mit den Römern zu kooperieren und unter deren Pr o tektorat eine Ansiedlung gegen den Willen ortsa n sässiger Stämme durchzusetzen. Seit vier Jahren waren ihnen römische Verbände gefolgt, die laufend Meldung über die Bewegung der Menschenmassen nach Rom gaben.
Eines Tages im Morgengrauen sahen sich die Ce n tur i onen der beobachtenden Truppen einer Abor d nung der Barbaren gegenüber. Der Auftritt war wie immer ausgesprochen eindrucksvoll inszeniert, die Gruppe nach Unterhändlern, Priestern und schü t zender Garde gestaffelt. Inzwischen war der Ei n satz eines Überse t zers überflüssig, denn viele der Barbaren hatte in der Zeit, die sie auf gallischem Gebiet verbracht hatten, die lateinische Sprache oder zumindest das absolut No t wendige davon g e lernt. Die Botschaft war schnell ü berbracht: die Fürsten der vier Stämme ersuchten die Herren von Rom, ihnen und ihren Völkern ein Gebiet zu ne n nen, das sie mit Duldung Roms besiedeln kön n ten. Im Gegenzug würden sie sich als Verbündete Roms betrachten und in zukünftigen Auseinanderse t zu n gen nicht mehr gegen, sondern für die R ö mer kämpfen. Die Centurionen versprachen, die Frage dem Senat zur Entscheidung vorlegen zu lassen und den Beschluss zu überbringen.
Vier Monate später kam der ungeduldig ersehnte B e scheid. Überbracht jedoch nicht von römischen Unte r händlern, sondern von Consul Junius Cilanus in Begle i tung eines Heeres aus drei Legionen: Rom sieht keine Möglichkeit, eine Masse dreckiger Ba r baren in den von ihm kontrollierten Gebieten anz u siedeln. Auf eine U n terstützung durch die Wahnsinnigen, die man aus den Berichten es Pap i rius Carbo ausreichend kennen g e lernt habe, lege man keinerlei Wert. Die Barbaren sol l ten entweder für immer aus dem Blickfeld Roms ve r schwinden oder hier im Kampf untergehen. Diese Nachrichten wurden den Fürsten in Form eines kurzen Schre i bens überreicht.
Die Enttäuschung der Heimatlosen war grenzenlos, denn die Erwartungen waren in der Zeit des Wa r tens gewachsen, und das Ende der Wanderschaft schien allen schon in greifbare Nähe gerückt. Die Verzwei f lung entlud sich in Wut. Auf keinen Fall würde man diese Ablehnung mit einem Rückzug quittieren. Wenn die Römer den Kampf wollten, dann konnten sie ihn hier und jetzt haben.
Die Reihen bega nnen sich zu formieren, mehrere L i nien von Fußsoldaten mit Schwertern und farb i gen Schilden folgte die Reiterei, und ihnen wiede r um weit e re Kämpfer zu Fuß. Die Römer nahmen ebenfalls Au f stellung und beobachteten die Masse an Kriegern b e sorgt. Die Generäle versuchten, ihre Soldaten auf den Glanz und den Ruhm der röm i schen Legionen einz u schw ö ren, doch der Eindruck war zu stark, den die großgewachsenen Gegner mit den zornigen G e sichtern machten. Jetzt begannen dazu noch einzelne Reiter durch eine Gasse in den Reihen auf die Römer zuzure i ten und Unverstän d liches herüberzubrüllen. Allem Anschein nach ha n delte es sich um Beleidigungen, denn jede Anspr a che wurde mit dröhnendem Geläc h ter der Barbaren quittiert.
Der nächs te Krieger, der nach vorn ritt, machte sich die Mühe, seine Beschimpfungen in Latein vorzubringen. Er besaß einen erstaunlichen Wor t schatz, mit dem er den Römern klarmachte, dass er sie für Feiglinge und Drückeberger hielt, die sich mit ihren Mägden verlu s tierten, wä h rend echte Männer in den Kampf zogen und ihre Gegner zu Vogelfutter verarbeiteten. Ein zweiter Reiter gesel l te sich zu ihm, richtete sich im Sa t tel auf und zeigte mit dem Finger auf einen der Zent u rionen.
„He, dich kenne ich! Du schleichst doch schon
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