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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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schossen Gedanken an Rom durch seinen Geist, an sein Haus, an Metrob i us und die A bende, die sie zusammen verbracht hatten. Er sah seine Frau vor sich. Die Frau, die er noch gar nicht richtig kennen gelernt hatte, und er fragte sich, ob sie wohl nach den wenigen Nächten mit ihm schwanger gewo r den war. Er wollte sein Kind sehen, er wollte feiern, er wollte fressen und saufen, er wollte auf dem Forum plädieren, und er wollte seinem Vater beweisen, dass er ein prächt i ger Sohn war. Er wollte leben. Nass, drec k b e schmiert und gedemütigt stand er in diesem engen Alpental, und selbst der graue Hi m mel schien ihm das Recht auf sein Leben verwehren zu wollen.
    Der Zug der Reiter kam näher. Lucius versuchte sich zu beruhigen und reckte den Hals, um die we i ßen Frauen zu erspähen. Doch soweit er blicken konnte, sah er nur Reiter. Ganz an der Spitze des Zuges, der nun die Gefangenen erreicht hatte, ritt ein älterer Mann. Hager, das Blond seines Haares gelichtet und ergraut. Anders als bei den übrigen Kriegern fielen ihm die Strähnen ohne aufwändige Frisur glatt auf die Schultern. Ein schmuckloser grauer Mantel hül l te die Gestalt ein, und als er eine Hand hob zum Zeichen, dass er sprechen wollte, sah Lucius, dass er wie die einfachen Krieger unter dem Mantel keine Tunica trug, sondern mit bloßem Oberkörper auf seinem Pferd saß. Seinen Rang markierten nur die ma s sigen go l denen Spangen um beide Oberarme, doch auch ohne diesen Schmuck wäre er sofort als der A n führer zu erkennen gew e sen, so herrisch war seine Miene, so selbstbewusst seine Ha l tung. Was der Mann sagte, war nicht zu verstehen, denn er sprach mit einer Stimme, die wahrscheinlich nur bis zu dem neben ihm reitenden Übersetzter reichte, der an seiner Stelle laut und in fehlerfreiem Latein die Ansprache seines Für s ten wiederholte. „Bojord, der König der Kimbern, hat den römischen Kriegern folgendes zu sagen: das Volk der Kimbern hat nie den Kampf mit Rom g e sucht, doch wann immer Rom die Waffen sprechen lassen wollte, standen er und seine Krieger bereit. Die Tapfe r keit der Soldaten und die Lebensverac h tung der röm i schen Truppen haben sie zu würdigen Gegnern g e macht. I n den vergangenen Ause i na n dersetzungen haben wir sie als Krieger achten g e lernt. Umso mehr ist es Bojords Wunsch und der Wunsch des ganzen Stammes, die Waffen von he u te an für immer ruhen zu lassen und friedlich z u sammenz u leben. Als Zeichen des guten Willens und aus Ac h tung vor der Ta p ferkeit der römischen Krieger schenken wir den Gefangenen das Leben und die Freiheit und schwören, dass wir sie nicht weiter verfolgen, solange sie sich nicht gegen uns we n den. Bojord und seine Krieger wünschen, dass die R ö mer heimkehren und von den Absichten der Ki m bern Zeugnis ablegen, so dass endlich Frieden mö g lich wird.“
    Lucius fühlte, wie ihn seine Kräfte verließen. Er torke l te zur Seite und stieß gegen einen Kam e r a den, der sich ebenfalls nicht mehr aufrecht halten konnte. Gemei n sam fielen sie auf die Knie und hie l ten sich in den A r men. Es dauerte eine Weile, bis sie spürten, dass die unerwartete Wärme in ihren Gesichtern von den Tr ä nen kam, die ihnen die Wangen hinunterliefen.

10. Kapitel
    Der Tod des Kriegers
     
    Die Offiziere erhielten ihre Pferde und jeder Mann ein Schwert zurück, dann zog die geschl a gene A r mee unter den kalten Blicken der Barbaren aus dem engen Tal der Athesis. Mehrere Tage waren die römischen Truppen unterwegs, bis sie die relative Sicherheit des Padus e r reicht hatten. Dort schlugen die beiden Legionen das Lager auf, um die Bew e gungen der Ge g ner weiter im Blick zu behalten, während Boten die katastrophalen aber nicht übe r raschenden Nachrichten nach Rom brachten: Ital i en lag offen und ohne Schutz vor dem Zug der Barbaren.
    Die Nachrichten erreichten Marius in Rom. Er ha t te seine Aufgabe erfüllt und den Zug der Ambronen und Teutonen gestoppt, ja mehr noch, er hatte die beiden Stämme vernichtet bis auf wenige Gefang e ne, die se i nen Triumphzug schmücken sollten oder bereits in die Provi n zen als Arbeitssklaven abtran s portiert waren.
    Was war geschehen?
    Marius war mit seinen sechsunddreißigtausend Mann ins Rhonetal gezogen, um dort die Rückkehr der Ba r baren abzuwarten. Er hatte den Angriff so lange hi n ausgezögert, bis er sich sicher sein konnte, dass seine Soldaten sich an den Anblick der e r schreckenden Ge g ner gewöhnt hatten statt aus Angst die Flucht

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