Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
aus dem Staub g e macht. Es waren nur wenige Krieger, die entk a men, denn der Großteil der Kavallerie Jugurthas war in di e ser Schlacht vernichtet worden. Die r ö mischen Reiter brachen in ein Jubelgeheul aus, als sie erkannten, dass sie es gewesen waren, die die Schlacht um Cirta en t schieden hatten. Sie sprangen von den Pferden und fielen sich in die Arme. Man drängte sich zu Lucius, den man ohne Ansehen se i nes Ranges scherzhaft als Hasardeur und Wahnsinn i gen beschimpfte, wobei man ihm mit der Faust auf die Brust oder den Bizeps schlug. Andere nahmen ihn in ihrer Begeisterung kurz in den Schwitzkasten oder knufften ihm in den Bauch. Der Taumel nahm kein Ende, und irgendwann h o ben sie ihn auf die Schultern und trugen ihn zurück ins Lager, wobei jeder versuchte, ihn zumindest einmal mit der Hand zu berühren. Er hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen.
Die folgenden Wochen erlebte Lucius in einem i n neren Zwiespalt. Einerseits genoss er seine Popul a rität unter den Kavalleristen und nutzte jede Gel e genheit sich unter seine Leute zu m i schen. Andere r seits war er auf der Hut vor Marius. Die Eing e bung, die er im Moment des A n griffs gehabt hatte, beschäftigte ihn, ständig suchte er im Verhalten seines Vorgesetzten nach A n zeichen der Able h nung, ja des Verrats. Aber Marius war von gleich bleibendem Wohlwollen. Lucius’ Ei n druck von se i ner ersten Begegnung am Beginn dieses Feldzuges bestätigte sich jeden Tag aufs Neue. Marius war in seinem Element und im Vergleich zu dem Mann in Rom wie ausgewechselt. Sein Auftreten war immer selbstbewusst, er war entspannt und ruhig, und nichts schien seiner Aufmerksamkeit zu entgehen. Seine En t scheidungen waren intelligent und wu r den schnell und sicher gefällt. Sein Verhalten Luc i us gegenüber war ausgesprochen koll e gial, verließ aber nie eine nüchterne und professionelle Ebene. Genau diese respektvoll-sachliche Haltung war es, die Lucius als eine besondere Wohltat empfand. Die Anerkennung, die er in Rom erhalten hatte, war immer mit einem Augenzwinkern einher g e kommen, jeder meinte, ihm gegenüber auf seine amourösen Abenteuer und seinen Ruf als Leb e mann anspi e len zu dürfen, egal um welches Thema das Gespräch sich letztlich drehte. In diesem Kreis j e doch hatte sein Einsatz in der Schlacht sein bish e riges Leben aufgewogen, und niemand hätte es w a gen dürfen ihm mit Kumpelhaftigkeit oder gar H e rablassung zu bege g nen, er hätte sofort die gesamte Legion gegen sich g e habt. Nach und nach rang L u cius sich zu der Einsicht durch, dass auch Marius keine Hintergedanken hegte und keine Fallen für ihn bereithielt, dass die politischen Zwistigkeiten Roms im Angesicht des Feindes ohne Bedeutung waren.
Zusammenhalt war auch bitter nötig. Sie hatten es g e schafft, in einer zweiten Schlacht J u gurtha wi e derum schwere Verluste zuzufügen und ihn mit seinen restl i chen Truppen weiter ins Landesinnere zu treiben. Aber sie waren weit davon entfernt den Feldzug beenden zu können. Die Gegner waren in den Weiten des Landes verschwunden, und sie selbst waren gezwungen, ihre Truppen auseinander zu ziehen. Die Sicherung der Stadt Cirta, die bald nach ihrer Rüc k eroberung von den ersten wagem u tigen Händlern aus Rom wiederaufg e baut wurde, benötigte eine große Anzahl an Soldaten. Auße r dem mussten sie ihre Legionen über die ganze Strecke bis zum Meer verteilen um den Nachschub aufrecht zu erhalten. Sie hatte ursprünglich damit g e rechnet, mit gering besetzten Posten die Verbi n dung gewährleisten zu können. Bald aber hatte J u gurtha, der ihre Schwachpunkte sofort erkannt ha t te, begonnen die Posten anzugre i fen, um sofort d a nach wieder in der Wüste zu verschwinden und einen weiteren Angriff vorzubereiten. Da niemand vorhersagen konnte, we l chen Posten es als nächstes treffen würde, w a ren sie gezwungen, die Besatzung der einzelnen Lagern deu t lich zu erhöhen, was wi e derum ihre Schlagkraft an der Front verringerte. Obwohl die gegnerische Armee en t scheidend g e schwächt sein musste, konnte niemand vorhers a gen, wie lange sie hier noch festgehalten w ä ren. In der Zwischenzeit allerdings hatte Jugurtha die Möglichkeit neue Verbündete zu finden und seine A r meen wieder aufzufüllen.
Die Situation erschien völlig ausweglos, als eines A bends Späher eine Gruppe von Menschen und Kam e len in der Wüste meldeten. Sofort wurden Reiter ausg e schickt, um die Karawane anzuhalten und zu durchs u
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