Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Vasallenkönig würde als Aggression gegen Rom gewertet und entspr e chend geahndet werden.
Es gab zwei Möglichkeiten, wie sich dieser Konflikt au f lösen konnte: entweder Mithr i dates kuschte vor der Macht Roms, dann würden endlich Zahlungen fließen. Oder er ließ sich provozieren und zog gegen den winz i gen Vasallenkönig zu Felde, dann kö n nte Äquilius seine Schuld bei Marius einlösen und ihn für das Kommando gegen Mithridates a n fordern.
Der König entschied sich für die zweite Möglichkeit, er griff zu den Waffen. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer, denn er war gut genug informiert, um von den Kämpfen zu wissen, in die Rom gerade jetzt vor der e i genen Haustür verwickelt war. Umso risikoloser konnte Mithridates eine Provokation des Imperiums wagen. Und umso besser war der Zeitpunkt, jetzt noch zwei Schritte weiter zu gehen und die asiatischen Provinzen zu bese t zen. Und zu allem Überfluss entsandte er auch noch se i ne Flotte in die Ägäis. Die Stimmung in Griechenland und Asia kam ihm dabei en t gegen. Das Joch, das Rom dieser einst so reichen Provinzen aufgebürdet hatte, war mit den Jahren immer schwerer geworden. Jahr für Jahr kamen neue Steuerpächter, Händler und Staat s beamte, die sich hier in der Ferne die Taschen füllen wollten. Immer drückender wurden die Steuerla s ten, und immer weniger blieb für die Menschen dort zum Überleben. Als Mithridates Asia angriff, begrüßten sie ihn als den Befre i er. Auch die griechischen Provinzen, allen voran Athen, die der römischen Herrschaft ebenfalls längst übe r drüssig waren, liefen begeistert zu dem neuen Herrscher über.
Das war nun deutlich mehr, als Äquilius und die röm i schen Gesandten sich ausgemalt hatten. Der g e samte östliche Teil des Imperiums drohte abz u brechen und zum Reich des Mithridates überzulaufen. Als die erschrec k enden Nachrichten Rom erreichten, waren gerade die Kriege gegen die eh e maligen Bundesgenossen beendet, so dass Rom handeln und die freigewordenen Truppen in die Ägäis einschiffen konnte.
Doch diese neuen Entwicklungen schienen an Marius vorbei zu gehen. Schon die Tatsache, dass er seinen ü belsten Widersacher von Erfolg zu Erfolg schreiten hatte sehen müssen, hatte ihn innerlich fast zerrissen. Sullas Siegen auf dem Schlachtfeld war als logische Kons e quenz der Sieg bei der Wahl zum Konsul gefolgt. Der Weichling und L e bemann von damals war erster Konsul des mächtigsten Staates der Erde. Marius hasste ihn. Während er selbst hart und voll Selbstdisziplin einen Schritt nach dem anderen geplant hatte, war diesem A u todida k ten das Glück in den Schoß gefallen. Immer hatte er einen anderen Weg gewählt als der Ve r stand und die Erfahrung raten konnten, und immer hatte er Erfolg damit gehabt. Als Marius damals vor Cirta beobachtet hatte, wie Sulla nach dem vorgezogenen Signal zum A n griff auf die gegnerischen Reiter zugerast war, war er sich sicher gewesen, den Schönling los geworden zu sein. Doch der hatte überlebt. Er war nicht nur von der Wahnsinnsmi s sion nach Mauretanien zurückgekehrt, sondern hatte den aussichtslosen Feldzug beendet. Wä h rend er, Marius, fieberhaft nach einer strategischen Var i ante gesucht hatte, die sie aus der Klammer der jugurth i nischen Truppen hätte befreien können, war Sulla ei n fach nach Mauretanien geschlichen und hatte König J u gurtha gefangen genommen. Noch nie z u vor hatte sich Marius so vorgeführt gefühlt. Und jetzt war dieser Mensch auch noch zum Ko n sul gewählt worden, obwohl er in der Sache mit Albinus eigentlich ein Verfahren w e gen Hochverrats verdient hätte. Um dem ga n zen die Krone aufzusetzen, hatte das Los ihn auch noch zum Oberbefehlshaber der Truppen bestimmt, um den Fel d zug in Asien zu leiten. Diesen Feldzug, den Äqulius so geschickt eingefädelt hatte. Diesen Feldzug, der die Kr ö nung und der Triumph von Marius’ Karriere als Feldherr hätte werden sollen. Diesen Feldzug hatte er an Sulla verloren. Das Los! Marius kannte die Geheimnisse des römischen Losverfahrens aus eigener Erfahrung gut g e nug, um zu wissen, was es damit auf sich hatte. Doch so schlecht es für Marius auch aussah, aufgeben würde er noch lange nicht.
20. Kapitel
Die heilige Grenze
Lucius stand allein in seinem Arbeitszimmer. Seit er nach Rom zurückgekehrt war, plagte ihn der Ausschlag seiner Haut wie nie zuvor. Blutige Kru s ten seiner eigenen Haut samme l ten sich unter seinen Fingernägeln. Er war auf dem Gipfel der
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