Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
die Sen a toren, die sich quer über den Platz in die Kurie b e gaben. Als die beiden Konsuln erschienen, steige r ten sich die Rufe zu lautem Geschrei. Die Wachen hatten Mühe, die Menge zurückzudrängen, um den be i den mit ihrer Eskorte den Weg freizuhalten. Po m peius und Lucius hatten den Platz gerade zur Hälfte überquert, als von irgendwo aus der Mitte der Menge ein Stein g e worfen wurde. Der Kiesel prallte direkt vor den Füßen der beiden mächtigsten Männer Roms auf das Pflaster und verschwand kullernd in der gegenüberliegenden Menge. Für einen kurzen Moment wichen die Menschen zurück, dann drängten sie näher. Nervös zogen die W a chen ihre Knüppel und schlugen um sich. Die, die in der ersten Reihe das meiste von den Prügeln a b bekamen, wollten fliehen, doch kamen sie gegen den Druck der hinteren Reihen nicht vom Fleck. Einige gingen zu B o den, wo sie sich kaum vor den Füßen der Nachdränge n den in Sicherheit bringen konnten. Die Wachen prüge l ten den Weg zur Kurie frei. Die beiden Konsuln ließen ihre würdevolle Haltung fahren. Pompeius ve r suchte, sein Gesicht mit den Armen zu schützen, L u cius hatte einem Angreifer einen Knüppel entwunden und schlug um sich. So kämpften sie sich mit den Liktoren zum Eingang vor. Hinter ihnen schloss sich die schmale Schneise, die sie sich frei gekämpft hatten.
Im Gebäude angekommen, atmeten Lucius und Pompe i us erst einmal durch. Erst jetzt war ihnen wirklich klar geworden, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten. Luc i us ve r suchte seine Toga in Ordnung zu bringen.
„Das war kein spontaner Tumult,“ keuchte er. „Noch nie hat jemand die Konsuln ang e griffen, egal was auch die Gemüter erhitzt hat. Irgendjemand hat hier absichtlich die Stimmung aufgeheizt und den Stein werfen lassen.“
Pompeius schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein, als Konsul stehen wir nicht als Pr i vatperson vor der Menge, sondern als Ve r treter der Macht Roms. Das Volk kann sich nicht gegen seine eigene Autorität erheben.“
„Das Volk kann noch viel mehr, wenn man es zu lenken versteht.“ Lucius lachte bitter. „Aber jetzt ist das Volk erst einmal draußen und wir müssen s e hen, wie wir mit diesem Sulpicius zurechtkommen.“
Sulpicius wiederholte seinen Antrag, ohne von irgende i ner seiner Forderungen abg e gangen zu sein. Auf dem Forum schien sich die Situation zuzuspitzen, das G e schrei und die Rufe von draußen drangen sogar durch die dicken Mauern der Kurie und machten der Ve r sammlung dort klar, dass Sulpicius auf die Unterstützung der Ma s sen rechnen konnte. Dieser stand am Rednerpult, wo er in b e tont entspannter Haltung auf die Entscheidung über seinen Antrag wartete. Lucius suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Bevor jemand der hier Anwesenden sich durch die Drohung, die in dem begi n nenden Aufstand auf dem Platz lag, einschüchtern lassen konnte, musste erst einmal Zeit gewonnen werden. Um Pompeius z u vorzukommen, stand L u cius selbst auf. Im Saal war es so still, dass man die Rufe von draußen fast dem Wortlaut nach verstand. Lucius erhob die Hand.
„Werte Senatoren, werter Pompeius, Sulpicius Rufus. Der Senat von Rom hat sich seit seinen A n fängen als der Beauftragte des römischen Volkes verstanden, und das tut er auch heute noch.“
Ein säuerliches Lächeln erschien auf Sulpicius G e sicht.
„Das Volk von Rom duldet keinen König über sich, der seine Entscheidungen und seine Launen zum Gesetz für die Allgemeinheit erhebt. Deshalb we r den auch wir heute nicht gegen den Willen des Volkes entscheiden. Doch auch der ehrenwerte Senat und wir, die Konsuln und Repräsentanten der Macht Roms, können und werden uns keinen fre m den Willen aufzwingen lassen. Wie es uns von den Göttern aufgetragen wurde, werden wir in Ruhe und nach reiflicher Überlegung über deinen Antrag abstimmen, ohne dass Gewalt und Unruhe den einen oder anderen in seiner Entscheidung beeinflussen kö n nen. Du selbst, Sulpicius, forderst in deinem Antrag, dass die Senatoren nur ihrem Gewissen und nicht irgendwe l chen Zwängen geho r chen sollen. Du sprichst zwar von finanziellen Zwängen, doch auch die Gewalt, die heute auf dem Forum tobt, stellt einen Zwang dar, und deshalb kann es nicht in deinem Interesse sein, heute eine En t scheidung zu verlangen. Du stimmst mir d e shalb sicher zu, dass wir gut beraten sind, zu warten, bis die Aufr e gung in Rom sich gelegt hat. Ich be s timme, Kraft des vom Volk auf mich übe r tragenen Amtes als Konsul
Weitere Kostenlose Bücher