Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
r such wagen. Erst musste er es schaffen, den Mann zu befreien. Dann würde er weitersehen.
Die Villa in der Gasse zur Goldmünze lag in tiefer Stille. Der Himmel über Rom hatte begonnen, sein nächtliches Schwarz zu einem tiefen Blau aufzuhe l len, doch es würde noch eine ganze Weile dauern, bis die Sonne aufgehen würde. Lucius war von düsteren Träumen geplagt aufg e wacht und wälzte sich nun unruhig auf seiner Pritsche. Er wurde nun seit drei Tagen in diesem Haus festgeha l ten. Er wusste nicht, was draußen vor sich ging. Von dem kleinen Fenster seiner Kammer aus konnte er s e hen, dass die Gasse immer noch von Aufständischen bevö l kert war. Die Männer warteten offensichtlich nur darauf, dass sie ihn in die Hände bekamen. In der Villa konnte Lucius sich frei bewegen, man hatte ihm erlaubt, sich zu baden. Man hatte seine Tunika gereinigt, instand gesetzt und mit einem gewissen Sinn für Ironie sogar den Pu r purstreifen wieder angenäht. Der Hausherr und sein Verbündeter waren seit zwei Tagen verschwunden, so dass er allein mit einigen Sklaven hier festsaß. Wenn er nur eine Möglichkeit gehabt hätte, irgendjema n dem eine Nachricht zukommen zu lassen, wo er sich befand. Er hatte versucht, die Sklaven zu beschwatzen, doch die hatten nur ve r ständnislos den Kopf geschüttelt und ihm vers i chert, dass er doch jederzeit das Haus verlassen und seine Botschaften selbst bestellen könne. Lucius b e schloss, zu warten bis er eine Unachtsamkeit oder Unr e gelmäßigkeit an den Truppen vor der Tür beobachten konnte, doch es schienen immer m e hrere Männer auf dem Posten zu sein. Auf jeden Fall waren es immer g e nug, um ihm bei der ersten besten Möglichkeit den G a raus zu machen. Er stand auf und ging an das Fe n ster. Die Gasse lag in ebenso tiefer Dunke l heit und Ruhe wie das Haus.
Umso erschreckender war das wilde Kr e ischen und Schlagen, das plötzlich die Stille zerriss. Das Geräusch schien aus dem Atrium zu kommen. L u cius rannte zur Tür um zu sehen, wer oder was diesen Höllenlärm veru r sachte.
Im Innenhof konnte er zunächst nur wild bewegte Scha t ten erkennen, die sich in der Mitte des Hofes unter dem Oberlicht bekämpften. Andere Türen wurden aufgeri s sen, die Bediensteten kamen mit Lampen und improv i sierten Waffen aus Besen und Stöcken, um ebenfalls nach der Ursache des A u fruhrs zu fahnden.
Ein Gelächter der Erleichterung breitete sich aus als man sah, dass nur zwei Raben durch die Öffnung im Dach gefallen waren und in der Dunkelheit aufeinander losgi n gen. Unter Lachen und Rufen versuchte man, die Vögel zurück durch die Luke zu scheuchen. Lucius stand wie erstarrt, dann hatte er verstanden. Er riss einem der Skl a ven einen Knüppel aus der Hand und rannte zur Ei n gangstür. Ni e mand hielt ihn zurück, als er den Riegel zurüc k schob, um in die Gasse hinaus zu stürzen. Die Sklaven sahen ihm unbeteiligt nach. Sie waren froh, dass der unbequeme Gefangene endlich die Nerven verloren hatte und mit seiner Flucht seinen Untergang b e siegelte.
Lucius brauchte nur einen kurzen Moment, um sich ein Bild von der Lage zu machen, dann rannte er los, aus der Sackgasse heraus auf die Straße. Wenn er sich geirrt ha t te, wäre er in wenigen Minuten tot. Hinter sich hörte er die Rufe der Wachen und den Lärm der hastig aufspri n genden Männer. Sein Vorsprung betrug nur einige Schri t te. Links in der Straße sah er weitere Männer, die sich aufrappelten, doch rechts sah er, was er erwartet hatte. Er rannte los, sprang hinter dem Reiter auf den Gaul und kla m merte sich an ihm fest. Sofort gab Agnar dem Pferd die Sporen. Mit einem Satz brachten sie sich außer Reichweite der ersten Verfo l ger.
Im rasenden Galopp brachen sie durch die kleinen Ga s sen. Um die große Heeresstraße zu erreichen, mussten sie nur noch an einer Kreuzung nach rechts einschwe n ken. Als sie um die Ecke gebogen waren, s a hen sie am Ende der Straße vor der Ei n mündung in die Via Appia eine Absperrung und Ansammlung von Au f ständischen, die sich ein Feuer angezündet hatten, um sich die Nacht zu verkürzen. Die Stimmen der Männer klangen rauh in den frühen Morgens. Es machte den Eindruck, als wäre die Nach über reichlich Wein geflossen. Agnar und Luc i us waren auf ihrem Klepper kaum in die Straße eingeb o gen, als sie auch schon von den Männern entdeckt wo r den waren. An eine U m kehr war nicht zu denken, die Wachen vor Marius Haus hatten sie zu Fuß weiter ve r folgt. Mit einer Wende
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