Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
in den Straßen einen fast normalen Eindruck mac h te.
Agnar wagte sich weit ins Zentrum der Stadt, weil er hoffte, irgendetwas aufzuschnappen, was ihm bei der Einschätzung der Lage dienlich sein könnte. Er übe r wand sich und ging in Richtung Forum, wo sein Mut tatsächlich belohnt wurde: Um die Rostra hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Agnar klopfte einem der Neugierigen auf die Schu l ter um ihn zu fragen, was es denn hier für Neui g keiten zu hören gäbe.
„Weißt du denn nicht, dass Konsul Pompeius aus Rom geflohen ist? Es gibt jetzt nur noch einen Konsul, und dessen Anordnungen so l len in Kürze verlesen werden. Außerdem wurde heute Morgen kurzfristig eine außero r dentliche Volksversammlung einberufen. Auch die En t scheidungen der Volksvertreter sollen jetzt gleich ve r kündet werden. Jetzt sei aber still, denn ich glaube, der Redner kommt auf den Platz.“ Und tatsächlich war am Rande des Forums von der Kurie aus Bewegung erken n bar. Eine kleine Gruppe Senatoren unter scharfer Bew a chung näherte sich der Rostra. Einer der Männer e r klomm die Tribüne, kontrollierte den Sitz seiner Toga und erhob die Hand. Stille breitete sich über dem Platz aus. „Römer, Mitbürger! Die Zeiten sind zu schwer und zu unruhig, als dass ich euch heute durch geschliffene Floskeln oder gesuchte Reden von den Tatsachen able n ken oder irgendetwas an der Wahrheit schönreden dür f te. Konsul Pompeius ist aus Rom geflohen. Diese Flucht ist das Eingeständnis seines feigen Verrats an dem g e rechten Sulpicius Rufus und dessen wohlüberlegten Fo r derungen. Der erste Ko n sul, Lucius Cornelius Sulla, hat nun das Amt allein inne. Kraft der Autorität, die das Volk von Rom ihm übertragen hat, hat er entschieden, dass Pompeius als der Veru r sacher der Unruhen, die die Hauptstadt e r schüttern, zur Verantwortung gezogen werden muss. Als Vergeltung werden ihm die bürgerl i chen Ehrenrechte aberkannt. Er und alle Mitglieder se i ner Familie sind von nun an geächtet. Sein Vermögen wird vom römischen Staat konfisziert. Der Konsul e r kennt weiterhin, dass alle Eingaben des Sulpicius Rufus gerecht und von der Vernunft diktiert sind und d e shalb ab sofort und ohne Einschränkung zu gesetzlicher Wi r kung e r hoben werden sollen.“
Ein Jubel ging durch die Menge, die sich zum Großteil aus Veteranen zusammensetzte, der Redner hob abe r mals die Hand.
„Besorgt und alarmiert durch die Unruhen in Rom, ist heute auch die Volksversammlung zusamme n getreten, um ihr Wissen und ihre Erfahrung in den Dienst des römischen Staates zu stellen. Auf Beschluss der Ve r sammlung ist es aus Gründen der Sicherheit und zur Beendigung der Unruhen nicht möglich, den einzigen Konsul des römischen Reiches aus der Hauptstadt ziehen zu lassen. Seine Anwesenheit ist derzeit für die i n nere Stabilität und die Sicherheit unu m gänglich. Aus diesem Grund wird ihm das Kommando über die Truppen en t zogen, die gegen den Staatsfeind Mithridates en t sandt werden sollen und auf den bewährten und hochverdie n ten Feldherrn Gaius Marius übe r tragen.“
Die Menge nahm dies zur Kenntnis und ze r streute sich, wobei kleine Grüppchen von Männern sich beglüc k wünschten oder sich gegenseitig auf die Schulter klop f ten.
Agnar glaubte sich verhört zu haben. Schon wieder war es seinem Erzfeind gelungen, die Partie für sich zu en t scheiden. Voll Wut fluchte er auf Sulla, den er in di e sem Moment für den größten Versager des römischen Re i ches hielt. Er verfluchte sich selbst, alles auf diesen R ö mer gesetzt zu haben, der es geschafft hatte, sich in se i ner eigenen Stadt gefa n gen nehmen zu lassen, und das, obwohl er angeblich der mächtigste Mann di e ses ganzen Haufens war. Wie sollte er es bei so viel Ungeschick j e mals schaffen, diesen Marius zu vernichten?
Agnar steigerte sich langsam in seine Rage hinein. Die ganzen Anstrengungen, die ganze Mühe, und nun die Erkenntnis, auf einen Jammerlappen gesetzt zu haben. Er war drauf und dran, Lucius in der Patsche sitzen zu lassen und seine ganzen Pläne über den Haufen zu we r fen - wenn er nur gewusst hätte, was er sonst tun sollte. Eine Woge von Selbstzweifel überschwemmte ihn; das alles war wieder einmal typisch und konnte nur einem Idioten wie ihm passieren. Nur mü h sam gelang es ihm, sich wieder zu beruh i gen. Er dachte an die beiden Boten, die ihn seit jenem Morgen an der Küste begleiteten. Odin war mit ihm. Er musste einfach noch einmal einen Ve
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