Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
würden sie kostbare Zeit verlieren oder i h nen sogar in die Hände laufen. Agnar sprang vom Pferd und brüllte Lucius an: „Halt auf die Barrikade zu! Mit vollem Tempo! Mach schon!“ Er riss Lucius den Knüppel aus der Hand und klammerte sich mit der Li n ken an das Halfter des Gauls. L u cius zögerte keinen Moment. Eine Sekunde später hielten sie auf die Gruppe am Ende der Straße zu. Agnar sprang, an das Halfter geklammert in großen Sätzen n e ben dem Pferd, wobei er mehr mitgerissen wurde, als dass er selbst rannte. Als sie Gruppe erreicht hatten, stob der größte Teil der betru n kenen Männer en t setzt beiseite. Die, die versuchten, sich dem Gespann entgegen zu ste l len, wurden von der Wucht des Gespanns und den Schlägen überrannt, die Agnar mit seinem Knüppel austeilte. Die Funken des Feuers stoben hoch auf. Der Gaul, an solche Aufregu n gen nicht gewöhnt, bäumte sich auf und wäre durchg e gangen, doch Lucius hielt ihn im Zaum.
Beinahe ohne Geschwindigkeit zu verlieren, hatten sie die Aufständischen über den Haufen geritten. Agnar hatte den Halt ve r loren, doch er konnte sich aufrappeln. Lucius drehte den Gaul auf der Hinterhand, um A g nar die Zeit zu geben, sie zu erreichen. Mit zwei Sätzen war Agnar bei Lucius und schwang sich hinter ihm in den Sattel. Der gab dem halb wahnsinnigen Gaul die Sporen, der wie vom Bogen geschossen die breite Heeresstraße hinunter galo p pierte. Kurz vor dem Stadttor gelang es Lucius, das Tier soweit zu beruhigen, dass sie nicht im gestrec k ten Galopp gegen das Tor prallten. Die Wächter am Tor wollten sie aufhalten, doch Lucius hielt ihnen seinen Siegelring entgegen. Die Männer erkannten den Konsul der römischen Republik und wagten es nicht, sich ihm entgegenzustellen. Schon ein wenig versöhnt registrierte Agnar, welchen Respekt sein Verbündeter den Soldaten einflößte. Vielleicht war doch noch nicht alles verbockt.
Ohne Pause ritten sie weiter auf der Heere s straße nach Süden. Erst jetzt zeigte der Gaul seine Qualitäten, indem er trotz zweier Reiter ein gleic h mäßiges Tempo halten konnte. Aber so ausdauernd das Tier auch war, es war klar, dass sie so nicht viel weiter ko m men würden.
Glücklicherweise kannte Lucius die Gegend aus seiner Zeit als Nachschublieferant für die römische Kavallerie. Knapp eine Stunde, nachdem sie die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatten, bog er nach links ins La n desinnere ein. Nach einer kurzen Strecke e r reichten sie ein Gehöft, das sich gerade in der ersten Morgendämmerung belebte. Als sie auf den Hof ritten, ging ein Wachhund kläffend auf sie los. Agnar machte einige scheuchende Bewegu n gen mit der Hand, worauf der Hund sich winselnd ve r zog. L u cius maß ihn mit einem erstaunten Blick, doch Agnar tat so, als bemerke er es nicht, und ging in das Gebäude. Lucius folgte.
In der Küche des Gehöfts war bereits das Her d feuer angefacht, ein Kessel mit Grütze für die Morgenmalzeit hing an der Kette darüber. Die beiden betraten den gr o ßen Raum mit der größten Selbstverständlichkeit, so dass die Sklaven es nicht wagten, sich den beiden Mä n nern in den Weg zu stellen. Respektvoll sahen sie zu, wie sich die beiden an den großen Tisch setzten und beeilten sich, ihnen zwei Schüsseln mit Brei zu bri n gen. Trotzdem schickte der Koch schleunigst ein Küchenmädchen los, um den Hausherrn und den Verwalter über die ungeb e tenen Gäste zu informieren. Dann umsta n den er und seine Mannschaft halb ängstlich, halb respektvoll den Tisch, an dem die beiden Flüchtigen saßen und ihren Brei hinunterschlangen, als hätten sie seit Wochen g e hungert. Sie waren gerade damit fertig, als der Verwalter die Küche betrat, um sich vor den beiden aufzubauen. Er hatte vor, entschieden aufzutreten, um den vermeintl i chen Landstreichern gehörig Respekt einz u flößen, doch knapp hinter ihm betrat der Gutsbesitzer selbst den Raum und schob ihn schnell beiseite. Ein kurzer Blick auf seine Gäste hatte genügt, das Gesicht seines Gastes, der Purpurstreifen auf dessen G e wand hatten schnell jeden Zweifel beseitigt. Die Sklaven sahen fassungslos, wie tief ihr gestrenger Herr sich verneigen konnte und wechselten erstaunte Blicke aus den Auge n winkeln.
Als sich der Gutsherr wieder aufgerichtet hatte, machte er eine herrische Han d bewegung, die sofort dazu führte, dass alle anderen Anwesenden eingeschüchtert in die Knie sanken und so verha r rten.
„Wer hätte gedacht, dass ich den Offizier von einst noch
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