Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
tausend Krieger gehabt. Doch das, was nun auf Rom zurollte, war durc h aus beeindruckend. Bereits mehrfach waren Gesand t schaften dem Zug entgegengeeilt und hatten mit alle r hand Versprechungen versucht, den Vormarsch aufz u halten oder zumindest Zeit zu gewinnen. Doch Lucius hatte sich nicht aufhalten lassen. Er würde vor den Senat tr e ten um dort zu verhandeln statt mit irgendwelchen untergeordneten Abgesan d ten.
Zwischenzeitlich war Rufus Pompeius zu dem Zug g e stoßen, so dass sich beide l e gitimen Konsuln auf dem Weg vor die verbarrikadierten Mauern ihrer Stadt befa n den. Die letzte Gesandtschaft aus Rom war mit gefährl i chen Zugeständnissen gekommen: Ja, der Senat würde zusammentreten um die Klagen zu erörtern. Sulpicius und Marius selbst würden teilnehmen und sich an die Entschlüsse gebunden fühlen. Aber nur, wenn die Leg i onen fünf Meilen vor Rom a n halten würden.
Agnar fühlte das Zögern, das sich in die Gedanken von Lucius einschlich. Er bündelte seine Energie, um Lucius erneut zu e r reichen, und in einem glückverheißenden Traum sah Lucius das Zeichen, dass nun der Moment gekommen war, ein für alle mal mit seinen Feinden au f zuräumen. Um die läst i gen Botschafter loszuwerden, ging er auf die Bedi n gungen ein. Doch kaum waren sie auf dem Rüc k weg, befahl er seinen Truppen in getrennten Zügen vorzurücken und die Stadt von drei Seiten einz u schließen. Die Sonne schien warm auf A g nars Körper und ersetzte ihm die Energie, die seine Anstrengu n gen verbrauchten. Rom war eingekesselt.
Lucius atmete tief durch. Ein innerer Wide r stand ließ ihn zögern. Er stand an der Spitze seiner Tru p pen vor dem Tor, durch das er vor vielen Jahren als Kind mit seinem Vater in die Hauptstadt gezogen war. Seine Gedanken schweiften ab, zurück in die Zeit, als er ein einsamer Schuljunge gewesen war. Und später, welchen Spaß hatte er in seinen wilden Jugendjahren gehabt; beinahe hätte alles eine schlimme Wendung genommen, doch Venus hatte sich seiner erbarmt. Venus, die einzige Gottheit, der er trauen konnte – oder doch nicht nur ihr? Seine leichte Unsicherheit füllte sich aus seinem Unte r bewusstsein mit Zuversicht und der Gewissheit seiner Stärke. Sein Kö r per straffte sich unter seinem wiedererwachten Willen und eine Aufwallung von Hass übermannte ihn. Hass auf die Männer, die es gewagt hatten, die Tore seiner Stadt vor ihm zu schließen, die es gewagt hatten, die jahrhu n dertealte Republik zu verhöhnen und die gewählten Ve r treter des Volkes zu Marionetten in ihrem Spiel zu d e gradieren. Lucius fühlte die erwartungsvollen Blicke se i ner Legionäre auf sich ruhen, ihre zögernden Mienen und die unentschlossene Haltung machte ihn noch w ü tender. Wenn er kein Signal gäbe, würden sie wie gepr ü gelte Hunde davonschleichen, so unglaublich e r schien ihnen die Situation, in die sie hineingeraten waren. Lan g sam ließ er seine Blicke über das Tor und die Stadtmauer wandern. Auf der Mauer hatten sich Männer postiert, die Bogen und Speere in den Händen hielten, neben ihnen sah er Haufen von Steinen und Dach z iegeln. Sein Zorn schwoll weiter an, man wagte es, ihn wie einen Plünderer zu empfangen. Anstatt die Tore zu öffnen und ihn wil l kommen zu heißen, war dies der Empfang, den seine Stadt und ihre Bürger für ihn vorg e sehen hatten. Er ließ die Wut langsam in sich aufste i gen. Noch einmal sah er in die Gesichter der Männer, die um ihn standen und auf seine Befehle warteten. Sein Zorn füllte die letzte, klein s te Ader seines Körpers und pochte in seinem Gehirn. Die Farben vor seinen Augen ve r schwanden und übrig blieb ein Meer von Rot, nein, ein Meer von Blut, das vor seinen Augen kochte. Die Fetzen der blut i gen Gischt verstellten ihm den Blick. Er öffnete die Li p pen und fühlte seinen Atem strömen. Ohne einen klaren Geda n ken über seine Absichten gefasst zu haben, ritt er los und schwang den Speer in seiner Hand. Mit dem nächsten Atemstoß bildete sich ein Name in seinem Mund, und kaum waren die Silben gehaucht, flog der Speer aus se i ner Hand in einem flachen Bogen zwischen die Reihen der Verteidiger Roms. Die Schlacht hatte bego n nen.
Ein Schauer überlief Agnars Körper, er zog sich die T u nika über den Kopf, um sich die Sonnenstrahlen auf die Haut brennen zu la s sen.
Schwere Rammböcke donnerten gegen die Tore. Das Holz splitterte und gab nach. Die ersten Legionäre dra n gen ein, wurden von den Verteidigern
Weitere Kostenlose Bücher