Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
abgefangen und in Zweikämpfe verwickelt. Weitere Angreifer drängten durch die zersplitterten Tore. Einigen gelang es, die M e chanik zu lösen und die Flügel gegen den Druck der Menschenmassen dahinter zu öffnen, so dass die Tru p pen ungehi n dert vorstoßen konnten. Die Überzahl und die E r fahrung der Legionäre beendete sehr schnell die Kämpfe an der Stadtmauer, die Verteidiger waren übe r wältigt, Rom lag offen und ohne Schutz vor den eindri n genden Legionen.
Lucius ritt auf seinem Pferd über die stille Via Sacra. Hinter ihm gingen die getreuesten seiner Männer, danach folgten die Truppen. Die Via Sacra war breit, niemand konnte es wagen, sich dem Zug en t gegenzustellen. Doch je weiter sie kamen, umso mehr wuchs die Gefahr. Die Häuser rückten näher zusammen, und sobald die Straße eng genug war, um eine wirksamen Sperre zu errichten, war das auch geschehen. Die Legionen kamen zum St e hen. Lucius hatte nur kurz Zeit um sich umzusehen und die Lage einzuschätzen. Schon wenige Augenblicke sp ä ter tauchten auf den Dächern der Häuser Gesta l ten auf, die den Zug unter Beschuss nahmen. Nicht nur Pfeile, sondern Steine, Dachziegel, und sogar Holzscheite wu r den in einem Hagel auf die Eindringlinge gefeuert. Luc i us’ Pferd bäumte sich auf. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die ersten seiner Männer zurückwichen. Er riss dem Strandarte n träger den Legionsadler aus der Hand und nutzte die Nervosität seines Pferdes, um sich einmal mit ihm um die eigene Achse zu drehen. Er brüllte Unve r ständliches, schwang das silbern glänzende Feldzeichen und gab seinem Pferd die Sporen. So schnell er auf dem kurzen Stück beschleunigen konnte, ritt er in die Barrik a de und betete, dass niemand ihn vom Pferd reißen wü r de. Zu seinem Glück sprangen die Männer hinter der Straße n sperre entsetzt zur Seite. Hinter sich hörte er das Gebrüll seiner Legionäre. Die Befestigung war überrannt, doch der Widerstand aus der Stadt hielt mit unvermi n derter Heftigkeit an. Er musste einen Schritt weiter g e hen. Doch selbst in seiner Wut und seiner Erregung z ö gerte Lucius einen kurzen M o ment, schreckte vor dem zurück, was seine innere Stimme ihm nun befahl. Aber er wusste, dass er ihr gehorchen mu s ste, wenn er dieses Spiel gewinnen wollte. Er gab den Bogenschützen das Signal. Während er selbst einen Moment lang von Skr u peln g e plagt worden war, schienen seine Männer nun wie von einem Fieber befallen. Ohne auch nur einen M o ment zu zögern, legten die Bogenschützen an und scho s sen die ersten brennenden Pfeile auf die Dächer der Stadt. Die Flammen fanden in dem trockenen Holz der Dächer schnell Nahrung, der Brand sprang von Haus zu Haus. Widerstand und Auflehnung schmolzen in den Flammen der bre n nenden Stadt dahin. Alle Verteidiger und alle Bürger kämpften mit den Flammen, um den Brand zu e r sticken, bevor er die ganze Stadt verschlingen ko n nte.
Nun endlich war der Widerstand gebrochen und der Weg frei. Die Legionen des Sulla marschierten ungehindert weiter bis zum F o rum. Qualm und Ruß verdeckte ihnen die Sicht in den leergefegten Ga s sen, doch die Angreifer waren hier zu Hause und fanden auch so ihren Weg zum Zentrum der römischen Republik.
Vor der Freitreppe zum Eingang der Kurie machte der Zug halt. Lucius befahl den Mä n nern, jede Stufe der Treppe mit zwei Mann zu besetzen, und als das gesch e hen war, saß er ab und schritt durch das Spalier seiner So l daten in den Senat. Zum ersten Mal in der Geschichte Roms regierten innerhalb der heil i gen Stadtgrenzen die Waffen.
21. Kapitel
Der Besucher
Natürlich war es nichts Ungewöhnliches, dass ein Konsul den Senat einberief, und natürlich beeilten sich die Sen a toren, diesem Aufruf Folge zu leisten. Doch war es ein noch nie zuvor gesehener Skandal, dass eben jener Ko n sul nun in Waffen vor der eh r würdigen Versammlung saß. Noch nie waren inne r halb der heiligen Stadtgrenzen Waffen getragen worden, außer im Triumphzug, um die Pracht und Stärke des römischen Heeres zu demonstri e ren. Doch das hier hatte eine andere Klasse. Hier stand ein bewaffneter Offizier, und hinter ihm und im ganzen Saal verteilt bewaffnete römische Legionäre, denen man ansah, dass sie nicht zögern würden, von ihren Schwe r tern Gebrauch zu machen, wenn es ihr Feldherr befahl. Dass dieser zu einem solchen Befehl imstande war, hatte er spätestens damit b e wiesen, dass er es riskiert hatte, Rom in Flammen aufgehen zu lassen, um sich
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