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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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Zutritt zu ve r schaffen.
     
    Lucius blickte in die Versammlung der Sen a toren. Er sah sich jedes Gesicht einzeln an. Es dauerte eine ganze We i le, bis er sich jedes Gesicht genau genug angesehen hatte. Es wurde nicht ein Wort gesprochen. Manche der Sen a toren sahen offen zurück, andere versuchten, ihrem Blick etwas Provoziere n des zu geben. Wieder andere blickten zu Boden oder taten so, als wären sie mit ihren Notizt ä felchen beschäftigt. Die Stille zog sich quälend lange hin, doch irgendwann begann Lucius zu spr e chen. Er stand weder auf, noch hob er die Hand. Er blieb ei n fach sitzen und sprach. Seine Stimme klang müde und resigniert. Die Senatoren sahen verblüfft auf. Sie hatten einen triu m phierenden, schne i denden Tonfall erwartet, nicht diese leise, fast schwebende Tonlage.
    „Hoher Senat, ehrenwerte Senatoren!“
    Man glaubte, das Knistern der Gewandfalten hören zu können. „Niemand kann mehr als ich bedauern, dass ich dazu gezwungen wurde, in dieser Aufm a chung und in dieser Begleitung vor dem höchsten Gremium der Rep u blik zu erscheinen. Doch haben die Umstände und die Rücksichtslosigkeit der Mä n ner, die nicht nur mich als Konsul, so n dern auch den Senat selbst verhöhnten und seiner Macht beraubten, dies nötig gemacht. Ich bitte deshalb die ehrenwerten Senatoren, mein Auftreten hier nicht als Provokation zu verstehen, sondern als ein Ze i chen meines festen Willens, Rom von den A u frührern zu befreien.“
    Die Senatoren glaubten hören zu können, wie der Spr e cher Luft holte.
    „Diese Aufrührer, die es immer wieder verstanden h a ben, die Unzufriedenen aller Klassen für sich einzune h men und für ihre persönlichen Interessen zu mobilisi e ren, haben nicht nur nicht davor zurüc k geschreckt, den Krieg in die heiligen Stadtmauern zu tragen, sondern haben die Gewalt so weit getrieben, die höchsten Insta n zen der römischen Repu b lik zu schänden und zu ihren Gunsten zu verbiegen. Ich will nicht d a von reden, dass die Verräter das Hausrecht des Pompeius gebrochen und dessen Sohn ermordet haben. Ich will auch nicht davon sprechen, dass ich mehrere Tage Gefangener der U m stürzler war und mit dem Tode bedroht wurde. Nein, was wir als Einzelne zu leiden hatten, soll hier nicht erö r tert werden, so bitter es auch gewesen sein mag.“
    Wieder konnte man ein Atmen hören, das fast wie ein Seufzen klang.
    „Was aber hier vor dem Senat besprochen werden muss, ist die Tatsache, dass mit di e sen Taten das römische Konsulat und damit die höchste Würde, die unsere Ve r fassung vorsieht, in den Schmutz gezogen und durch Gewalt zu falschen Zeugnissen gezwungen wurde. Di e ses Vergehen rüttelt an den Pfei l ern der Demokratie. Dieses Vergehen muss auf das Schärfste verurteilt und geahndet werden. Alle Anordnungen, die von Sulpicius in meinem Namen vorgelegt wurden und meine Signatur tragen, wu r den von mir unter Androhung des Todes erzwungen und sind somit ungültig. Ich verlange als Ko n sul des römischen Volkes von dem ehrenwerten Senat eine Entscheidung über die Strafe, die den Aufrü h rern zuteil werden soll.“
    Lucius stand nun in einer raschen Bewegung auf.
    „Ich bin mir sicher, dass die Senatoren mir zusti m men, wenn ich sage, dass nur das Todesurteil eine gerechte Vergeltung sein kann.“
    Nachdem er geendet hatte, herrschte tiefe Stille im Saal. Die Senatoren fragten sich, wie sie die Anw e senheit der Legionäre in allen Eingängen und auf allen Treppena b sätzen nicht als Drohung werten sollten. Ande r erseits war dies die völlig unerwartete Gelegenheit, sich von den Aufrührern zu b e freien. Was Sulla von ihnen verlangte, kam ihren Plänen nur entgegen. Sollten sich weitere Verwicklungen ergeben, konnten sie sich immer noch hinter dem gewaltsamen Auftreten des wütenden Ko n suln ve r stecken. So zögerten sie nicht, die Gesetze des Sulpicius für ungültig und Sulpicius selbst, Marius und dessen Sohn sowie zehn weitere Popularen, die sich in den vergangenen Unruhen besonders auffä l lig gemacht hatten, für vogelfrei zu erklären. Als der Name Marius gefallen war, stand einer der ve r schreckten Senatoren auf und hob die Hand. Es war Mucius Scaevola.
    „Ich bitte die versammelten Senatoren zu b e denken, wen sie hier zum Tode verurteilen. Gaius Marius ist nicht nur irgendein General der römischen Armee. Marius ist einer der herau s ragendsten Helden unserer Republik. Nicht nur, dass er als Konsul unglaubliche sechs Mal Rom g e lenkt und

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