Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
lange zogen die mar o dierenden Banden durch die Straßen der Hauptstadt, der Kontrolle der Aufwiegler entzogen. Nicht nur die Ari s tokraten fürchteten sie und verbarrikadierten sich in i h ren Häusern, auch Bürger und sogar die Armen der Stadt hatten unter den Schlägerbanden zu leiden, die sich wie die Herrscher Roms fühlten. Doch die phlegm a tische, abgestumpfte Haltung der Stadtrömer hielt an und man begann, den Ausnahmezustand als den Alltag zu betrac h ten.
Noch immer war der Kopf von Octavius an der Rostra befestigt und verweste dort, den Bürgern zur Mahnung. Ja, die Häupter anderer erschlagner Sen a toren waren hinzug e fügt worden, um ja jedem, der an Widerstand denken mochte, sein Schicksal vor Augen zu führen. Andere Getötete, unbedeutende Bü r ger, kamen nicht zu solch öffentlichen Ehren, sondern wurden ohne großes Aufsehen in den T i ber geworfen. Doch langsam und in kleinen Schri t ten hielten es die neuen Herren für geraten, die Aufständischen zurückz u rufen und die Straßen Roms wieder sicherer zu machen. Cinna nutzte die unruhigen Zeiten als Vorwand, auf die Durchführung von Wahlen zu verzichten und blieb so ungewählt im Amt des Ko n suls, ja, er erna n nte auch seine Mitkonsuln aus eigener Machtvollko m menheit und nach eigenem Gutdünken, ohne Senat, Volksversammlung oder die Wähler um ihre Mei n ung zu fragen. Niemand wagte einen Widerspruch, so dass langsam eine teuer erkaufte Ruhe eintrat. Erste Stimmen wurden laut, die das Vorg e hen des Cinna mit seinen Erfolgen rechtfertigten. Endlich sei wieder Fri e den eingekehrt, endlich sei das Geld wieder etwas wert, endlich ginge es wieder aufwärts.
Die Neubürger breiteten sich in Rom aus. Sie gewöhnten sich daran, auf dem Forum und in den Straßen der Stadt selbstbewusst und sicher aufzutreten und die Herrsche n den lau t stark zu loben, denen sie ja ihren neuen Stand zu verdanken hatten. Viele Villen und einfachere Wohnhä u ser in der Stadt wurden von ve r schreckten Bürgern an die neuen Römer verkauft, da ihre ehemaligen Besitzer sich fast fluchtartig in das Umland zurückzogen. Nicht wenige von ihnen hatten in den Wirren Verwandte verl o ren und konnten dem Frieden nicht trauen, der nun über der Hauptstadt lag. Die Neubürger hingegen glaubten an den Anbruch einer neuen Zeit, und voll Überlegenheit vera b schiedeten sie die gedrückten Altbürger. Rom sollte von neuer frischer Kraft durchdrungen werden. Ohne Scheu und mit großem Selbstbewusstsein präsentierten die neuen Bürger ihren Reichtum, den viele von ihnen in den Kolonien erwo r ben hatten. Sie gaben Feste und Gastmähler, um sich in der Gesellschaft zu etablieren. Bald gab es kein Schau s piel und kein Rennen, in dem sie nicht die ersten Reihen für sich reserviert hatten.
Timaios hatte wochenlang wie ein Besess e ner an seinem Stück gearbeitet. Mehrere Male war er von den Ereigni s sen eingeholt worden und hatte seine Handlung den ve r änderten Umständen anpassen müssen. Als er endlich mit seinem Werk zufrieden war, war er wie aus einer Trance erwacht. Doch seine Energie erschöpfte sich nicht im Scheiben. Er wollte sein Werk auf der Bühne sehen, und nach einigem Verhandeln hatte er ein Theater gefunden, das bereit war, das Stück mit ihm als Leiter heraus zu bringen. Mit der gleichen Energie, die er auf das Schreiben verwendet hatte, stürzte er sich nun in die Arbeit mit den Schauspielern bis zum Ende des Herbstes die Proben endlich abgeschlossen waren. Der Termin für die erste Aufführung konnte bekannt gegeben we r den.
Gereizt und hektisch rannte Timaios am Morgen der Premiere durch das Haus. Agnar hatte einige strenge Ermahnungen über sich ergehen lassen müssen, und Timaios hatte ihm nochmals das feste Versprechen a b genommen, nur ja pünktlich und in präsentablem Aufzug zu erscheinen. Er würde es als persönliche Beleidigung em p finden, wenn sein alter Freund und Wohltäter an diesem denkwürdigen Tag nicht zugegen wäre. Agnar versuchte ihn ein wenig zu beruhigen, doch Timaios w e hrte ihn ab und flatterte nervös aus dem Haus, um die letzten Vorbereitungen im Theater persönlich zu übe r wachen. Agnar schüttete den Kopf und war froh, als sein überdrehter Freund endlich die Tür hinter sich geschlo s sen hatte. Die Nächte vor Marius’ Tod hatten ihn ausg e laugt. Er fühlte sich krank, und obwohl er sich vorg e nommen hatte, sich bis auf weiteres Ruhe zu gö n nen, kam er nur schwer wieder zu Kräften. Nur selten ve r suchte
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