Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
gab sich völlig unbeei n druckt.
„Was soll denn schon geschehen? Das Ganze war ein Theaterstück, eine Posse. Niemand kann mir hier etwas nachweisen, und wenn schon. Ich bin ein freier röm i scher Bürger, kein Sklave mehr, dem man den Mund verbieten könnte.“
Am nächsten Tag wurde das Theater geschlossen. Das Gebäude sei baufällig und marode und eine Gefahr für das Publikum, so hieß es. Am Morgen darauf lag vor Agnars Haus der kopflose Kadaver eines Hundes. Die beiden Raben freuten sich sichtlich darüber, stapften auf dem Aas herum und versuchten, einige Fetzen aus dem offenen Hals zu rupfen. Agnar ließ den Körper we g schaffen.
In den letzten Wochen war die Lage in der Stadt soweit zur Ruhe gekommen, dass sich die Me n schen wieder mehr um das kümmern konnten, was um sie herum pa s sierte. Am interessantesten war nun die Frage, wie es mit den Rebellen und ihrem Anführer Mithridates wohl we i tergegangen war. Die Nachrichten, die vom Krieg s schauplatz im Osten in die Hauptstadt getragen wurden, waren zunächst wenig vielversprechend. L u cius hatte sich zwar durch Aetolien, Thessalien und Boeotien nach Att i ka vorgea r beitet, doch sein erster Angriff auf Athen scheiterte. Nur eine längere Belagerung schien geeignet, den Widerstand der Stadt zu br e chen. Doch dazu musste die Stadt nicht nur auf dem Land eingeke s selt werden, sondern auch die Versorgung auf dem Se e weg über den Piräus musste verhindert werden. Es da u erte den ganzen Winter, bis eine genügend große Flotte vor Athen z u sammengezogen war. Danach hörte man lange nichts mehr vom Krieg im Osten. Es gab Stimmen, die munke l ten, dass die neue Regierung absichtlich I n formationen unterdrückte, um Sullas weitere E r folge nicht publik zu machen und seine Anhängerschaft so moralisch aufz u werten. Wie auch immer, das anhaltende Schweigen über den Krieg war sel t sam und führte dazu, dass allerhand Gerüchte zu kursieren begannen.
Agnar gab nicht allzu viel auf das, was er hier und da einmal aufschnappte. Er war sich s i cher, dass Lucius am Leben und wohlauf war. Ansonsten hatte er nur wenig Interesse an ihm, solange er nicht in Rom und damit nicht für seine Zwecke einsetzbar war. Lan g sam ging es mit seiner Gesundheit wieder aufwärts, doch je besser es ihm wieder ging, umso mehr peinigten ihn seine Schul d gefühle und der Druck, weiter an seiner Mission zu arbe i ten. Der Tod des Marius war wichtig und gut gewesen, doch noch immer lebten und herrschten dessen Verbü n dete und Freunde und sogar sein Sohn unbehe l ligt in der Hauptstadt, ohne dass er etwas gegen sie u n ternehmen konnte. Die Situation machte ihn angespannt und rei z bar. Er schloss sich ganze Tage in sein Zimmer ein, um neuen Plänen hinterher zu grübeln und war ver z weifelt, wenn seine ganzen Überlegungen keinen durchführbaren Ansatz hervorbrac h ten.
Er hatte sich wieder einmal in seine Gedanken ve r bissen, als er aus dem Atrium lautes Scheppern und Geschrei hörte. Gereizt riss er die Tür auf, um nach der U r sache dieser Störung zu fahnden. Er hatte erwartete, dass die Küchensklaven irgendeinen Streit angezettelt hätten und hatte schon eine geharnischte Zurech t weisung parat, doch es waren nicht die Sklaven, sondern sein Freund Timaios, der vor Wut schäumend im Atrium stand.
Agnar ging auf ihn zu und wollte ihm beschwicht i gend die Hand auf die Schulter legen, doch Timaios sah ihn hasserfüllt an und wich zurück.
„Fass mich nicht an! Wage es nicht, mich zu berühren!“
Agnar schüttelte verständnislos den Kopf und ließ die Hand sinken.
„Was ist denn mit dir los? Beruhige dich erst ei n mal. Du benimmst dich ja wie ein Wahnsinniger.“
„Ich soll mich beruhigen? Der einzige, der hier in diesem Haus wahnsinnig ist, bist du. Und ich war mit Blindheit geschlagen, dass ich das nicht erkannt habe.“
„Wovon redest du?“
„Du und dein Verbündeter, ihr sein wahnsi n nig. Gib doch zu, dass du dahinter steckst. Dieser Sulla war immer schon verrückt, aber das jetzt, das ist das Werk eines Barbaren.“
„Ich verstehe immer noch nicht, worüber du dich au f regst.“
„Tu doch nicht so, als wüsstest du von nichts. Dein Fr e und und ‚Mitspieler’, wie du ihn genannt hast, hat meine Heimat vernichtet und in Schutt und Asche gelegt. Athen ist geschleift und die Haine der Akademie hat er abgeholzt. Die Schätze der Bibli o theken sind geplündert, die Philosophen hingerichtet. Nie wieder wird Athen die Stadt sein,
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