Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
die ich damals verließ, um eine kurze Reise zu m a chen.“
Timaios wurde ruhiger und schien mit Tränen zu käm p fen. Agnar machte noch einen Anlauf, seinen Fr e und zu trösten, doch dessen Wut schien durch diesen Versuch nochmals so richtig Nahrung zu bekommen. Timaios wich zurück und überschüttete Agnar mit einer Tirade von Vorwürfen. Er hielt ihm seine ganze Ve r bohrtheit und seinen verdr e hten Sinn für Gerechtigkeit vor. Er zog seine Vorstellu n gen ins Lächerliche und spritze Gift und Galle. A g nar wich zurück, die Worte prasselten auf ihn ein wie Hiebe, sein Ve r stand weigerte sich, sich mit dem Gehörten auseinander zusetzen. Das einzige was er verstand, war, dass sein Freund ihn hasste und ihn für Dinge verantwortlich machte, von denen er in diesem Moment zum ersten Mal hörte.
Das Staccato von Timaios Wortschwall hämmerte auf ihn ein, zehrte an seinen o h nehin strapazierten Nerven. Mehrere Male versuchte er, die Suade zu durchbrechen, doch gegen den verzweifelten T i maios hatte er keine Chance. Langsam kristallisierte sich ein Gefühl in Agnars Innerem, und dieses G e fühl war Abneigung, der Wunsch nach Ruhe und ein winziger Funke Neid. Soviel verstand er inzwischen, dass Timaios Heimat wohl von Lucius zerstört worden war. Agnar lächelte resigniert, T i maios wusste ja gar nicht, um wie viel reicher er war. Er hatte ein Zuhause gehabt, um das er jetzt trauern ko n nte. Und mit dieser Erkenntnis wuchs in Agnar die Wut. Die Wo r te des Philosophen hä m merten weiter auf ihn ein und schlugen Löcher in Agnars Selbstbeherrschung. Das A t rium verschwamm zu einer roten Flut, die vor Agnars Augen anschwoll. Mit dem letzten Rest an Selbstbeher r schung trat er an seinen Freund heran. Er legte ihm jetzt doch die Hand auf die Schulter und sagte mit gepre s ster Stimme: „Halt jetzt den Mund und geh! Geh jetzt, bevor ein Unheil pa s siert!“, doch Timaios schlug die Hand von seiner Schulter.
„Ich gehe, wann es mir passt, ist das klar!“
Der letzte Damm brach in Agnar und das Unheil übe r schwemmte ihn. Steif wie eine Puppe griff er nach dem Arm des Philos o phen und schob ihn zur Tür hinaus. Nachdem er das Tor hinter ihm ins Schloss g e worfen hatte, ging Agnar schwer atmend zurück in sein Zimmer.
Timaios kam am Abend nicht zurück. Er kam auch in der Nacht nicht wieder in die Villa. Am fo l genden Tag raffte sich Agnar auf und wanderte durch die Straßen von Rom, um ihn zu suchen. Am Abend ging er zu Hild und trug ihr auf, nach dem Verbleib des Dichters zu fo r schen. Doch bevor die Magd mit Nachrichten zu ihm kommen konnte, waren ihre Bemühungen überflüssig geworden.
Der Koch, der am Morgen das Tor geöffnet hatte, um Waschwasser nach draußen zu kippen, wäre dabei bein a he über den Leic h nam des Philosophen gestolpert. Laut schreiend weckte er das Haus. Alle rannten herbei, um zu sehen, was es denn gäbe. Der Körper lag auf dem Bauch vor dem Hausei n gang. Es war offensichtlich, dass der Mann tot war. Agnar kniete neben die Leiche und drehte sie auf den Rücken. Der Schnitt lief quer durch den Hals, das Blut hatte die g e samte Vorderseite des Gewandes durchtränkt. An der Brust war ein Zettel befestigt.
„So enden alle, die die Ehre Roms in den Schmutz zi e hen.“ Agnar riss den Zettel ab und knüllte ihn zusa m men. Dann befahl er den Sklaven, die Leiche ins Haus zu tragen, zu waschen und neu anzukle i den. Er selbst ging zum Tempel der Athene und bestellte eine Priesterin, die die Einäscherung des Dichters überwachen sollte.
Am folgenden Morgen standen er und die anderen Mi t glieder des Haushaltes sowie alle Schauspieler seines grandiosen Stückes und viele der Buchhändler vom F o rum schwe i gend am Ufer des Tiber. Agnar steckte mit einer Fackel den Scheite r haufen seines einzigen Freundes in Brand. Die Flammen loderten hoch auf und befreiten die Seele des Dichters aus seinem irdischen Körper. Die Asche streuten sie in den Fluss.
22. Kapitel
Das Zeichen der Götter
Timaios’ Informationen waren richtig gew e sen, wenn auch nicht auf dem neuesten Stand. Als die Nachrichten nach Rom gedrungen waren, war L u cius schon längst weiter und anderen Schlachten entgegengezogen. Zwe i mal hintereinander, bei Chaironeia und bei O r chomenos war er einem zahlenmäßig weit überlegenen Feind entg e gengetreten und hatte ihn besiegt. Bei O r chomenos war die Lage zeitweise so aussichtslos gewesen, dass die er s ten römischen Truppen sich bereits zur Flucht
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