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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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aß er sein Frühstück. Anschließend ging in den kleinen Garten, um die beiden Raben zu füttern. Den Rest des Vormittages verbrachte er in seinem Zi m mer. Niemand konnte sagen, was er dort trieb. Gegen Mi t tag erschien er wieder und nahm sich in der Küche etwas zu essen, um sofort wieder zu verschwinden, nachdem er den Löffel aus der Hand gelegt hatte. Erst wenn die Dämmerung hereinbrach, hörte man ihn wi e der rumoren, kurz darauf verließ er das Haus. Oft daue r te es bis in die frühen Morgenstunden, bis man ihn den Riegel an der Haustür wieder zurückschi e ben hörte und er krachend auf sein Lager fiel, um kurz darauf wieder aufzustehen und seinen Rhyt h mus erneut aufzunehmen. Die Sklaven im Hause versuchten ihn so wenig wie mö g lich auf sich aufmerksam zu machen. Ei n erseits konnten sie sich keinen besseren Herrn wünschen, denn sie scha l teten und bewegten sich fast so, als wären sie frei. And e rerseits aber steigerten sie sich langsam in eine Art abe r gläubischen Respekts hinein, der durch das sel t same und undurchsichtige Verhalten Agnars genährt wurde.
    Sie achteten peinlich darauf, dass um die Mi t tagszeit eine warme Suppe auf dem Herd stand, und ebenso gewi s senhaft mieden sie die Küche um diese Zeit. Die Musiker hatten sich schnell daran gewöhnt, ihre Geschäfte auf eigene Faust abzuwickeln, dennoch wagten sie es nicht, den Anteil ihres Besi t zers allzu sehr zu beschneiden, um ihn nicht misstrauisch zu machen. Ohne dass es je zu einer Konfrontation gekommen wäre, wurden die Skl a ven von einer unbegründeten Furcht in Atem geha l ten.
    Doch Agnar selbst nahm von dem leisen Wispern und den verstohlenen Blicken in seinem Haus nichts wahr. Nach Timaios’ Tod hatte er sich wie ausgehöhlt gefühlt, und nur die peinliche Beachtung eines ebenso engen wie überflüssigen Zeitplans b e wahrte ihn vor dem totalen Zusammenbruch. Mit Bad, Essen, nächtlichen Wand e rungen und den g e legentlichen Treffen mit Hild, die ihm die neuesten Gerüchte hinterbrachte, schaffte er es, se i nen Tag zu strukturieren.
    In den Stunden aber, die er in seinem Zimmer verbrac h te, besuchte er wieder seine Insel. Er hatte nicht mehr die Ruhe, sich in die sandige Kuhle zu legen und dem Zi e hen der Wolken zuzusehen, auch das blutfarbene Meer konnte ihn nicht mehr fesseln. Stattdessen zogen ihn die ausgebrannten Reste der Kate immer fester in ihren Bann. Stundenlang wühlte er in der Asche seiner Erinn e rungen, kein Bruchstück, das er zutage förderte, war so nebensächlich, dass er es nicht ausgiebig b e trachtet und erwogen hätte. Unter gemurmelten Selbstgesprächen durchstöberte er die Reste seines alten Seins. Obwohl er genug fand, was Anlass zu Kummer hätte geben können, schaffte er es, seine Erinnerungen aneinander zu reihen, als beträfen sie nicht ihn, sondern als lausche er nur E r zählungen aus einer anderen Zeit.
    Dass das alles dennoch an ihm zehrte, war ihm anzus e hen. Obwohl er aß wie in seiner schlimmsten Zeit als Gladiator, magerte er unter der Strapaze des Erinnerns ab. Seine Wangen höhlten sich aus und die Augen sanken ein. Sein Körper bewahrte sich noch einiges an Muskul a tur, doch die Muskeln und Sehnen waren unter der dü n nen Haut bis fast in die letzte Faser erkennbar. Zusät z lich b e lastete ihn der Druck, den die Anwesenheit der beiden Raben auf ihn ausübte. Die Tiere warteten schon am Morgen im Garten auf ihn, und an manchen Tagen wichen sie ihm fast nicht von der Seite. Obwohl er sich schuldig fühlte, war er einfach nicht im Stande, e t was zu unternehmen, was über die pure Selbsterhaltung hinau s ging. Er ve r tröstete sich innerlich nur immer um wenige Stunden oder um einen Tag und war en t setzt, wenn er feststellte, dass wieder ein Monat vergangen war.
     
    Nachdem die Nachricht von Flacculus’ Scheitern in Rom angelangt war, sah sich nun Cinna selbst in der Pflicht. Auch er setzte nach Kleinasien über, um die Truppen des Sulla zum Überlaufen zu bewegen. Doch er endete genau wie der unglückliche Flacc u lus. Cinna, der im politischen Leben der Hauptstadt so gewandt und sicher war, ko n nte die Legionäre nicht für sich gewinnen. Auch er wurde, zwei Jahre nach Flacculus, von Meuterern erschlagen. Damit hatten Roms Legionäre das geschafft, was Roms Senat nicht vermocht hatte, sie hatten Rom von seinem Despoten befreit. Bis man in Rom reagieren konnte und neue Konsuln gewählt hatte, kamen schon erste Gerüc h te auf, dass Sulla auf dem Weg zurück nach

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