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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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bevor er seine Schergen ausschickte. Die Listen mit den Namen der Verurteilten wurden im Morge n grauen am Forum angeschlagen, und noch bevor die bleiche Wi n tersonne am Horizont erschien, schwärmten die Mörder aus.
    Niemand, nicht einmal er selbst, sprach die Wah r heit aus, nämlich, dass das Chaos, das er hier entfe s selt hatte,
    der angemessene Ausdruck seines Hasses war. So sehr er sich um diese Stadt und seine Bürger auch bemüht hatte, jetzt, nach all den Kämpfen, die er durchfochten hatte, um seine Heimat zu schützen und zu bewahren, war ihm nur Verachtung gebli e ben. Nicht nur die Feindschaft zu den Anhängern des Marius trieb ihn an, sondern der Hass auf alle Römer; alle, die sich in der Stadt ve r schanzt und festgesetzt hatten, während er sein Leben riskiert hatte. Alle, die mit ihm zusammen einmal jung gewesen waren und ihn ausgestoßen hatten; all die Speiche l lecker, die ihm den Hof gemacht hatten, als er Erfolg gehabt hatte. Widerstand oder Abscheu seiner nächsten Vertra u ten war ihm gleichgültig. Es gab nur noch einen Me n schen, dessen Billigung er sich versichern wollte: Die Zustimmung Agnars und ein Lächeln auf dessen Mund, den ein unbe s timmt kindlicher Zug verschönte, waren ihm Bestätigung und Belohnung. Seine Liebe war ein erregendes Spiel, sein Geliebter Priester eines wilden und hungrigen Gottes. Eines Gottes, der Blut und Tod über alles liebte. Um dem Geliebten und dessen Gott zu o p fern und um beide zu verehren, verwa n delte er Rom in ein Schlachthaus.
     
    Und Rom verwandelte sich in eine Wohnstatt der Mons t ren.
    In den prächtigsten Palästen und den sto l zesten Villen verbargen sie sich und warteten auf Besucher, um sie bis in ihre schlimmsten Albträume zu verfo l gen. Bleich und still anfangs, doch immer bunter und munterer wu r den die Ungeheuer, je länger die Lebenden ihre Behausungen mieden. Ihre Farben wurden tiefer und dunkler, schwär z lich violette Flecken verwandelte die Zeit zu grünlichen Scha t tierungen mit heiteren weißen Tupfen. Ohne dass sie Nahrung verlangten, blähten sich ihre Bäuche zu blä u lichen Trommeln und ihre Schenkel bekamen den Umfang von El e fantenbeinen. Vielen fehlte der Kopf, doch zum Ausgleich hatten einige wenigstens einen ne u en, riesig und rot klaffenden Mund zwischen den Beinen. Manche baumelten im Luftzug der Durchgänge während sich unter ihnen unsaubere Pfützen bildeten. Manchen waren die Gliedmaßen wirr verdreht, anderen fehlten sogar die Arme oder Beine. Wer sich ein wenig in ihren Behausungen umgesehen hätte, hätte das Fehlende ve r streut finden können. Dunkle Markierungen auf den bunten Mosaikfußböden hätten die Suche e r leichtert. Manche lauerten mit weit aufgerissenen Augen hinter einer Ecke auf den Unvorbereiteten, um ihn zu erschr e cken, und wieder andere reckten blanke Knochen, nac h dem sie den Ratten und Hunden ein Festmahl gegeben hatten.
    Kurz bevor sie zu Monstern wurden, hatte ihr Geschrei und ihr Gebettel noch die Hallen und Zimmerfluchten erfüllt. Geizhälse hatten Reichtümer versprochen, ehre n stolze Senatoren die Namen und den Aufenthalt wicht i gerer Gegner. Manche waren auf Knien gekrochen, um die Mörder gnädig zu stimmen. Andere hatten ve r sucht, sich selbst umzubringen. Doch keiner entkam der Wut und der entfesselten Raserei der Mörderbanden. So keh r te bald Stille ein. Was an Gütern beweglich und mitz u schleppen war, wurde g e stohlen, alles andere zerschlagen und ve r brannt. Doch die zurückgelassenen Monstren konnte nicht lange Ruhe geben. Ihre Stimmen hatten sie ve r loren, doch sie hatten eine andere Möglichkeit, an ihre Qualen zu eri n nern: Sie hatten den Atem der Hölle. Ein Gestank aus zerkochtem Kohl und Jauche, klebrig sü ß lich und haftend, so dass alle, die in seine Nähe kamen, ihn nicht wieder aus den Kleidern oder von der Haut bekamen. Er verfolgte die Lebenden und hinderte sie am Vergessen. Und als wäre dies noch nicht genug, vergr ö ßerten sich die lustigen weißen Punkte, gaben ihre Brut frei: Milliarden und Milliarden grünschillernder Fliegen, die die Scheusale bedeckten und wütend summend au f stoben, wenn sie gestört wurden, nur um sich schnell wieder niederzulassen und ihre Mahlzeit fortzusetzen. Waren sie groß und fett gewo r den, verließen sie ihre Heimat und schwärmten über die Stadt aus. An ihren haarigen Beinchen klebte der Schleim der Verwesung.
     
    Die Stadt war still geworden. Die Toten spr e chen nicht und die Lebenden taten

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