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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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erschlagen. Noch sonnten sie sich in ihrer vermeintlichen Gerechtigkeit, beschränkten sich auf die Männer und ließen die Frauen und Kinder ziehen, nachdem man sie ge z wungen hatte, den Mord an ihren Vätern und Sö h nen anzusehen. Schnell entwickelte sich aus dem Sturm ein Orkan, und bald war Einbruch und Mord alltäglich in der Hauptstadt. In der allgemeinen Raserei achtete niemand mehr auf die Unterschiede. G e walt entlud sich an allen Ecken und in allen Ga s sen. Die edelsten Villen und die schäbigsten Insulae waren Scha u platz, und ob die Opfer Marianer waren oder nicht, int e ressierte bald niemanden mehr. Einige der verängstigten Menschen versuchten zu fliehen, doch wer seine Habs e ligkeiten zusammenpackte, riskierte, sich verdächtig zu machen und erst recht den Zorn der Verfolger herausz u fordern. Da von keiner Seite Hilfe zu erwarten war, ve r schanzten sich Bürger, die sich für die nächsten Opfer halten mussten, in ihren B e hausungen. Andere, die damit rechneten, dass Angriff immer noch die beste Verteid i gung darstellt, schlossen sich den gewalttätigen Gruppen an, um als erste Steine zu werfen. Lucius’ kühl-duldende Haltung wurde allgemein als Zustimmung zu den Tumu l ten und dem Schrecken gewertet. Als einige ihn anflehte, er möge dem Morden ein Ende setzen und die Unschu l digen benennen, so dass sie in S i cherheit leben könnten, stießen sie auf eine Wand des Schweigens. Niemand kannte den Grund für die unerhörte Grausamkeit seines Duldens.
     
    Vielleicht hätten sie ihn besser einschätzen können, wenn es ihnen gelungen wäre, u n bemerkt des Abends in seine zerstörte Villa einzudringen und zu beobachten, was sich dort abspielte, nachdem die Dunkelheit sich herabg e senkt hatte. Nicht jede Nacht, aber doch regelmäßig e r schien Agnar in dem nur schwach erleuchteten Arbeit s zimmer, von L u cius zunächst kühl und beiläufig begrüßt, bis er seine Papiere zur Seite legte und mit einem Kla t schen die Magd herbeirief. Lucius hatte sie reich belohnt, mit wertvollem Schmuck und Gewändern aus beschla g nahmten Häusern überhäuft und ihr gesta t tet, sich im besterhaltenen Zimmer der Villa einzuric h ten. Sie war ihm unersetzlich in ihrer Fähigkeit, ihn und den Gelie b ten zu e inander zu bringen, sich im richtigen Moment zurückzunehmen und doch immer da zu sein. Ihre A n wesenheit gab ihnen die Möglichkeit, ihren Blicken und Berührungen eine unabsichtliche Zufälligkeit zu u n terstellen. Wenn die Erregung sie übermannte, konnten sie, den einen Arm noch um das Mädchen geschlungen, ihre Lippen aufeinander pressen und ihren keuchenden Atem spüren. Lagen sie endlich erschöpft auf ihrem L a ger, besaß das Mädchen genug Takt, sich alsbald zurüc k zuziehen und die beiden Männer allein zu lassen, die nackt, nur mit einem dünnen Laken über den Lenden, auf einer der Liegen ruhten. Es war gut für sie und für ihren Schlaf, dass sie sich so schnell vera b schiedete, kaum hätte sie noch Freude an Schmuck oder be s tickten Stolen gehabt, hätte sie die Gespräche der beiden mit angehört. Während Lucius, den einen Arm um die Schu l tern von Agnar geschlungen, halbau f gerichtet in kleinen Schlucken aus einem P o kal trank, sprach Agnar in seiner leisen, schwebenden Tonlage.
    „Endlich ist es uns gelungen, wir konnten schon fast nicht mehr an den Erfolg glauben, doch nun ist es s o weit: wir haben eine Informantin im Haus des Ruti l ius.“
    „Wie ist dir das gelungen?“, wollte Lucius wissen.
    „Eine Ankleidedame von Rutilius’ Frau wurde ö f fentlich ausgepeitscht. Als sie wieder laufen konnte, kam sie zu uns. Ihre Berichte bestät i gen genau das, was wir schon lange ve r muteten.“
    Lucius Körper spannte sich leicht. Agnar fuhr fort: „Se i ne Hilfsbereitschaft ist nur ein Vo r wand. Er versucht seinerseits, Spione bei uns unterzubringen. Wir sollten ihn uns aber noch nicht vornehmen.“
    Lucius stimmte zu. „Ja, wir lassen ihn noch ein wenig so weitermachen. Er ist zwar gefährlich, aber wir sind g e warnt. Je mehr wir erfahren, desto besser. Ist die Magd zuve r lässig?“
    „Unbedingt. Sie ist seit ihrer Kindheit im Haus. Ihre B e strafung wurde von der zweiten Frau des Rutilius vera n lasst. Sie ist ein dummes junges Ding, das ve r sucht hat, sich Respekt zu verschaffen. Doch mit der Bestr a fung der alten Dienerin hat sie sich und ihrem Mann eine u n versöhnliche Feindin gescha f fen.“
    „Sehr dumm! Aber sehr gut für uns. Rutilius war immer zu

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