Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
gut zu seinen Sklaven, keiner wollte etwas auspla u dern. Ich habe schon seit längerem den Ve r dacht, dass er einen Anschlag auf mich plant. Wenn wir alles wi s sen, was uns jetzt nützlich sein kann, werden wir ihm einen Besuch abstatten lassen.“
„Außerdem würde ich dir empfehlen, bei Publius App u leius nachzusehen. Es vergeht wohl kein Gastmahl, wä h rend dessen er und seine Freunde nicht des toten Marius gedenken. Im Grunde ist er ungefährlich, aber sein Tod wird seine Freunde für einige Zeit in die Schranken we i sen.“
Lucius lächelte und Agnar wusste, dass seine Worte ernst genommen wurden.
Agnar pflegte die halbzerstörte Villa stets in den frühen Morgenstunden zu verlassen, noch bevor das erste Licht der Sonne die Gassen erhellen ko n nte. Den Heimweg durch die einsamen dämmrigen Gassen brauchte er, um sein Gleichgewicht wieder zu finden. Erinnerungen b e stürmten ihn. Er dachte zurück an die Mädchen, die sein Vater ihm ins Bett gelegt hatte. Was für eine Quälerei. Nur vage konnte er sich an die Frauen in der Schule e r innern. Verschwommene Gesichter, austausc h bar und nur halb wahrgenommen. Cynara! Ihre Liebe hatte ihn weich und sanft gemacht. Wie gut, dass es vo r bei war. Und nun? Nach jedem ihrer Abende fühlte er seine Ne r ven geschärft und seine Wachsamkeit geste i gert. Neue Pläne, wie er seine Feinde aufspüren und ve r nichten konnte, kamen wie von selbst. Doch ebenso selbstve r ständlich kamen Bilder von nebligen Mooren und qu ä lenden, entehrenden Hinrichtungen. Nein, nicht ente h rend, denn die Ehre hatten die Verurteilten schon zuvor verloren. Wollte sich in seinen Gedanken zu allem Übe r fluss noch ein Name formen, spie er aus vor Ekel. Nein, er wollte nicht an die Verga n genheit denken. Was sich hier abspielte, war notwendig und hatte mit den R e geln und den Geschichten von einst nichts mehr zu tun.
Wenn er zurück in seine Villa kam, saß da schon immer Hild am Herdfeuer. Unschei n bar und demütig mit ihren graublonden stumpfen Flachshaaren, die letzte Dienerin seines Volkes. Er setzte sich zu ihr, und während sie ihm Bericht e r stattete, las er in ihrem flachen Gesicht nicht nur die Ver e hrung für ihren Fürsten, sondern auch ihre Bewunderung für den Mann. Und waren sie nicht immer an seiner Seite, jeden Morgen, wenn er in den Garten trat, warteten sie auf ihn: Hugin und Munin, um ihn sp ä ter zu begleiten, wenn er sich auf seinen Gängen durch die Straßen davon überzeugte, dass der Pöbel genau die Villen plünderte, die er seinem Mitspieler b e deutet hatte. Er musste nicht durch die in den Angeln hängenden T o re treten, vorbei an den beladenen Armen, die alles d a von schleppten, was ihnen die Schergen übrig gelassen hatten. Er wusste auch so, was da drinnen lag, was alle übriglassen würden. Mit einem Schwung seines Armes brachte er Hugin und Munin dazu, durch das Atrium ins Innere zu fliegen. Sie sollten Bericht erstatten und Zeu g nis ablegen, mit welcher Treue er seine Pflicht erfüllte. Sollte Lucius nur an Rom denken und an Macht und Ehre... was auch immer. Agnar wusste, dass er seinem Gott diente und dass Odin ihm einen Platz fre i halten würde an der Tafel der Helden.
Die Saturnalien hatten auch in diesem Jahr stattg e funden, doch ihre Zeit war ins Ungewisse ve r längert. Immer war in diesem Fest etwas Rausc h haftes gewesen. Eine der Hauptvergnügungen bestand darin, dass für eine kurze Weile die Sklaven sich als Herren aufführen durften und die Herren vor ihnen kuschen mussten. Doch dieses Spiel war nun zu schön, um es nur ein paar Tage dauern zu lassen. Es kamen immer neue Sklaven zu Hild, die Nachrichten von geheimen Verstecken und ve r deckten Anhänger des Marius brachten, von Plänen zu Aufruhr und Umsturz. Sie konnten sicher sein, Gold zu erhalten. Noch glücklicher schätzte sich die, denen es gelang, selbst einen der Voge l freien zu stellen, zu morden und seinen a b geschlagenen Kopf zu Sulla zu bringen. Sie wurden mit sofortiger Freilassung belohnt. So kehrte sich das Oberste zu Unterst und wie sonst während der wen i gen Tage des Feierns waren es nun für lange Zeit die Sklaven, die Feste feierten, während die Reichen zitterten und nicht einmal die Flucht wagen durften. Als das Fl e hen um Gnade und Sicherheit Lucius etwas auf die Ne r ven zu fallen begann, beugte er sich dem Drängen ins o weit, als dass er zwar nicht die U n schuldigen, wohl aber die, wie er sagte, eindeutig Schuldigen zu benennen b e gann,
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