Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
und er schrie. Die Tür wurde aufgerissen, die Wächter stür m ten herein. Er versuchte sie um Hilfe anzuflehen, doch sie zwängten ihm einen Lappen zwischen die Zähne, ko n trollierten seine Fesseln und verschwa n den wieder. In der kurzen Zeit, in der das Licht aus dem Flur in die Zelle fiel, sah er das biedere Gesicht des Weibes, doch er wus s te nur zu gut, was in der anderen Welt aus der Hütte gekrochen war, und wenn die Wachen weg wären, wäre er wieder allein mit dem riesigen Wolf, mit dem Werwolf, der gekommen war, um sich mit dem Blut des verwund e ten Kriegers zu mästen und sein Fleisch zu fressen.
Den Wachen war der Posten vor der Tür bald zu unb e quem geworden. Da aus dem Verließ keine Geräusche zu hören waren, trollten sich die beiden und gingen zu den anderen, um sich die Nacht mit Würfelspielen vor der Wachstube zu abkürzen. Nur in Abständen ging einer in den Keller um zu fragen ob alles in Ordnung sein. Eine ungeduldige Stimme bejahte und die Wache beeilte sich wieder zum Spiel zurückzukehren. Erst nach mehr e ren Stunden, tief in der Nacht, begehrte die Besucherin h e rausgela s sen zu werden. Die Wachen öffneten die Tür einen Spalt, die Dame verschwand fest in ihren Umhang gehüllt in der Dunkelheit. Als sie den Idioten lo s binden wollten, sahen sie, dass sie ein Problem ha t ten. Alle, die an dem Geschäft beteiligt gewesen waren, wurden he r beigerufen um zu beraten was nun zu tun wäre. Streit kam auf, Schuldzuweisungen machten die Runde, man war sich sicher, dass man spätestens morgen sein Bündel packen ko n nte und seinen Posten für immer los wäre. Verärgert mussten sie sich eingestehen, dass die Berei t schaft, einen derartig hohen Preis zu zahlen, ihren Ve r dacht hätte wecken müssen, doch die Gier war ei n fach zu stark gewesen. Sie banden den Gefangenen los und schleppten ihn nach oben in die Kranke n station, wobei sie darauf achteten, dass keiner der anderen Gefangenen etwas mi t bekommen konnte. Es war zu spät, den Arzt zu rufen, stattdessen flößten sie dem Idioten einen Becher unverdünnten Wein ein und hofften, dass er bis zum Morgen durchhalten würde. Es gab nichts wegzudiskuti e ren, sie hatten einer Wahnsinnigen ermöglicht, einen der besten Kämpfer der Schule zu ruinieren. Mit reu i gen Mienen schlichen die Wächter davon und b e teten, dass noch irgendetwas zu retten wäre.
14. Kapitel
Das Fest
Der Morgen begann für Bolanus wie immer nach den Spielen damit, dass er sich unter den Leichen der getöt e ten Anfänger eine b e sonders reizvolle aussuchte, die er noch am selben Tag studieren wollte. Er war mit seinen Aktivitäten inzwischen in den Keller ausgewichen, da sich dort in der kühlen Luft die Körper länger frisch hie l ten. Außerdem hatte es Beschwerden gegeben, die St u dien des Arztes würden die Moral der Gefangenen u n tergraben. Er war gerade dabei, dem Leichnam die Leber zu entnehmen und zu wiegen, als es an der Tür klo p fte.
„Nur immer herein“, antwortete Bolanus schwungvoll und in glänzender Stimmung, denn er hatte die Idee zu einer ve r gleichenden Studie bezüglich des Gewichtes der Leber verschiedener Völker gehabt. Es war allgemeine Lehrmeinung, dass die mindere Intelligenz und das au f brausende Wesen barbarischer Völkerschaften auf deren höheren Wasseranteil im Körper und insbesondere in der Leber zurückzuführen sei. Er hatte sich deshalb vorg e nommen, a n hand verschiedener Lebern einen wirklichen Beweis für diese Theorie zu fi n den. Die Tür sprang auf, und Urbicus sah vorsichtig herein. Der Ausbilder unte r drückte ein Würgen als er sah, womit der Arzt beschä f tigt war und wich schnell zurück. Für einen kurzen M o ment vergaß Urbicus sein eigentliches Anliegen, er kon n te eine Frage nicht unterdrücken: „Wie kannst du so e t was nur m a chen?“
Bolanus ließ sich durch den angeekelten Ton der Frage nicht aus der Ruhe bringen.
„Ich kenne viele, die träumen sich an die Gestade ferner Länder und wünschen sich Abenteuer und Entdecku n gen. Dabei liegt das wahre Abenteuer hier in jedem selbst.“
Er deutete auf den geöffneten Leichnam.
„Wer weiß schon, was für ein Wunder solch ein Körper ist, und wer könnte all die Zusammenhänge verstehen, den Unterschied zwischen einem L e bendigen wie dir oder mir und dieser Leiche hier ausmachen? Doch bevor ich ins Schwärmen gerate, du bist doch sicher nicht g e kommen, um Anat o mie zu studieren. Was steht denn an?“
„Bolanus,
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