Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
sich durch die Wiederholung in sein G e dächtnis und kroch langsam, aber unaufhaltsam, in den Vo r dergrund. Als sie ihn nach diesem Kampf aus der Arena in den Schuppen brachten, stürzten sich wie ü b lich mehrere Wächter auf ihn, diesmal j e doch nicht, um ihm aus dem einengenden Panzer zu helfen, sondern um ihn wie ein Paket zusamme n zuschnüren und in einen Karren zu verladen. Mit zwei Mann als Bew a chung brachten sie ihn eilig zurück in die Schule und dort in eine unterirdische Zelle. Da sie ihn mit dem ausladenden Schulte r kragen nicht festbinden konnten, nahmen sie ihm diesen ab und fesselten ihm die Arme an die in der Wand dafür eingelassenen Ringe. Dann verschwa n den sie schnell und ließen ihn allein in dem fi n steren Kellerraum zurück. Lediglich die schwache Flamme einer winz i gen Öllampe durchbrach die tiefe Dunkelheit.
Anfangs brüllte er und versuchte seine Arme aus den Fesseln zu winden. Der Panzer am linken Arm und die Riemen um den Brustkorb schienen sich von Minute zu Minute enger zu ziehen und schnürten ihm die Luft ab. An der rechten Schulter, nahe dem Halsansatz, hatte er eine Schnittwunde, die nach einiger Zeit stärker zu bluten begann und sich durch brennende Schmerzen bemerkbar machte. Er fühlte, dass er wahnsinnig werden würde, wenn er sich weiter gegen die Fesseln stemmte und ve r suchte stattdessen, sich auf seine Insel zurückzuziehen. Die Flucht dorthin war gefahrvo l ler als sonst, denn die Schmerzen und das Gefühl der Enge hielten ihn im D i esseits fest. Es kostete seine ganze Konzentration, den Weg zwischen den El e menten zu finden ohne zu stürzen. Als er endlich den Sand des Inselchens zu spüren glau b te, war er nass von Schweiß. Minute n lang lag er still, um sich zu erholen, doch als er endlich die Kraft fand, den Weg zu seiner Kuhle zu suchen, erschrak er über die Veränderung seines Zufluchtsortes. Der Wind war vol l kommen eingeschlafen, das Ziehen der Wolkenfetzen war zum Stillstand g e kommen, kein Halm der steifen Gräser neigte sich. Die Wolken ballten sich über dem Eiland zu immer dichteren Massen zusammen und ve r dunkelten das Licht des Tages. Tiefe Finsternis lag bald über seiner Insel, die er bisher immer nur im Wechsel zwischen Licht und Schatten erlebt hatte. Doch statt von den warmen Strahlen der Sonne wurde die Szenerie nun von einem schwachen Schein e r leuchtet, der von einem Ort hinter dem Hügel zu kommen schien. Ein beängst i gender Verdacht beschlich ihn, er musste allen Mut z u sammennehmen um weiter auf den Lichtschein zug e hen zu können.
Als er begann, sich in seinem Traum zu bewegen, spürte er, dass es ihm nicht gelang, die beiden Welten zu tre n nen. Die Angst und die Schmerzen führten dazu, dass die Grenze verwischte und die beiden Orte sich ineinander schoben. Seine Furcht vor dem Unbekannten in der Kate ließ ihn das Licht als den Schimmer der Öllampe wah r nehmen. Das Wissen um die unerträgl i che Realität im Keller trieb ihn zu der verfallenen Fischerhütte am and e ren Ende der Insel, aus deren Ritzen der Lichtschein auf seiner Insel drang.
Lange stand er unbeweglich vor der Hütte, die ihm b e drohlich erschien wie ein lebend i ges Wesen. Plötzlich hörte er Stimmen und Lärm, und die Tür zur Kate sprang auf. Oder war es die Tür seines Kerkers? Er ko n nte es nicht mehr unterscheiden. Ein Lichtstrahl fiel direkt auf sein Gesicht und blendete ihn nach den langen Stunden in der Dunkelheit. Durch die Helligkeit trat eine in dunkle Gewänder gehüllte Gestalt. Dann schlug die Tür zu, das Licht wurde schwach wie zuvor. Als sich seine geblendeten Augen umgewöhnt hatten, sah er die verhüllte Gestalt ganz nah bei sich stehen. Er ve r suchte ihr Gesicht zu erkennen, doch dichte, vi o lette Umhänge waren tief darüber gezogen. De n noch war er sich sicher, dass das Wesen ihn betrachtete. Die Kälte des gestamp f ten Lehmbodens drang in seinen Körper, er hörte das Schlagen seines Herzens im ganzen Raum widerhallen. In einem letzten Versuch schloss er die Augen und kämpfte sich zurück zu seiner Insel, doch die Insel war hier. Sie war hier in diesem m i esen Loch, und hier wie dort stand vor ihm die Gestalt in den purpurnen Gewändern. Sie kam näher und neigte ihren Kopf an seine Halsbeuge. Sie presste ihre kalten Lippen auf die Verletzung an seinem Hals, und er spürte wie sie das Blut aus der Wunde sau g te. Die Schleier verrutschten und gaben das Antlitz des Wesens frei. Ekel und Grauen übe r wältigten ihn,
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