Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
er zu hastig getrunken hatte, aber das konnte seinen Elan nicht bremsen.
Als er sein Haus verließ, schlossen sich seine beiden Leibwächter ihm an, um ihm in gebührendem A b stand zu folgen. Leicht schwankend stapfte er durch die Str a ßen, während er leise vor sich hinmurmelte.
„Das ist zu stark! In meinem Haus! Das ist einfach eke l haft! Cynara und einer dieser keltischen Ba r baren! Das Weib muss übergeschnappt gewesen sein! Vielleicht war sie schon vorher krank? Hoffe n tlich habe ich mir nichts bei ihr eingefangen.“
Er stolperte an einer Ecke und war froh, dass er eine Kreuzung weiter am Ziel sein würde. Die frische Luft hatte die Wirkung des Alk o hols eher verstärkt, statt ihn nüchtern zu m a chen.
Als er endlich die Villa erreicht hatte, schlug er mit der Faust gegen die Eingangstür. Zu seiner Verblü f fung aber erschien kein Türst e her oder Wächter. Stattdessen schwang das Tor unter seinem Schlag auf und gab den Blick ins Innere des Hauses frei.
Agnar hatte die letzten Tage fast ausschließlich in seinem Zimmer verbracht. Wenn er alles um sich herum ausg e blendet hatte, konnte er die Anwesenheit seines zukün f tigen Verbündeten körperlich spüren. Er fühlte, wie sich ihrer beiden Wege a n näherten und sich in Kürze kreuzen würden. Er dankte Cynara, die noch nach ihrem Tod der Grund für das Zustandekommen ihrer Begegnung war. Er wollte allein sein, wenn Sulla in seinem Haus aufkre u zen würde, und so gab er an den folgenden Abenden allen Bewohnern Geld und befahl ihnen, sich ein paar nette Stunden zu machen. Sie hatten sich an seine sel t same Art gewöhnt. So zuc k ten sie die Achseln, nahmen das Geld und verschwanden bis zum nächsten Morgen. Nur Timaios hatte wieder einmal den väterl i chen Freund geben müssen und Agnar besorgt die Hand auf die Schu l ter gelegt. Agnar hatte die Hand abgeschüttelt und irgende t was von Kopfschmerzen gemurmelt. Also war auch Timaios mit den anderen gegangen. Seit drei Abe n den hatte er nun alle Bewohner seines Hauses wegg e schickt, doch noch immer war nichts geschehen. Agnar saß stundenlang unbeweglich auf seinem Bett und ve r suchte seine Gedanken zu leeren. Lucius war ganz nah, soviel spürte er. Wenn er hierher käme, musste er seine Chance nutzen, um den Mann unter seinen Einfluss b e kommen. Er würde auch irgendetwas brauchen, was ein Wie d ersehen rechtfertigen könnte. Agnar konnte noch nicht entscheiden, was das sein konnte, glückl i cherweise versorgten die Frauen ihn mit soviel I n formation, dass irgendetwas davon für seinen Besucher schon von B e lang sein würde. Das musste er erfühlen, wenn sein B e sucher endlich vor ihm stünde.
„Umso besser!“, dachte sich Lucius, stieß die Tür ganz auf und trat ins Atrium. Einige Lämpchen brannten und erhellten mit ihrem schwachen Licht den Innenhof. Er stutzte und sah sich um. Damals hatte er geholfen, die Villa mit einzurichten, hatte Möbel und Kunstgegenstä n de dafür ausgewählt, um seiner Geliebten einen B e griff von kultivierter L e bensart zu vermitteln. Doch von all diesen Dingen, die zum Teil ziemlich wertvoll gew e sen waren, war nun nichts mehr zu sehen. Das Atrium war leer bis auf einige Hocker, die an einer Wand au f gereiht waren. Sein Zorn schlug in Melancholie um. So kurz erst war sie verstorben und schon war alles verschwunden, was ihn an sie hätte erinnern kö n nen.
Er ging weiter zum Triklinium. Hier standen noch die drei Speiseliegen, doch außer einigen vertrockneten Bl u mengirlanden an der Wand war auch di e ser Raum ohne jeden Schmuck. Als er zurückging, um die anderen Zi m mer anzusehen, hallten seine Schritte in den kahlen Räumen. Die ehemaligen Schlafzimmer waren fast leer, in den Kammern der Bediensteten waren einfache Pri t schen aufgebaut. Er entschloss sich, zu gehen und die ganze Sache zu vergessen.
Ein letztes Mal sah er sich um und erschrak: lautlos war im hinteren Teil des Atriums eine Gestalt au f getaucht, die er im ersten Moment fast für einen Geist oder z u mindest für eine Statue gehalten hätte, so weiß und u n wirklich erschien sie ihm. Lucius versuchte die Ersche i nung genauer ins Auge zu fa s sen, doch statt deutlicher zu sehen, verschob sich das Bild und seinem umnebelten Gehirn erschien es nun so, als ob zwei Figuren vor ihm stünden. Die Erscheinung kam etwas näher. Lucius e r kannte erleichtert, dass es sich um einen lebenden Me n schen handeln musste, und gleichzeitig wurde ihm klar, dass das nur der
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