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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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einen Moment, bis Nicks Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Wo ist er hin?
Da sah er Leroy vorm Kamin stehen. Er beugte sich über Sekeus Käfig. Und dann,als wäre überhaupt nichts dabei, als ob er in einen Heuballen pikste, hob Leroy das Schwert und stieß es Sekeu zwischen den Gitterstäben hindurch in den Hals.
    Sekeu riss die Augen auf, und ein entsetzliches Gurgeln drang aus ihrer Kehle.
    »NEIN!«
Nick stürmte los und rannte, so schnell er konnte, doch er hatte das Gefühl, sich durch Sirup zu bewegen, während Leroy die Klinge herausriss und erneut niederfahren ließ – und noch mal und noch mal. Blut strömte aus Sekeus Hals, während sie im Käfig um sich schlug und verzweifelt zu entkommen versuchte, doch sie saß in der Falle wie ein Tier auf der Schlachtbank. Die scharfe Klinge schnitt ihr in die Arme, in die Hände, in die Brust und dann ins Gesicht.
    Nick schlug zu, prallte aus vollem Lauf gegen Leroy und stieß den größeren Jungen gegen den Kaminsims. Maldiriel flog ihm aus der Hand und fiel klappernd auf den Steinboden. Nick nahm das Schwert und ging auf Leroy zu.
    Der wirkte benommen und verwirrt. Dann sah er plötzlich Nick und das blutige Schwert in dessen Hand, und seine Augen weiteten sich.
»BLEIB WEG VON MIR!«,
kreischte er.
    »WAS GEHT HIER VOR?«,
erklang eine tiefe, dröhnende Stimme, und Nick sah sich blendendem Feuerschein gegenüber.
    Er hielt inne, blinzelte und erkannte Tanngnost, der mit einer Fackel in der einen und einer Axt in der anderen Hand vor ihm stand. Hinter dem Troll verbargen sich mit aschfahlen, entsetzten Gesichtern Grille und Danny.
    Der Fackelschein enthüllte mehr, als Nick jemals hatte sehen wollen. Blut blubberte aus dem Schnitt in Sekeus Hals hervor, als sie zu sprechen ansetzte. Ein feuchtes, saugendes Geräusch drang aus der Wunde in ihrer Brust. Sie schaute Nick in die Augen und schien ihn anzuflehen, ihr zu helfen. Ein blutiger Klumpen platzte zwischen ihren Lippen hervor, und dannlag sie reglos da, den starren Blick für immer auf Nick gerichtet.
    Leroy hob zitternd die Hand und richtete anklagend einen Finger auf Nick. »Er … hat sie … getötet. Ich hab’s genau gesehen. Ich hab alles gesehen. Er ist verrückt. Ich hab euch zu warnen versucht. Er ist total
verrückt!
«
    Nick starrte auf das Schwert in seiner Hand – sein Schwert – und auf das über die Klinge verschmierte Blut, das auf den Boden tropfte.
Platsch, platsch, platsch
, wie ein verräterisches Herz.
    »Nick?«, rief Grille kraftlos.
    Nick spürte nicht, wie sich ihm die Fingernägel in den Handballen bohrten, als er die Hand zu Faust ballte. Er hörte auch das unmenschliche Knurren nicht, das sich seiner Kehle entrang, und er merkte nicht, dass er die Zähne gebleckt hatte. Er richtete den Blick auf Leroy, trat einen Schritt vor, dann noch einen, den Kopf vorgereckt wie ein bissiger Hund. »Mörder«, sagte er mit tiefer, rauer Stimme.
    »Mörder!«
Das Wort drang von weit unten aus seiner Kehle.
»MÖRDER!«,
brüllte er mit wutverzerrtem Gesicht.
    »ZURÜCK!«,
schrie der Troll und schob Grille und Danny fort. »Er hat sich verwandelt! Er ist der Finsternis anheimgefallen!«
    Leroy drängte sich hektisch an Tanngnost vorbei und rannte zur Tür. Nick setzte ihm nach und war dabei so sehr darauf bedacht, ihn zu erwischen, dass er erst in letzter Sekunde sah, wie der Troll die Axt schwang. Rasch duckte er sich und tauchte unter dem Schlag weg. Die Axt traf die Ecke des Kaminsimses und ließ sie zersplittern.
    »LASST IHN NICHT DIE TÜR ÖFFNEN!«,
schrie Nick. Sein Gesicht war eine Fratze hilfloser Wut. Begriffen die anderen denn nicht, dass Leroy es auf die Tür abgesehen hatte, dass er das, was dort draußen wartete, hereinlassen würde?
    Tanngnost holte erneut aus, schlug Nick das Schwert aus der Hand und trieb ihn an die Wand zurück.
    Leroy war bereits bei der Tür angelangt und schob den Riegel beiseite.
    Nick täuschte einen Satz nach links an und sprang nach rechts, sodass der Troll gegen eine Bank prallte. Der Junge schoss gerade noch rechtzeitig an ihm vorbei, um zu sehen, wie Leroy die Tür aufstieß und in die Nacht hinausfloh.
    Nick verharrte in der Gewissheit, dass sogleich etwas unbeschreiblich Grauenhaftes in der Tür erscheinen würde. Doch das einzig Grauenhafte, das auf ihn zukam, war der Troll mit der Axt. Nicks Blick fiel auf Grille und Danny, und er bemerkte den anklagenden Ausdruck in ihren Augen.
    »NEIN!«,
rief Nick und schüttelte den Kopf.
»ICH

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