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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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mir so sicher war. Weil ich gesehen habe, wie die Dame ihn geheilt hat, deshalb habe ich es zugelassen. Hier geht etwas anderes vor. Es muss etwas anderes sein.
    Er schaute auf Maldiriel, auf das noch feuchte Blut, Sekeus Blut, an der Elfenklinge. Peter zog die Brauen zusammen.
Hat Leroy nicht gesagt, dass Nick im Wald ein Schwert hatte? Ja, er hat extra darauf hingewiesen.
    »Tanngnost.«
    »Ja?«
    »Hast du genau gesehen, wie Nick Sekeu getötet hat?«
    »Ja, das heißt, nein. Ich habe nicht wirklich
gesehen
, wie er es getan hat. Aber ich …«
    »Hat jemand von den Kindern es gesehen? Hat irgendjemand es gesehen?«
    »Ja. Leroy.«
    »Wo ist er?«
    »Bei den anderen.«
    Peter dachte daran, wie Leroy sich verhalten hatte. Er konntees nicht genau benennen, aber irgendetwas daran hatte nicht gestimmt. »Ich muss mit Nick reden«, sagte Peter, und bevor der Troll Einwände erheben konnte, ergriff er seinen Speer und lief zur Tür hinaus.
     
    Sie kommen
, dachte Ulfger. Dreiundzwanzig oder vierundzwanzig kleine Jungen und Mädchen, weit verteilt, auf Häschenjagd. Er öffnete die Augen und sah, wie schwaches Licht sich einen Weg durch die Baumwipfel bahnte, als die ersten Sonnenstrahlen auf die tiefhängenden Wolken trafen.
    Erneut schloss er die Augen, weil er auf diese Art so viel mehr wahrnehmen konnte. Er hatte das Gefühl, dass er umso weiter sehen konnte, je länger er den Helm trug, als ob sein Geist mit dem Helm verschmelzen, eins mit ihm werden würde.
    Etwas weiter vorne war das Häschen erneut stehen geblieben. Ulfger spürte die Verwirrung und die Angst des Jungen. In einiger Entfernung warteten
sie
am Waldrand, die
Fleischfresser
. Es waren so viele, dass Ulfger sie nicht zählen konnte, aber er spürte ihren Hass, ihre Mordlust.
    Er war dem Häschen die ganze Nacht über gefolgt und hatte es auf Kurs gehalten. Wenn es langsamer geworden oder vom Weg abgekommen war, hatte er es nur seine Anwesenheit spüren lassen, und schon hatte es sich wieder in Bewegung gesetzt.
    Avallach war gütig gewesen, zu gütig. Er hatte ihm die Sache viel zu einfach gemacht. Das Häschen würde den Kinderdieb und seine Lümmel direkt zu den Fleischfressern führen, direkt in ihre Falle.
Und dann … oh dann
. Ulfger lachte unwillkürlich. Er hatte das Gefühl, nie mehr mit dem Lachen aufhören zu können.
     
    Ein Zweig knackte, und Nick riss die Augen auf. Schwaches Licht drang über ihm durchs Astgeflecht. Wie lange hatte ergeschlafen? Er blickte sich besorgt um.
War es hier?
Wie hatte er nur einschlafen können, während dieses grauenvolle Ungeheuer ihn jagte? Jedes Mal, wenn er dachte, dass er es abgehängt hatte, jedes Mal, wenn er innehielt, um Atem zu holen, tauchte es auf und starrte ihn aus rotglühenden Augen an, deren Blick sich ihm direkt in den Schädel bohrte.
    Nick versuchte, sich zu orientieren, doch der Nebel war dicht. Er konnte kaum zwanzig Meter weit sehen. Erneut knackte es irgendwo hinter ihm. Nick legte die Hand an den Messergriff und bereute es, nicht besser auf sein Schwert aufgepasst zu haben. Er stand auf und schlich sich davon, doch der Boden war feucht, und der klebrige Schlamm sog schmatzend an seinen Füßen. Plötzlich näherten sich ihm schnelle Schritte. Er sah Dirk, der ihn aus einem Dornendickicht anstarrte. Die Augen des Jungen waren vor Angst ebenso weit aufgerissen wie die von Nick.
    Nick hob die Hände. »Dirk, ich war es nicht! Du musst mir glauben …«
    Dirk sprang vor und warf seinen Speer. Nick schaffte es, dem Wurfgeschoss auszuweichen. Die Spitze sauste an seinem Kopf vorbei und bohrte sich in einen Baum.
    »HIER! HIER IST ER!«,
rief Dirk, riss sein Schwert aus der Scheide und stürmte durchs Dickicht auf Nick zu.
    Der Verfolgte floh, hastete in die Büsche, entdeckte einen kleinen Pfad und rannte ihn so schnell wie nur möglich entlang. Überall um ihn herum ertönten Rufe, und im Nebel konnte er mehrere Gestalten ausmachen, die neben ihm her durch die Bäume rannten.
    Nick stolperte auf eine große Lichtung mit grauem, kniehohem Gras, und ein weiterer Trupp Teufel stürmte vor ihm auf die Wiese. Nick schlug einen Haken und raste auf einen schmalen Baumstreifen zu. Durch die Äste sah er die brennenden Felder, und ihm kam der Gedanke, dass die Teufel ihmdorthin vielleicht,
ganz vielleicht
nicht folgen würden, wenn er es überhaupt so weit schaffte.
    Ein Speer sauste so dicht an ihm vorbei, dass er den Luftzug spürte. Die Teufel heulten wie wilde Tiere, und Nick wusste nun, wie

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