Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
erst mal hinter sich hatten, wenn er sie an diesen Punkt gebracht hatte, war der Rest ganz einfach. Danach folgten sie ihm überallhin.
    »ZEIG’S IHNEN, NICK«,
schrie Peter.
»SCHEISS AUF DEN GANZEN LADEN!«
    Nick biss die Zähne zusammen, knurrte und schleuderte das Wurfgeschoss wie beim Kugelstoßen von sich.
»FICKT EUCH!«,
brüllte er.
»FICKT EUCH ALLE!«
Die Kugel durchschlug das Sicherheitsglas und ließ es in tausend glitzernde Scherben zerspringen.
    »JAAA!«
Nicks Schrei übertönte das Schellen der Alarmglocken.
    Die Kugel landete auf dem Bürgersteig und rollte auf die Straße. Mit zunehmender Geschwindigkeit kullerte sie bergab.
    »HINTERHER!«,
schrie Nick, griff nach seinem Skateboard und setzte achtlos über die Scherben hinweg.
    Peters Grinsen hätte nicht breiter sein können.
Jetzt gehört er mir
. Er griff nach seinem eigenen Board und holte Nick mitten auf der Straße ein. Ein kleiner Pulk von Leuten war aus der Bar gekommen, um nachzusehen, was draußen los war. Einige derGaffer waren so betrunken, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten.
    Nick grinste sie wild an, hob beide Hände und zeigte ihnen die Mittelfinger.
»SCHEISS AUF DEN REST DER WELT!«,
brüllte er.
»SCHEISS AUF DEN REST DER WELT!«
    Peter legte den Kopf in den Nacken, heulte und sonnte sich in der um sich greifenden Verwirrung. Er wusste, dass manchmal sogar die Erwachsenen mit ihren getrübten Augen loslassen konnten, sich erinnern konnten.
    »Die Kugel ist da lang«, schrie Nick, knallte einen Fuß auf sein Skateboard und stieß sich ab.
    Peter stieß ein letztes Heulen aus, sprang auf sein Board, rang um sein Gleichgewicht und fuhr Nick hinterher.
    Heute ist eine gute Nacht. Eine sehr gute Nacht. Die wahrscheinlich beste seit hundert Jahren
.

 

     
KAPITEL 3
Nebel
     
    »Wohin jetzt?«, fragte Nick Peter.
    »In die Stadt der Verrückten«, heulte Peter und schlingerte an ihm vorbei.
    »IN DIE STADT DER VERRÜCKTEN!«,
schrie Nick und folgte ihm. Sie schossen die Straße entlang, warfen Mülltonnen um, lösten Autoalarmanlagen aus, brüllten und lachten, sodass überall in den Häusern die Hunde zu bellen anfingen.
    Kühle Luft strömte in Nicks Lungen und wehte ihm die Haare aus dem Gesicht. Sein Herz pochte wild, und Adrenalin, Aufregung und die schiere Freude daran, sich ganz und gar gehen zu lassen, erfüllten ihn. Er empfand eine Freiheit, die er so noch nie zuvor erlebt hatte. Alle Gedanken an Marko, seine Mutter und das ganze Elend waren in weite Ferne gerückt.
    Sie ließen die Wohngegend hinter sich und fanden sich zwischen Großmärkten und Industriegebäuden wieder. Ihr Weg bergab führte sie direkt Richtung Hafen. Sie sahen keine Autoscheinwerfer mehr und auch sonst nichts, was auf Passanten hindeutete. Nick fühlte sich, als wären sie die beiden einzigen Menschenseelen auf der Welt, und er wollte dieses Gefühl nie mehr missen.
     
    Als sie sich dem Hafen näherten, wurde der Nebel dichter. Die Art, wie er übers Pflaster kroch und Wirbel um sie bildete, ließ ihn beinahe lebendig erscheinen. Peter blieb stehen und steckte die Schokoriegel in seine Umhängetasche. Nick bemerkte, dass der goldäugige Junge neben seinem Messer auch eineSchachtel Zigaretten und mehrere Packungen Kaugummi bei sich trug. Dann stieß Peter sein Skateboard mit einem Tritt in den Straßengraben.
    »He, was machst du da? Das ist ein super Board.«
    »Da, wo wir hingehen, brauchen wir es nicht.«
    »Wie meinst du das?« Nick lachte unsicher.
    »Der Nebel ist hier«, sagte Peter und blickte seinem Gegenüber in die Augen. »Ab jetzt gibt es kein Zurück. Der Nebel wird uns nach Avalon bringen, an einen Ort, wo man niemals erwachsen wird. Eine Insel der Magie und der Abenteuer, aber dort gibt es auch Gefahren und …
Ungeheuer
. Nick, begleitest du mich aus freien Stücken?«
    Nick lachte. »Äh, ja klar, Peter.«
    »Nein, du musst es sagen.«
    »Was sagen?«
    »Sag: ›Ich gehe aus freien Stücken.‹«
    Nick fand, dass Peter diesen ganzen Zauberinselkram ein bisschen zu weit trieb, doch er beschloss, einfach mitzuspielen. »Na schön. Ich gehe aus freien Stücken.«
    Peter wirkte erleichtert. »Dann gehen wir also«, sagte er und folgte weiter der Straße.
    Als die Gebäude und Straßenlaternen langsam hinter dem dichten Nebelschleier verschwanden, erstarben auch die Geräusche der Stadt – das Tuckern der Schleppkähne, das gelegentliche langgezogene Tuten der Fähren, all das verstummte. Bald roch Nick den Hafen nicht

Weitere Kostenlose Bücher