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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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hing ein zahnloser Menschenschädel mit einem Hüftknochen darunter.
    Peter klopfte dreimal. Kurz darauf zog jemand die Klappe vor dem Guckloch beiseite, und ein schrägstehendes Auge schaute zu ihm heraus.
    »Ich bringe frisches Blut«, sagte Peter grinsend.

TEIL 2
Der Teufelsbaum

 

     
KAPITEL 4
Goll
     
    Bald ist all das vorbei
, dachte der Kinderdieb, während er durch den Wald eilte, zurück zur Küste, zurück zum Nebel.
Nick ist jetzt bei den Teufeln. Sein Schicksal liegt in ihren Händen. Das ist der Lauf der Dinge
. Er huschte von Schatten zu Schatten und hielt immer wieder inne, um zu lauschen, zu spähen. Angestrengt konzentrierte er sich auf die ihn umgebenden Gefahren, anstatt daran zu denken, was er getan hatte, was er noch tun würde. Es änderte nichts, darüber nachzudenken. Das lenkte ihn nur ab, und hier draußen, auf
ihrem
Teil der Insel, wäre das ein Todesurteil.
    Als Peter den Rand des Gehölzes erreichte, suchten seine Augen den Strand ab. Dort schwebte der Nebel und wartete auf ihn. Er hörte, wie der Dunst nach ihm rief, ihn verspottete. Peter verzog das Gesicht, verließ seine Deckung und ging auf den Nebel zu, als er plötzlich Stimmen hörte. Der Kinderdieb sprang zurück und duckte sich hinter dichtes, knotiges Wurzelwerk. Fünf Schatten lehnten sich keine dreißig Meter entfernt gegen ein großes Stück Treibholz.
Fleischfresser!
    Dummkopf
, verfluchte sich Peter lautlos.
Du wärst ihnen beinahe direkt in die Arme gelaufen.
Er hatte sich vom Nebel ablenken lassen.
Dumm.
Instinktiv griff er nach seinem Schwert und erinnerte sich dann, dass er nur das Messer dabeihatte.
    Einer der Fleischfresser stand auf. Sein zerfetztes Hemd flatterte im Seewind. »Da sind sie.«
    Peter folgte seinem Blick. Mindestens fünfzig bis sechzig finstere Gestalten marschierten in einer Reihe am Ufer der Buchtentlang. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so viele von ihnen auf einmal gesehen zu haben, nicht, seit die ersten Galeonen eingetroffen waren.
Was haben die vor?
Das Blut gefror ihm in den Adern. Selbst im Dunkeln erkannte er ohne Schwierigkeiten die hochgewachsene Gestalt. Der breitkrempige Hut mit den zerzausten Federn war unverkennbar.
Der Kapitän
. Peter umfasste den Griff seines Messers.
    Eine entfernte Ahnung von Morgenlicht streifte die tiefhängenden Wolken, während der Kapitän auf die Wartenden zustapfte.
    »Nun?«
    »Aye, wir haben ein paar Spuren gefunden, aber sonst nichts. Sie kommen direkt aus dem Nebel, jawohl.«
    »Er ist es«, sagte der Kapitän und suchte mit den Augen den Waldrand ab. »Der Teufelsjunge.«
    »Meinst du?«
    »Wer sollte es sonst sein?«
    »Sollen wir den Wald durchkämmen?«
    Der Kapitän schüttelte bedauernd den Kopf. »Heute haben wir dafür keine Zeit.« Er tätschelte sein Schwert. »Aber denk an meine Worte: Sein Kopf wird eines Tages meinen Kaminsims zieren.«
    Das schattenhafte Gefolge des Kapitäns kam zum Stehen. Peter hatte das sichere Gefühl, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Zitternd drückte er sich dichter an den Boden in der Hoffnung, dass sie seinen pochenden Herzschlag nicht hörten. Ihr Hunger war unstillbar – täglich nahmen sie ihm mehr, täglich brandschatzten und mordeten sie sich näher ans Herz von Avalon heran. Manche von ihnen trugen die Knochen der Toten stolz um den Hals.
Wie viel Blut muss noch fließen, bevor sie aufhören? Wie viele Kinder müssen noch sterben?
    Der Kapitän wandte sich zu seinen Gefolgsleuten um. »Werhat gesagt, dass wir anhalten?«, brüllte er. »Bewegt eure pockennarbigen Ärsche. Wir haben viel zu tun.«
    Die finsteren Gestalten schlurften weiter. Als sie an ihm vorbeikamen, fiel Peter auf, dass sie zwei große Fässer durch den Sand zerrten.
Was hat der Kapitän jetzt vor?
Ihm zog sich die Kehle zusammen, und er blickte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.
Ich sollte umkehren. Sie warnen.
Er bohrte sich die Fingernägel in die Handflächen.
Nein, dafür ist keine Zeit. Ich muss mehr Kinder holen. Hauptsache, ich bin schnell, Hauptsache, ich bin zurück, bevor der Kapitän alles in Schutt und Asche legt.
     
    Der Kinderdieb schlüpfte aus dem Unterholz, noch bevor die letzten Fleischfresser außer Sicht waren. Er flitzte von einem Stück Treibholz zum anderen, ließ das letzte bisschen Deckung hinter sich und sprintete auf die Wellen zu. Der Nebel wallte ihm entgegen, fast wie ein Hund, der voller Vorfreude auf sein Futter umhertänzelt.
    Peters Miene war angespannt.
Alles hat seinen

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