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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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dass wir nicht länger darauf warten können, dass Avallach uns rettet«, sagte eine jugendliche Stimme.
    Alle Blicke wandten sich Ulfger zu, der in der Tür stand. Er trat ein und stellte sich neben die Dame. »Es ist an der Zeit, dieser Dekadenz und Prasserei ein Ende zu bereiten. Wir müssen anfangen, an andere Dinge zu denken als Wein, Vergnügungen und Gesang. Es ist an der Zeit für Avalon, Disziplin und Ordnung anzunehmen – oder zu
sterben

    Der Eber winkte ab. »Bei allem gebotenen Respekt, Lord Ulfger.« Er stieß einen kleinen Rülpser aus. »Ich ziehe es vor, mir nicht von einem kleinen Jungen Vorträge halten zu lassen.«
    »Vielleicht würde es dir nicht schaden, ihm zuzuhören«, sagte der Troll.
    »Es sind nicht mal seine eigenen Worte«, lallte der Eber, während er sich den Kelch nachfüllte. »Wir alle wissen, dass er nur das Sprachrohr seiner Mudder, Mudder –
Mutter
ist.«
    Ulfger versteifte sich, und die Dame legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Und wo ist dein Vater, Lord Ulfger?«, knurrte der Eber. »Wo ist der mächtige Gehörnte? Warum kommt er nicht her und redet mit uns?«
    »Es ist nicht seine Art«, sagte Tanngnost. »Das weißt du ebenso gut wie ich.«
    »Ich weiß nur, dass er nicht hier ist«, erwiderte der Eber. »Was genau ist denn nötig, damit er aus seiner tiefen, dunklen Waldhöhle kommt?«
    Seine Worte lösten erwartungsvolles Nicken und lautstarke Spekulationen aus, und kurz darauf herrschte wieder vielstimmiges Geplapper im Saal.
    Die Dame ließ die Schultern sinken und setzte sich wieder. Ihr Blick ging ins Leere, als ob sie in Gedanken ganz woanders wäre. Traurig schaute sie zu Peter, und er wollte zu ihr treten, wollte alles in seiner Macht Stehende tun, um sie aufzuheitern. Dann fanden ihre Augen die seinen, und sie lächelte und stand wieder auf. »Heute habe ich ein Geschenk erhalten.«
    Nach und nach wurde es still, als einer der Anwesenden nach dem anderen ihr den Kopf zuwandte.
    »Vielleicht stammt es von Avallach, und vielleicht ist es aus einem Salatkopf gewachsen. So oder so ist es eine wundervolle, entzückende Gabe.« Sie zeigte auf Peter.
    Alle Gesichter wandten sich ihm zu. Peter errötete und versteckte sich hinter Drael.
    »Dieser Junge ist Grünzahn persönlich in die Fänge geraten«, sagte sie. »Hat er darauf gewartet, dass Avallach ihn rettet? Nein, er nicht. Dieses mutige Kind hat der Hexe eigenhändig das Auge ausgebrannt und ist aus ihrem Nest entkommen!«
    Die Tischgäste schnappten erstaunt nach Luft. Mehrere von ihnen standen auf, um Peter besser sehen zu können.
    »Lord Ulfger hat recht. Wir können es uns nicht länger leisten, auf Avallach zu warten. Genau wie dieser Junge müssen wir uns selbst retten. Wir müssen all die wunderbaren Gaben nutzen, die Avallach uns verliehen hat. Peter«, rief die Dame dann. »Sei nicht so schüchtern. Komm her und setz dich neben mich.«
    Der alte Elf stieß Peter in die Seite, und der Junge flitzte an den Platz der Dame. Sie zog ihn auf ihren Schoß.
    »Wo kommt er her?«, fragte der Eber.
    »Aus den Ländern der Menschlinge«, sagte die Dame. »Durch den Steinkreis.«
    Hiisi stieß Peters Fuß an. »Was ist er?«
    »Ein Menschenjunge, glaube ich«, sagte die Dame. »Doch seht nur.« Sie strich ihm das Haar zurück, damit alle seine spitzen Ohren sehen konnten. »Anscheinend trägt er auch Feenblut in sich.«
    Die Anwesenden beugten sich näher heran.
    »Modron«, sagte Ulfger. »Was hat er damit zu tun? Was …«
    »Tanngnost?«, fragte die Dame. »Wie ist so etwas möglich?«
    »Höchst ungewöhnlich«, antwortete Tanngnost. »Ich habe so etwas noch nie gesehen. Du?«
    Die Dame schüttelte den Kopf. »Ich wusste nicht, dass es möglich ist.«
    »Erinnert er sich nicht an seine Eltern?«
    »Nicht an seinen Vater«, sagte die Dame. »Seine Mutter war ein Mensch. Sie war es, die ihn zum Sterben im Wald aussetzte.«
    »Menschlinge sind solch grausame Kreaturen«, empörte der Eber sich.
    »Demnach stammt der Feenanteil von seinem Vater«, stellte Tanngnost nachdenklich fest und strich sich übers haarige Kinn.
    »Modron«, sagte Ulfger. »Genau deshalb geht es hier nie voran. Wir müssen darüber reden …«
    »Vielleicht einer von den Satyren«, überlegte der Eber, und alle schauten zu dem rothäutigen, gehörnten Mann.
    Hiisi grinste. »Nun ja, ich für meinen Teil habe mich mit jeder jungen Frau vergnügt, die ich erwischt habe. Aber meines Wissens habe ich in diesen befleckten jungen Damen

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