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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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nicht früher gedacht?
    »Lynn, sprechen Sie mit Michael Morrison. Fragen Sie ihn, wer der Arzt seiner Exfrau ist oder war, und verfolgen Sie die Sache von da weiter. Ihm wurde bei der Scheidung das Sorgerecht für das Kind vor allem deshalb zugesprochen, weil Diana in psychiatrischer Behandlung gewesen war. Ich bezweifle, dass er sie in der Klinik besucht hat, aber vielleicht weiß er noch, welche es war. Stellen Siefest, wann sie zuletzt behandelt wurde und ob sie gegenwärtig in Behandlung ist. Kevin, Sie klappern alle anderen Krankenhäuser in der Gegend ab, Notfallstationen und dergleichen. Gut? Dann mal los.«
    Die beiden Beamten waren gerade gegangen, als Skelton anrief und Resnick bat, auf einen Sprung zu ihm zu kommen.
    »Charlie«, sagte Skelton, »das ist Geoffrey Morrison, der Bruder von Michael Morrison. Inspector Resnick.«
    Besser in Form als sein Bruder, dachte Resnick, nachdem die beiden Männer einander begrüßt hatten. Trotzdem konnte man sehen, dass sie miteinander verwandt waren, und zwar eng. Und dass Geoffrey mehr für Kleidung ausgab, als Michael wahrscheinlich im Monat verdiente.
    »Mr Morrison wollte sich verständlicherweise vergewissern, dass wir alles tun, um seine Nichte zu finden, und ich glaube, ich konnte ihn in den meisten Punkten beruhigen.« Skelton hielt inne und sah Resnick an. »Eine Sache allerdings … Mr Morrison ist der Ansicht, dass wir schneller etwas erreichen werden, wenn wir eine Belohnung aussetzen.«
    »Zehntausend für einen Hinweis, der dazu führt, dass Emily gefunden wird. Unversehrt natürlich.«
    Resnick schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie mir, das sind keine leeren Worte.«
    »Das glaube ich Ihnen gern.«
    »Ich kann es mir leisten, und wenn es bei der Suche nach meiner Nichte eine Hilfe wäre …«
    »Das eine bezweifle ich nicht«, sagte Resnick. »Das andere …«
    »Ich habe bereits einige der Schwierigkeiten angesprochen, die ich sehe«, warf Skelton ein.
    »Ohne Zweifel«, sagte Resnick, »könnten wir mit einer gewaltigen Resonanz rechnen. Wir würden mit Anrufenaus allen Teilen des Landes überschwemmt werden und Meldungen von den Hebriden bis Plymouth erhalten, dass man Ihre Nichte gesehen habe, aber im Endeffekt würde die Auswertung nur Personal und Computerkapazität kosten, ohne dass viel dabei herauskäme. Was meinen Sie, wer da alles anrufen würde – Betrüger, die hoffen, auf leichte Art zu Geld zu kommen, Hellseher, die sich profilieren wollen … Aber das Schlimmste wäre, dass bei Ihrem Bruder und seiner Frau schon wenige Stunden nach Aussetzen der Belohnung die erste Lösegeldforderung eingehen würde. Ich finde, das sollte man ihnen, wenn irgend möglich, ersparen.«
    Skelton kam um seinen Schreibtisch herum. »Verlassen Sie sich auf uns, Mr Morrison. Wir tun alles, was getan werden kann.«
    Geoffrey Morrison blickte von einem Beamten zum anderen. Der Superintendent hatte offensichtlich ein gewisses Gefühl dafür, wie man sich als Führungskraft kleidete, und schien auch einigermaßen fit. Aber der andere … den würde er so, wie er aussah, nicht mal in die Nähe der Chefetage lassen.
    »Ihnen ist wohl klar«, sagte Geoffrey Morrison, »dass ich von hier aus direkt zur Redaktion einer großen Zeitung gehen kann und mein Angebot dann riesengroß auf der Titelseite der nächsten Ausgabe erscheinen wird.«
    Skelton und Resnick, die beide wussten, dass diese Möglichkeit bestand, sagten nichts. Doch ihre Blicke begleiteten Morrison unverwandt auf seinem Weg zur Tür.
    »Gut, im Moment bin ich bereit abzuwarten. Aber wenn Emily nicht bald gefunden wird, müssen Sie damit rechnen, dass ich auf das Mittel der Belohnung zurückgreife.«
    »Danke, Charlie«, sagte Skelton, als Morrison gegangen war. »Ich hatte moralische Unterstützung nötig.«
    Resnick nickte nur, und sein Magen knurrte laut.
    »Hört sich an«, meinte Skelton, »als könnten Sie etwas Handfesteres gebrauchen.«

28
    Mit zwei dicken Sandwiches, Hühnchen und Brie auf Vollkorn und Sardinen mit Radicchio und Gorgonzola, war Resnick auf dem Rückweg ins CID , als er beinahe mit einer Frau zusammengestoßen wäre, die gerade vom Auskunftsschalter zurücktrat.
    »Oh, entschuldigen Sie.«
    Resnick rutschte eines seiner Sandwiches aus der Hand, er versuchte, es noch im Fallen aufzufangen, verfehlte es aber. Aus dem Gleichgewicht gerissen, schleuderte es ihn beinahe zu Boden, und er konnte den drohenden Sturz nur abfangen, indem er sich, sein zweites Sandwich fest an die Brust

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