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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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welchem Gerichtsverfahren?«
    »Das wissen wir noch nicht, Mr Shepperd. Bei einem Gerichtsverfahren, das möglicherweise folgt.«
    Shepperd drückte eine Hand an sein Gesicht und berührte mit den Zähnen vorsichtig die Stelle seiner Unterlippe, wo er sich gebissen hatte. Resnick nickte Patel zu, und der reichte Shepperd eine Kopie des Formulars, auf dem das Verfahren erklärt wurde.
    »Wenn Sie das durchgelesen haben, Mr Shepperd, dann unterschreiben Sie bitte hier unten und machen Sie da ein Häkchen, wo es heißt, dass Sie auf Ihr Recht auf eine Begleitperson verzichten.«
    Shepperd hatte Mühe, das Formblatt zu lesen, seine Hand zitterte, seine Unterschrift war ein einziges Gekritzel.
    Vor der Tür zu dem Raum, in dem die Gegenüberstellung stattfinden sollte, blieb Resnick mit ihm stehen. »Da drinnen sind acht Männer, die alle ausgewählt wurden,weil sie eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit Ihnen haben. Sie können sich Ihren Platz in der Reihe aussuchen. Sie werden sehen, dass auf dem Boden Karten mit Nummern liegen, eine für jeden von Ihnen. Wenn der Zeuge gebeten wird, uns die Person zu nennen, die er schon einmal gesehen hat, gibt er uns die entsprechende Nummer an.«
    Shepperds Augen wanderten überall herum, nur Resnick sparten sie aus.
    »Ist das so weit klar?«
    »Ja.«
    »Da Sie niemanden mitgebracht haben, wird ein Foto von der Aufstellung gemacht, bevor der Zeuge eintritt. Ein Abzug davon steht Ihnen oder Ihrem Anwalt zur Verfügung, sollte das nötig sein.«
    Resnick trat zurück und überließ es Patel, Shepperd hineinzuführen. Vivien Nathanson und Lynn Kellogg waren in ein intensives Gespräch vertieft, das sie sofort abbrachen, als er sich näherte.
    »Ich muss Ihnen noch sagen«, erklärte Resnick, als er mit Vivien zu dem Raum ging, »dass die Person, die Sie gesehen haben, nicht unbedingt an dieser Gegenüberstellung teilnimmt. Wenn Sie also niemanden eindeutig erkennen, ist das ganz in Ordnung, sie brauchen es nur zu sagen. Wenn Sie aber jemanden erkennen, dann nennen Sie uns einfach die Nummer.«
    »Sie haben Nummern?«
    »Ja.«
    »Um den Hals?«
    »Vor sich auf dem Boden.«
    Kurz danach traten sie ins Zimmer. Stephen hatte sich für den dritten Platz in der Reihe entschieden. Fünf der anderen Männer hatte man mit viel gutem Zureden unter Hinweis auf ihre Bürgerpflicht von der Straße hereingeholt, dieanderen waren Streifenbeamte, die statt ihrer Uniformen Straßenkleidung trugen.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Resnick. »Gehen Sie die Reihe mindestens zweimal ab, und dann, wenn Sie ganz sicher sind, lassen Sie uns wissen, ob die Person, die Sie am letzten Sonntagnachmittag in der Nähe des Hauses der Morrisons gesehen haben, im Raum ist.«
    Vivien Nathanson hatte geglaubt, es wäre ein Kinderspiel; sie hatte nicht gedacht, dass sie sich unter Druck fühlen würde. Sie war schließlich nur eine Zeugin; sie hatte sich aus Gewissenhaftigkeit und Hilfsbereitschaft gemeldet. Wieso hatte sie dann, als sie die Reihe der Männer entlangblickte, plötzlich einen trockenen Mund, wieso wurde ihr plötzlich flau?

37
    Divine war hochzufrieden. Kriegen Sie mir was über Kilpatrick raus, hatte der Sergeant gesagt, und er hatte es geschafft. Zwei Bier mit Tom Haddon von der Sitte, und bingo. Jetzt waren sie auf dem Weg nach Bulwell, er und der Sergeant, der adrett und proper neben ihm saß und gut gelaunt vor sich hin pfiff. Hatte sich seinen blöden Schnurrbart noch gestutzt, dachte Divine grinsend, sah wohl schon sein Bild in der Zeitung.
    Bernard Kilpatrick bediente gerade jemanden, als sie in den Laden kamen, einen Jungen in Jeans und Jeansjacke, der ein Paar Nikes anprobierte.
    »Bin gleich so weit.« Das hatte Kilpatrick so ziemlich als Letztes erwartet, dass die vom CID so prompt wieder aufkreuzen würden, und gleich mit Verstärkung.
    »Nee, tut mir leid. Die passen irgendwie nicht.« Der Junge reichte Kilpatrick den Turnschuh zurück und ging.
    »Der reine Zeitvertreib«, erklärte Kilpatrick, während er den Schuh wieder im Karton verstaute. »Der war diese Woche schon das dritte Mal hier. Passt wie angegossen, kann er sich aber nicht leisten.«
    Divine hatte inzwischen von einem Regal an der Seite einen Cricketschläger genommen und übte Luftschläge.
    »Ein klasse Schläger«, sagte Kilpatrick aufmunternd. »Duncan Fearnley. Wenn Sie was suchen, was ein bisschen schwerer in der Hand liegt, ist das das Richtige. Versuchen Sie’s mal mit einer Hand allein, prüfen Sie die

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