Der Kinderpapst
geschlossen.
Sonst hättet Ihr es nie geschafft, dass unsere Mutter sich Euren Plänen fügt â¦Â«
»Eure Mutter hat mit ihrem Beichtvater gesprochen, dem künftigen
Papst. Der hat sie überzeugt, dass unsere Absichten nur Ausdruck von Gottes
Willen sind.«
»Giovanni Graziano ist ein weltfremder Spinner! Wenn er auf den
Thron gelangt â dann Gnade mir Gott!«
»Giovanni Graziano ist, wie jedermann weiÃ, eine Lilie unter Dornen.
Er tut keiner Fliege was zuleide.«
»Ja«, schnaubte Gregorio, »Teofilo wird er kein Haar krümmen. Aber
mich hat er noch nie leiden können. Er ist imstande und zieht mich für meinen
Bruder zur Rechenschaft. Es braucht nur irgendein Arbeiter aus der Münze â¦Â«
»Ich habe Euch seit Jahren vor Euren Betrügereien gewarnt.«
»Was sollte ich denn machen? Teofilo hatte doch alles befohlen, er
war der Papst! Immer wieder hat er mich in die Münze geschickt â schaff mir
Geld herbei! Ich brauche Geld!« Gregorio stampfte mit dem Fuà auf. »Nein«,
sagte er, »ich mache Euer Spiel nicht mit. Entweder Ihr sorgt dafür, dass
Teofilo auf dem Thron bleibt. Oder â¦Â«
»Oder was?«
»Oder ich schlage mich mit dem Stadtregiment auf die Seite der
Sabiner.«
Gregorio wusste nicht, woher er den Mut genommen hatte, eine solche
Drohung auszusprechen. Doch Petrus da Silva war nicht im Geringsten
beeindruckt.
»Das werdet Ihr nicht tun«, erklärte er.
»Was sollte mich daran hindern?«
»Muss ich Euch wirklich daran erinnern?«
Petrus da Silva hob eine Braue und schaute ihn mit seinen grauen Augen
an. Gregorio würgte seine Wut hinunter. Dieser Teufel wusste alles, und wenn er
den Sabinern verriet, wer seinen Vater, den Grafen von Tuskulum, umgebracht
hatte, würde es Severo ein Fest sein, ihn vor Gericht zu zerren und
hinschlachten zu lassen ⦠Nein, Gregorio musste sich fügen. Wieder einmal.
»Seht Ihr?«, fragte Petrus da Silva. »Ich habe es ja gewusst, Ihr
seid ein kluger Mann.«
Gregorio starrte auf den zerquetschten Fliegenkadaver. Mit den
Zähnen knirschend, beugte er sein Knie, um dem Kanzler die Hand zu küssen.
»Eminenz.«
Jetzt konnte er nur noch auf ein Wunder hoffen.
7
Ein Mönch mit einem Gesicht voller Warzen lugte durch die
Sichtklappe der Klosterpforte.
»Wen wollt Ihr sprechen?«
»Abt Bartolomeo.«
»Wie lautet Euer Name?«
»Chiara di Sasso.«
»Wartet.«
Die Klappe fiel zu, und Chiara hörte, wie der Kustos sich mit
schlurfenden Schritten auf der anderen Seite des Tores entfernte, das die Welt
von der Abtei trennte. Wie ausgestorben lag das Kloster in der Abendsonne da,
nur ein paar Vögel flatterten in den Bäumen, um den Frieden des Orts zu stören.
Plötzlich bekam Chiara Angst. Und wenn Bartolomeo gar nicht in der Abtei war?
Oder sich aus irgendeinem Grund weigerte, sie zu empfangen?
Knarrend öffnete sich das Tor.
»Da seid Ihr ja«, rief Abt Bartomoleo und kam mit ausgebreiteten
Armen auf sie zu. »Ich hatte Euch schon erwartet.«
»Aber wie konntet Ihr wissen, dass ich â¦Â«
Mit einem Lächeln unterbrach er sie. »Meint Ihr, man könne nur
wissen, was sich den Sinnen offenbart? Die Vorgänge in Rom sind auch uns nicht
verborgen geblieben. Sicher braucht Ihr einen Rat.«
Chiara schüttelte den Kopf. »Nein, ehrwürdiger Vater, ich brauche
keinen Rat. Ich ⦠ich habe mich schon entschieden.«
Der Mönch schaute sie verwundert an. »Und â wie lautet Eure
Entscheidung?«
Sie holte einmal tief Luft. Dann erklärte sie: »Ich möchte den
Schleier nehmen.«
» WAS wollt Ihr?« Der Abt brauchte einen
Moment, um sich zu fassen. »Ich gestehe, damit habe ich nicht gerechnet. Aber
gehen wir in die Bibliothek, dort können wir ungestört reden. Wenn Ihr mir
bitte folgen wollt.«
Mit einer kleinen Bewegung seiner Hand führte er sie durch den
Kreuzgang, vorbei an dem Wandbrunnen, an dem Chiara sich so oft schon von der
Reise erfrischt hatte. Mögest du nicht nur deine Hände,
sondern auch deine Seele von allem Schmutz befreien ⦠Bartolomeo sah,
wie ihr Blick an dem Sinnspruch hängen blieb, doch statt etwas zu sagen, nickte
er ihr nur stumm zu. Erst als er die Tür der Bibliothek hinter ihnen schloss,
begann er zu reden.
»Habt Ihr Euch diesen Schritt gewissenhaft überlegt?«, wollte
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