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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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auf ihren Brei. »Was spielt das jetzt für eine Rolle?«
    Wie früher strich Anna ihr über das Haar. »Damals, als du mir den
Ring gegeben hast, das war ein bisschen so, als hättest du dir einen Finger
abgeschnitten. So weh hat es dir getan.«
    Â»Was willst du damit sagen?«, flüsterte Chiara, ohne von ihrem
Teller aufzublicken.
    Â»Hör auf, dich zu belügen«, sagte Anna. »Du weißt doch, was dich
quält. Und wenn du mich fragst …«
    Chiara hob den Blick. Als sie Annas Gesicht sah, packte sie die Wut.
    Â»Dich fragt aber niemand!«, rief sie und warf ihren Löffel auf den
Tisch. »Was fällt dir eigentlich ein, dich in meine Sachen einzumischen?«
    Ohne Annas Antwort abzuwarten, sprang sie auf und lief davon.
    6
    Â»Und was wird aus mir?«, wollte Gregorio wissen.
    Â»Ich sehe keinen Grund, weshalb Ihr Euch Sorgen machen solltet«,
erwiderte Petrus da Silva, ohne von den Dokumenten aufzublicken, in denen er
gerade blätterte, und verscheuchte mit der Hand eine Fliege. »Ihr führt doch
ein Leben ganz nach Eurem Geschmack. Mit Wein und Weibern. Was wollt Ihr mehr?«
    Â»Wenn mein Bruder abdankt, muss ich die Zeche zahlen. Ich kenne
Teofilo. Sobald er geheiratet hat, macht er sich mit Domenicos Witwe aus dem
Staub. Und ich kann zusehen, wo ich bleibe.«
    Â»Ihr bleibt in Amt und Würden, sowohl als erster Konsul wie auch als
Kommandant des Stadtregiments. Dafür werde ich sorgen. Schon aus Gründen des
Gleichgewichts.«
    Â»Einen Scheißdreck werdet Ihr tun!«
    Â»Bitte mäßigt Eure Worte. So könnt Ihr im Stall reden, aber nicht
hier.«
    Â»Mir geht es an den Kragen, Herrgott noch mal! Die Sabiner werden
mich schneller absetzen, als ich bis drei zählen kann. Ganz Rom wird über mich
lachen.«
    Â»Warum schüttet Ihr Euer Herz nicht Euren Huren aus? Wir haben andere
Sorgen. Solange Euer Bruder krank ist …«
    Â»Teofilo ist krank?«, fragte Gregorio überrascht.
    Â»Wisst Ihr das nicht?« Der Kanzler schloss einen Aktendeckel und
drehte sich zu ihm herum. »Seit Wochen liegt er im Fieber. Eure Mutter
erstattet mir täglich Bericht.«
    Â»Ist Teofilo darum wie vom Erdboden verschwunden?«
    Â»Ich bewundere Eure Gabe, Zusammenhänge zu erfassen.«
    Gregorio überhörte die Unverschämtheit, zu unverhofft war die
Nachricht von Teofilos Erkrankung. »Ist es … ist es was Ernstes?«
    Petrus da Silva gab keine Antwort, stattdessen erschlug er mit der
flachen Hand die Fliege, die so unvorsichtig gewesen war, sich auf das
Schreibpult zu setzen. Wollte er damit zeigen, wie wenig ihn das alles
interessierte? Gregorio begriff diese neuerliche Demütigung, aber er ließ sich
nicht täuschen – er war nicht der Dummkopf, für den der eingebildete Affe ihn
hielt, ihn konnte man nicht hinters Licht führen! Während Petrus da Silva das
zerquetschte Tierchen mit einem Pergament zu Boden streifte, dachte Gregorio
nach. Wenn Teofilo wirklich seit Wochen im Fieber lag – dann musste es etwas Ernstes sein! Erst recht, wenn der Kanzler
und seine Mutter ihn aus Rom geschafft hatten, damit niemand von der Erkrankung
erfuhr … Eine winzige Hoffnung keimte in ihm auf. Würde Gott endlich
Gerechtigkeit walten lassen? Wenn sein Bruder starb, wer weiß, vielleicht wäre
es ja möglich, dass dann die übrigen Parteien sich auf ihn als Nachfolger
einigten?
    Â»Bitte hört auf, an den Nägeln zu kauen«, sagte Petrus da Silva.
»Das ist ja widerlich. Und wenn Ihr auf den Tod Eures Bruders spekuliert, um
Euch Zugang zur Cathedra zu verschaffen …«
    Â»Verflucht noch mal – könnt Ihr Gedanken lesen?«
    Â»Man muss nur eins und eins zusammenrechnen, um zu wissen, was Euch
durch den Kopf geht.« Der Kanzler wandte sich wieder seinen Dokumenten zu. »Und
jetzt wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr zu Euren Vergnügungen zurückkehren
würdet, damit ich in Ruhe arbeiten kann.«
    Â»Einen Teufel werde ich tun! Unser Vater hätte niemals zugelassen,
was Ihr im Schilde führt. Ein Tuskulaner, der auf den Thron verzichtet! Was für
eine Schande!«
    Â»Erscheint Euch Euer Vater immer noch im Traum?«
    Â»Woher wisst Ihr von meinen Träumen? Steht Ihr mit dem Teufel im
Bund?«
    Statt einer Antwort verdrehte Petrus da Silva nur die Augen.
    Â»Ja«, sagte Gregorio. »Ihr habt einen Pakt mit der Hölle

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