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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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hatte, kamen dem Kanzler
Zweifel.
    Welche Mächte waren hier am Werke?
    Kaum war Benedikt nach Rom zurückgekehrt, hatte er Petrus da Silva
beauftragt, mit seinem Taufpaten und Nachfolger Verhandlungen aufzunehmen. Wie
viel war der Stuhl Petri wert? Tag für Tag feilschten Giovanni Graziano und
Benedikt über den Preis, den der Einsiedler für den Amtsverzicht des
Tuskulanerpapstes zahlen sollte. Petrus da Silva, der die Verhandlungen
leitete, konnte es kaum fassen. So sehr es ihn befremdete, den einstigen Einsiedler
wie einen jüdischen Geldverleiher schachern zu sehen – noch verwunderlicher war
es, mit welchem Eifer Benedikt zu Werke ging. Wenn Giovanni Graziano seinen
weltfremden Starrsinn aufgab und in die Niederungen des Lebens hinabstieg, gab
es dafür Gründe, die einem vernunftbegabten Menschen einleuchten konnten: Er
wollte das Übel, das er mit der Erhebung Teofilo di Tusculos über Rom gebracht
hatte, selber beenden und das Schicksal der Heiligen Stadt und der Kirche so
schnell wie möglich wenden. Doch mit welchem Versprechen hatte Abt Bartolomeo
Benedikts Sinneswandel herbeigeführt? Allein mit der Aussicht auf die Ehe mit
Chiara di Sasso? Obwohl die noch nicht mal ihre Einwilligung in diese Ehe
erklärt hatte?
    Irgendwas stimmte da nicht …
    Wie immer, wenn Petrus da Silva etwas nicht begriff, beschlich ihn
ein ungutes Gefühl. Wenn Benedikt vor lauter Liebestollheit auf sein Amt
verzichtete, wäre das zwar verrückt, aber eine Erklärung. Doch Benedikt kämpfte
um jeden Pfennig, als hinge seine Glückseligkeit nicht von Chiara di Sasso ab,
sondern von den Geldern, die er aus dem Geschäft herauspressen konnte. War er
einfach seines Amtes überdrüssig und wollte für sein Alter vorsorgen? Das wäre
zwar alles andere als verrückt, doch kaum eine Erklärung.
    Â»Eintausend Pfund in Silber«, sagte Giovanni Graziano. »Das ist
alles, was ich habe, außer den Kleidern, die ich am Leibe trage.«
    Â»Das reicht nicht aus!«
    Â»Wollt Ihr, dass ich stehle?«
    Â»Ihr habt reiche Verwandte! Kaufleute! Wenn Ihr zum Papst aufsteigt,
wird es ihr Schaden nicht sein.«
    Â»Meine Brüder und Schwäger haben gegeben, was sie geben konnten.
Eintausend Pfund, mein letztes Wort!«
    Petrus da Silva holte tief Luft. Die Summe, die der Einsiedler bot,
war beträchtlich. Doch reichte sie aus? Die Zeit drängte. Das Volk hasste
Benedikt, und solange der Handel noch nicht abgeschlossen war, konnte jeden Tag
ein neuer Aufstand oder Krieg ausbrechen. Außerdem gab es Gerüchte, dass König
Heinrich einen Italienfeldzug plante, und wenn der fromme Herrscher gewahr
wurde, dass Papst Benedikt sich anschickte, sein Amt für Geld zu verkaufen …
    Â»Ich denke, tausend Pfund sind ein angemessener Preis«, versuchte
Petrus da Silva zu vermitteln. »Ewige Heiligkeit könnte damit nach dem
Amtsverzicht ein standesgemäßes Leben führen. Auch möchte ich darauf hinweisen,
dass mit Eurem Taufpaten ein Papst gewählt würde, durch den der Einfluss Eurer
Familie auf die Geschicke der Stadt weiterhin gewährleistet …«
    Â»Nein!«, fiel Benedikt ihm ins Wort. »Und wenn man uns zweitausend
Pfund bietet! Für eine einmalige Zahlung sind wir nicht bereit, auf die
Cathedra zu verzichten. Um abzudanken, verlangen wir laufende Einkünfte, eine
Rente oder Apanage.«
    Giovanni Graziano schüttelte traurig sein Haupt. »Ich hatte geglaubt,
mein Sohn, du hättest dich zu wahrer Umkehr entschlossen«, sagte er. »Doch
wieder scheine ich mich in dir getäuscht zu haben. – Ich warne dich, Teofilo di
Tusculo. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den
Himmel gelangt.«
    Doch Benedikt ließ sich nicht beirren. »Entweder eine lebenslange
Zahlung, oder wir weigern uns, den Handel abzuschließen.«
    Petrus da Silva hatte Benedikt selten so entschlossen gesehen. Der
Mann schien wirklich bereit, das Geschäft scheitern zu lassen. Aus welchem
Grund? Fieberhaft dachte der Kanzler nach. Er selber hatte Girardo di Sassos
Plan umgesetzt und Giovanni Graziano für die Nachfolge vorgeschlagen. Der
Einsiedler war über jeden Verdacht erhaben, sich durch seine Wahl persönliche
Vorteile verschaffen zu wollen. Er galt im römischen Volk als ein Heiliger und
stand in höherem Ansehen als jeder Bischof oder Kardinal. Nur wenn er den Thron
bestieg, konnte es

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