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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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nicht lieber
mit in meine Kammer kommen?« Dabei leckte sie sich über die Lippen und strich
ihm mit der Hand über den Schoß.
    Für einen Moment schoss Teofilo die Lust in die Lenden. Doch statt
die Hand des Mädchens auf seinen Schoß zu pressen, wie er es früher getan
hätte, hielt er sie am Gelenk zurück.
    Â»Gefalle ich dir nicht?« Verwundert schaute die Hure ihn an.
    Teofilo rief nach dem Wirt. »Wo bleibt mein Essen?«
    Â»Ist schon auf dem Feuer!«
    Â»Ist dein Feuer schon erloschen?«, fragte
das Mädchen. »Dabei hatte ich eben noch das Gefühl, dass sich da was regte.«
    Â»Bitte, lass mich in Frieden.«
    Â»Komm, sei kein Spielverderber. Ich verlange auch nicht mehr als ein
Abendessen und einen Becher Wein.«
    Teofilo drückte ihr eine Münze in die Hand. »Du bist ein hübsches
Kind, aber lass mich jetzt allein. Bitte!«
    Blitzschnell ließ die Hure die Münze in ihrer Bluse verschwinden und
ging weiter an einen anderen Tisch, wo sie freudig von einer Schar Pilger
empfangen wurde. Während sie sich lachend auf den Schoß eines jungen Mönchs
setzte, stand Teofilo vom Tisch auf. Bevor das Essen kam, wollte er im Stall
nach seinem Pferd schauen. Doch er war noch nicht bei der Tür, da wurden im
hinteren Teil der Stube Stimmen laut. Ein paar Kaufleute hatten angeblich den
Tross des Königs gesehen.
    Den Riegel schon in der Hand, drehte Teofilo sich um. »Sprecht Ihr
von König Heinrich?«
    Â»Ja«, erwiderte einer der Kaufleute, ein Mann mit einem schwarzen
Filzhut. »Er ist gestern hier durchgekommen, ganz in der Nähe, keine zwei
Meilen von hier.«
    Â»Wisst Ihr, wohin er wollte?«.
    Â»Nach Rom, hat einer seiner Truppenführer gesagt.«
    Â»Und wisst Ihr auch wozu?«
    Â»Benedikt hat sich geweigert, zur Synode nach Sutri zu kommen, aus
Angst, sie würden ihn absetzen. Jetzt will Heinrich in Rom eine neue Synode
einberufen. Um mit den Bischöfen zu beraten, wer ihn Weihnachten zum Kaiser
krönt.«
    Â»Eine neue Synode?«, fragte Teofilo. »Wann?«
    Â»Ãœbermorgen, soweit ich weiß. Aber was zieht Ihr für ein Gesicht?«
    15
    Heinrichs Einzug in Rom war eine einzige Demonstration der
Macht. Ohne jeden Widerstand öffnete ihm die Stadt ihre Tore, als er mit seiner
Armee von zweitausend Söldnern sowie einer Heerschar von Bischöfen und
Kardinälen mit ihren Dienern und bewaffneten Begleitern eintraf. Noch nie zuvor
war die Ankunft eines Königs so begeistert gefeiert worden, wie einen Erlöser begrüßten
die Römer den jungen, selbstbewussten Herrscher, der einem zweiten David gleich
auf seinem Schimmel die Prozession anführte. Wo immer er vorüberkam, jubelten
sie ihm zu, voller Hoffnung, dass er die Kloake austrocknen würde, in die ihre
Stadt sich verwandelt hatte. Während der endlose Zug sich wie ein Lindwurm
durch die engen Straßen und Gassen in Richtung Trastevere wand, wo sich der Petersdom
erhob, der Versammlungsort der Synode, wurde aus allen Fenstern gewunken und applaudiert,
die Bäume waren schwarz von Gaffern, und die Betreiber der Schenken und
Herbergen rieben sich die Hände in Aussicht der glänzenden Geschäfte, die ihnen
die nächsten Wochen zu bringen versprachen.
    Gregorio zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht. Um nicht erkannt
zu werden, hatte er sich als Mönch verkleidet, genauso wie seine Brüder Pietro
und Ottaviano, mit denen er sich am Lungo Tevere unter das Volk gemischt hatte.
In der Nacht war ihm wieder sein Vater erschienen, wütend hatte er ihm
befohlen, sich dem König entgegenzustellen. Doch der Alte hatte gut reden! Wie
zum Teufel sollte Gregorio das tun? Mit welchen Truppen? Er konnte in seiner
Grafschaft keine zweihundert Männer ausheben. Trotzdem quälte ihn das Gewissen,
genauso wie die Schmach, sich nur verkleidet in die Öffentlichkeit wagen zu
können. Er konnte nur hoffen, dass sein Vater ihn nicht sah.
    Â»Es lebe der König!«
    Â»Es lebe der künftige Kaiser!«
    Mit erhobenem Haupt, die Zügel in einer Hand, saß Heinrich im Sattel
seines Schimmels und nahm winkend die Huldigungen entgegen. Vorsichtig spähte
Gregorio unter seiner Kapuze hervor. Hatten sie seinen Bruder schon geschnappt?
Wenn Teofilo Heinrichs Gefangener war, war es mit den Tuskulanern vorbei. Doch
so sehr Gregorio sich den Hals verrenkte, er konnte seinen Bruder nirgendwo
entdecken.
    Â»Jetzt

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