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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Schlacht?
Den Triumph des Sieges? Ja, als Ihr noch Papst wart, wusstet Ihr zu leben! Und
jetzt wollt Ihr Euch in Sack und Asche hüllen? Das nehme ich Euch nicht ab! Da
steckt doch irgendwas dahinter!«
    Bonifacio nahm einen Schluck Wein. Während er trank, musterte er
Teofilo über den Rand seines Bechers. Plötzlich hob er die Brauen.
    Â»Sollte es möglich sein, dass Ihr etwa wegen Chiara di Sasso …«
    Teofilo zuckte zusammen.
    Â»Ins Schwarze getroffen!« Bonifacio stellte seinen Becher ab. »Ich
habe gewusst, dass Ihr in sie verliebt seid, Ihr habt ja kein Geheimnis daraus
gemacht. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass es Euch so erwischt hat.«
    Â»Das geht Euch nichts an.« Teofilo kehrte ihm den Rücken zu.
    Bonifacio ließ nicht locker. »Ist es wegen der Abfuhr, die Ihr Euch
neulich bei ihr eingehandelt habt? Es heißt, Ihr hättet versucht, mit ihr zu
sprechen, aber sie hätte sich geweigert, Euch zu empfangen. Weil sie glaubt,
Ihr hättet Clemens umgebracht.«
    Teofilo fuhr herum. »Wer hat das gesagt?«
    Â»Girardo di Sasso.«
    Â»Hält er mich auch für den Mörder?«
    Bonifacio hob die Arme. »Wie sollte er nicht? Ganz Rom tut das. Aber
das schadet Eurem Ruf nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Der plötzliche Tod des
Papstes wird als Beweis Eurer Entschlusskraft gedeutet, Heinrich das Zepter aus
der Hand zu reißen.«
    Â»Ich habe Clemens nicht vergiftet!«, erklärte Teofilo. »Ich bin nie
in Pesaro gewesen!«
    Â»Von mir aus.« Bonifacio zuckte mit den Schultern. »Doch was ich
glaube, kann Euch so gleichgültig sein wie der Furz einer Ameise. Ich bin auf
Eurer Seite, so oder so. Wichtig ist nur, was die anderen glauben, die
Unentschiedenen, diejenigen, die zwischen den Parteien hin und her schwanken.«
Er schaute Teofilo in die Augen. »Wie zum Beispiel Girardo di Sasso. Oder seine
hübsche Tochter Chiara. Wenn es stimmt, was man über sie sagt, hat sie ja einen
sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.«
    Teofilo schwieg.
    Â»Auch wenn ich selber von Eurer Unschuld überzeugt bin«, fuhr
Bonifacio fort, »von außen betrachtet, spricht alles gegen Euch. Wenn Ihr der
Welt oder wem auch immer beweisen wollt, dass Ihr nichts mit Clemens’ Tod zu
tun habt, gibt es, fürchte ich, nur eine Möglichkeit …« Ohne die Stimme zu
senken, hielt er den Satz in der Schwebe.
    Â»Welche?«, fragte Teofilo.
    Bonifacio grinste. »Ist Euer Interesse endlich erwacht?«
    Â»Welche?«, wiederholte Teofilo.
    11
    Â»Da, da, da!«, machte Nicchino und zeigte mit seinem Fingerchen
zur offenen Tür der Herberge auf die Gasse.
    Â»Ja, was hast du denn da draußen gesehen, mein kleiner Liebling?«,
fragte Chiara. »Ist ein Vögelchen vorbeigeflattert?«
    Â»Da, da, da!«
    Ihr Sohn strahlte über sein ganzes rosiges Gesicht. Er war noch kein
Jahr alt, doch wenn man ihn an beiden Händen führte, konnte er schon ein paar
Schritte laufen. Jetzt hielt er sich an einem Schemel fest und schwankte wie
ein kleiner Betrunkener auf seinen krummen Beinchen hin und her, während er
immer wieder einen Arm ausstreckte, um aufgeregt auf irgendetwas zu zeigen, was
draußen seine Neugier erregte.
    Â»Bautz! Jetzt bist du hingefallen!«
    Wie ein Käfer lag Nicchino auf dem Rücken und blickte ratlos in die
Welt. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, dieselben braunen
Augen, dasselbe wellige, dunkelblonde Haar, und täglich schien ein bisschen
mehr Seele in ihn hineinzuwachsen.
    Â»Maam-maam-mam-maaaaama.«
    Chiara beugte sich über ihn und rieb ihre Nase an seinem Näschen.
    Â»Ich könnte dich auffressen, mein süßer Fratz! – Was meinst du?«,
fragte sie Anna, die am Schanktisch stand und mit ihrer Schürze den Staub aus
einem Krug wischte. »Ob er Weihnachten wohl schon sprechen kann?«
    Anna verdrehte die Augen. »Manchmal könnte man glauben, der liebe
Gott hätte das Kinderkriegen mit dir zum ersten Mal ausprobiert. Nicchino wird
sprechen lernen, wie alle anderen Kinder auch. Vielleicht ein bisschen früher,
vielleicht ein bisschen später. Hauptsache, er redet kein so dummes Zeug wie du
manchmal.«
    Â»Herrgott, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?« Chiara
gab ihrem Sohn einen Kuss auf das Stupsnäschen und stand auf. »Du hast ja heute
eine fürchterliche Laune. Was ist denn

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