Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
Vom Netzwerk:
Wärme am Mittag. Hatte Petrus noch auf seinem Esel täglich fünfzehn
Meilen zurückgelegt, so schafften sie jetzt keine zehn am Tag. Immer wieder
mussten sie die Reise unterbrechen, weil Poppo über ein neues Unwohlsein
klagte. Dabei konnte Petrus sich nicht des Verdachts erwehren, dass es dem
zagenden Bischof vor allem darum ging, die Ankunft in der Heiligen Stadt so
lange wie möglich hinauszuzögern.
    Aber konnte man ihm seine Angst verdenken?
    Â»Und diese drückende Hitze in Rom«, jammerte er. »Mein Herz kann
solche Temperaturen nicht ertragen. Beim letzten Konzil hätte die Schwüle mich
fast umgebracht, mitten in der Beratung bin ich ohnmächtig geworden, und hätte
mein Sekretär mir nicht im letzten Moment Rabeneier und Wieselblut verabreicht,
ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch am Leben wäre.«
    Warum hatte Heinrich nur diesen Mann zu Clemens’ Nachfolger
bestimmt? Nachdem der Kaiser trotz des Gutachtens aus Lüttich Benedikts Absetzung
verfügt hatte, weil er den Verstoß des Tuskulaners gegen die Beschlüsse der
Synoden von Sutri und Rom nicht dulden konnte, hatte Petrus für die Restitution
Papst Gregors plädiert. Doch kaum hatte Heinrich Bereitschaft gezeigt, den Gedanken
immerhin zu erwägen, war aus Köln die Nachricht gekommen, dass Giovanni
Graziano kurz vor dem Weihnachtsfest in der Verbannung gestorben war. Daraufhin
hatte Heinrich sich für den Bischof von Brixen entschieden.
    Wie sollte dieser schwächliche Mann Benedikt und die tuskulanischen
Buschräuber aus dem Vatikan verjagen?
    Petrus da Silva hatte nur die eine Hoffnung, dass der Papstwechsel
sich ohne Krieg und Blutvergießen vollzog: Alles kam darauf an, dass der
mächtige Bonifacio sich der Weisung des Kaisers beugte und Poppo an der Grenze
seines Reiches empfing, um ihn auf dem restlichen Weg nach Rom mit seinem Heer
zu begleiten. Petrus hatte Bonifacio aus Brixen eine entsprechende Botschaft
geschickt, doch seine Hoffnung war gering, dass der Anführer der italienischen
Partei dem kaiserlichen Befehl Folge leisten würde.
    Sein Herz begann darum heftig zu schlagen, als er wenige Meilen vor
Pisa das toskanische Heer am Horizont erblickte. Hell blinkten die Rüstungen in
der Sonne.
    Â»Sind das Freunde oder Feinde?«, fragte Poppo verängstigt.
    Â»Wir werden es bald erfahren«, erwiderte Petrus da Silva. »Immerhin,
Bonifacio erwartet uns, wie Heinrich es verlangt hat.«
    Während der Karren auf das Heer der Söldner zurumpelte, versuchte
Petrus da Silva ihre Zahl zu schätzen. Es mussten an die fünfhundert Männer
sein, die da in dichten Reihen vor ihnen aufmarschiert waren. Besorgt rieb er
sich die Wange. So viele Soldaten für einen Geleitzug? Entweder, der Toskaner
wollte dem künftigen Papst eine besondere Ehre erweisen, oder aber … Als sich der
Karren bis auf einen Steinwurf dem Heer genähert hatte, löste Bonifacio sich
aus seinem Tross und galoppierte ihnen auf einem Schlachtross entgegen.
    Â»Halt!«, rief er und hob den Arm.
    Petrus da Silva beschloss, es im Guten zu versuchen.
    Â»Gott segne Euch«, sagte er, während Poppo sich in seiner Reisedecke
verkroch. »Der Bischof von Brixen entbietet Euch seinen Gruß und freut sich,
dass Ihr ihm sein Geleit anbietet.«
    Â»Geleit?«, erwiderte Bonifacio. »Der Bischof von Brixen soll sich in
die Dolomiten verpissen! Ich bin hier, um mein Reich vor einem fremden
Eindringling zu schützen.«
    Petrus biss sich auf die Lippen. Nein, der Aufmarsch von Bonifacios
Armee war alles andere als eine Ehrenbezeigung.
    Â»Ihr sprecht vom künftigen Papst«, erklärte er. »Heinrich hat Poppo
zum neuen Träger der Tiara ernannt. Und wenn der Kaiser erfährt …«
    Â»Der Kaiser kann mich mal!«, fiel Bonifacio ihm ins Wort. »Wir haben
bereits einen Papst in Rom. Zufällig ist gerade sein Bruder hier.«
    Er zeigte über die Schulter auf einen Mann, der in voller Rüstung
auf einem Rappen saß. Auf einen Wink des Toskaners nahm er den Helm vom Kopf.
    Â»Gregorio di Tusculo«, flüsterte Petrus, als er das Gesicht sah.
    Bonifacio lachte. »Was meint Ihr, Eminenz?«, fragte er. »Wollt Ihr
immer noch nach Rom? Oder wollt Ihr nicht lieber kehrtmachen?«
    Petrus da Silva schaute auf die Reiter, die ihn und Poppo begleiteten.
Zwei Dutzend Männer waren auf ihrer Seite, davon die Hälfte

Weitere Kostenlose Bücher