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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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»Die Stadt ist in einem gefährlichen
Schwebezustand. Die Sabiner warten nur darauf, dass Ihr Euch eine Blöße gebt,
um die Macht zu übernehmen. Es geht um die Einheit und den Bestand der Kirche!
Wenn ans Licht kommt, was Ihr getan habt, wird das die Partei des Papstes
spalten. Eure Familie muss Geschlossenheit zeigen, Stärke. Statt Euch selbst zu
zerfleischen, solltet Ihr die Gelegenheit nützen, um die Sabiner zu schwächen.«
Er hielt einen Augenblick inne, dann fügte er hinzu: »Und ich weiß auch schon,
wie. Wir werden der Hydra einen ihrer Köpfe abschlagen.«
    Â»Hydra?«, fragte Gregorio. »Was ist das?«
    Â»Ein andermal«, erwiderte der Kanzler. »Doch wenn ich Euch helfen
soll, müsst Ihr mir auch helfen. Seid Ihr dazu bereit?«
    Gregorio schöpfte Hoffnung. »Sagt mir, was ich tun soll.«
    Â»Wir brauchen Seine Heiligkeit in der Stadt«, erklärte Petrus da
Silva. »Es wird einen Prozess geben, bei dem Papst Benedikt zugegen sein muss.
Damit Rom weiß, wer die Macht innehat.« Wieder hob er eine Braue, und seine
Stimme wurde so kalt und schneidend wie sein Blick. »Also schafft Euren Bruder
herbei! So schnell Ihr nur könnt! Sonst gibt es eine Katastrophe!«
    11
    Teofilo war im Himmel. Die Cherubine und Seraphine jubilierten,
und alle Glocken des Paradieses läuteten, während er mit Chiara im Kuss
verschmolz.
    Â»Und jetzt?«, fragte sie, als ihre Lippen sich irgendwann voneinander
lösten.
    Die Sonne warf tanzende Schatten auf ihr Gesicht. Teofilo konnte
nicht erkennen, ob das Zucken um ihren Mund ein glückliches Lächeln war oder
Ausdruck von Angst. Doch Angst oder Glück – kam es darauf an? Er sah nur ihre
blauen Augen, die in seine Seele schauten, ihr blondes Engelshaar, das in der
Sonne glänzte.
    Â»Ich liebe dich, Chiara … Ich liebe dich! Seit ich dich kenne …«
    Â»Pssst«, machte sie und legte einen Finger auf seine Lippen. »Du
darfst so was nicht sagen …«
    Â»Warum nicht? Wenn es doch so ist!«
    Â»Wenn was ist?«
    Â»Dass ich dich liebe, Herrgott noch mal! Daran kann mich niemand
hindern. Außer einem einzigen Menschen …«
    Â»Wer?«, fragte sie ängstlich.
    Â»Du selbst«, sagte er. »Nur wenn du mir sagst, dass du mich nicht
liebst, höre ich auf, dich zu lieben. Oder werde es wenigstens versuchen.«
    Â»Ach, wie kannst du so was nur denken? Du weißt doch, dass ich dich
genauso liebe wie du mich …«
    Eine lange Weile sahen sie sich schweigend an, die Blicke ineinander
versenkt, ohne zu wissen, wer und wo sie waren. Teofilo musste schlucken. Würde
er sich je an diesen Augen sattsehen können? An diesen Lippen? An diesem
Lächeln? Er beugte sich vor, und wieder verschmolzen ihre Münder, öffneten sich
ihre Lippen, suchten sich ihre Zungen, ganz von allein, als könne man gar
nichts anderes tun, als sich zu küssen, mit diesem wunderbaren Kribbeln im
Magen, im Bauch, in der Brust.
    Plötzlich bellten irgendwo Hunde, und gleich darauf wurde
Pferdegetrappel laut. Erschrocken fuhren sie auseinander. Während die Geräusche
näher kamen, wagten sie kaum zu atmen. Leise löste Teofilo sich aus der
Umarmung und kroch zum Ausgang der Höhle.
    Als er hinaussah, zog er scharf die Luft ein. Gut einen Steinwurf
entfernt, unweit des Felsvorsprungs, der sich über dem Tal erhob, sah er einen
Trupp Reiter, mit Gregorio an der Spitze.
    Â»Ich glaube, sie suchen uns«, flüsterte er.
    Â»Und was sollen wir jetzt tun?«, fragte Chiara, genauso leise.
    Â»Wir müssen fliehen!«
    Â»Bist du verrückt? Wo sollen wir denn hin?«
    Â»Was weiß ich? Nach Frankreich, Sizilien, Afrika – egal! Hauptsache,
wir sind zusammen!«
    Â»Aber wie soll das gehen?«
    Â»Wir schlagen uns nach Neapel durch. Da kennt uns keiner. Ich heure
auf einem Schiff als Matrose an, und du …«
    Â»Hast du vergessen, wer du bist? Du bist der Papst!«
    Teofilo drehte sich zu ihr um. »Nein, das bin ich nicht. Ich will
nicht mehr, ich will dein Mann sein. Wenn sie mich damals nicht gezwungen
hätten, diesen verfluchten Thron zu besteigen, wären wir schon seit zwei Jahren
ein Paar. Mit vierzehn sollten wir heiraten! Das hatten sie uns versprochen!«
    Â»Ja, das hatten sie. Aber jetzt ist es doch so, wie es ist. Und darum
musst du wieder zurück nach Rom, und ich zu meinem

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