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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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anfühlte, wirbelte alles in ihr durcheinander. Walt nicht wiederzusehen war die beste Lösung, aber trotzdem fehlte ihr sein Lächeln, sein Lachen. Im Krankenhaus hatte sie von beidem nichts zu sehen bekommen.
    Allie seufzte und konzentrierte sich wieder auf Walts Vater, der die gleichen schwarzen Locken wie Walt hatte, auch wenn es inzwischen weniger waren und einige davon ergraut. Auch die ungewöhnliche Nase und die Stimmlage waren gleich ...
    Montag. Am Montag würde sie Antioch verlassen und die Novaks ein für alle Mal hinter sich lassen.
    Vor einem Jahr hatte sie im selben Kleid am selben Ort einer Hochzeit beigewohnt. Damals hatte Walt nur Augen für sie gehabt. Heute konnte er noch nicht einmal höflich zu ihr sein.
    Neben ihr drehte Betty den Kopf in Richtung Altar und flüsterte. „Allie ...“
    Allie legte einen Finger auf ihre Lippen. Betty konnte nirgendwo still sein – nicht im Unterricht, nicht im Gottesdienst, noch nicht einmal bei einer Hochzeit.
    Betty drehte sich wieder um. „Allie“, zischte sie. „Sieh mal zur Tür. Aber langsam, ganz langsam. Oh nein.“
    Allie gefror das Blut in den Adern. Unmöglich. Er war doch im Krankenhaus.
    Im Lichtschein der offenen Kirchentür stand die Silhouette eines Mannes mit nur einem Arm. Gleich darauf wurde das Licht zum Schlitz und verschwand. Walt stand da, mit offenem Mund, und sah Allie an.
    „Oh, nein.“ Sie riss ihren Kopf herum und sah nach vorn. Hoffentlich verdeckten ihre Haare ihr Gesicht. „Was macht er denn hier?“, flüsterte sie.
    „Die Hochzeit. Du lieber Himmel. Seine Eltern ... sie müssen ihn angerufen haben. Oh Allie, das tut mir so leid. Wenn ich das gewusst hätte ...“
    „Betty, der Brief. Er hat den Brief gelesen.“ Ihr drehte sich der Magen um. „Er weiß Bescheid.“
    „Oh, weh.“ Allie konnte Betty nicht von vorn sehen, aber sie spürte, dass ihrer Freundin die Sorge ins Gesicht geschrieben stand. „Also schön, Kleines, Augen zu und durch. Wir werden das Kind schon schaukeln.“
    Allie umklammerte ihren kleinen Strauß. Der Einzige, der das Kind noch schaukeln konnte, war Gott.
    * * *
    Walt ließ sich in die letzte Bank gleiten. Art und Dorothy heirateten? Wann war das denn passiert? Eigentlich sollte ihn dieses Rätsel eine Weile beschäftigen, aber seine ganze Aufmerksamkeit war auf Allie gerichtet.
    Sie war heute nur Brautjungfer, keine Braut. Das hieß, sie war noch zu haben. Sie kannte ihn, verstand ihn und er war ihr nicht egal. Wenn er von Anfang an ehrlich gewesen wäre und noch beide Arme hätte, wer weiß, womöglich hätte er sogar Chancen bei ihr gehabt. Aber jetzt nicht mehr. Vielleicht könnte er sich aber wenigstens mit ihr unterhalten – wenn sie ihn je wieder ansehen würde. Vorwürfe konnte er ihr nach seinem Verhalten am Donnerstag jedenfalls keine machen, dass sie seinem Blick auswich.
    Von der Orgel erscholl das traditionelle Stück zum Auszug und Walt schrak hoch. Art und Dorothy wandten sich der Festgemeinde zu und marschierten glücklich den Gang hinunter. Arts Gesicht leuchtete noch mehr auf, als er Walt entdeckte. Er stieß Dorothy an, die sich zum ersten Mal zu freuen schien, ihn zu sehen. Ein breites Grinsen von George, ein eigenartig böser Blick von Betty, dann glitt Allie an ihm vorbei, die Nase hoch und die Wangen tiefrosa.
    Er wollte ihr nachlaufen und die Sache hinter sich bringen, aber die Ordner entließen die Leute Reihe für Reihe von vorn, und nachdem Ray mit Helen am Arm vorbeigegangen war, war der Mittelgang bereits verstopft. Zum Teufel mit der Etikette – Walt schlüpfte aus seiner Reihe und mischte sich unter die Leute.
    „Wen haben wir denn da?“ Mrs Anello stellte sich ihm in den Weg und rief laut in die Menge. „Edie, du hast mir gar nicht gesagt, dass Walter wieder zu Hause ist.“
    „Das wusste ich auch nicht.“ Mom drängelte sich zu ihm durch und umarmte ihn. „Mein Liebling, ich freue mich so, dass du hier bist.“
    „Ich mich auch.“ Er löste sich aus der Umarmung und merkte, dass halb Antioch im Begriff war, sich auf ihn zu stürzen.
    „Das ist mein Enkel“, sagte Grandpa Novak stolz. „Er hat es den Nazis ordentlich gezeigt. Und jetzt sieh sich das einer an: ein Silver Star.“
    Die älteren Männer schüttelten ihm die Hand und bedankten sich bei ihm dafür, was er für die Freiheit geleistet hatte. Es schien niemanden zu stören, dass er nur die Linke geben konnte. Die Frauen umarmten ihn und waren dankbar für seine Rückkehr. Die Kinder

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