Der Klang Deiner Gedanken
schwärmten um ihn herum, manche mit unzähligen Fragen, andere nur mit Staunen im Gesicht.
Als er Antioch verlassen hatte, war er ein ganz normaler Typ von hier gewesen. Die kleinste Leuchte unter den Novaksöhnen. Und jetzt? Diese ganze Aufmerksamkeit hatte er sich immer gewünscht – aber nur so lange er sie nicht bekam. Eine ganze Traube von Menschen umringte ihn mit Fragen und wollte seine Geschichten hören. Er gab einen kurzen, entschärften Bericht vom Einsatz über Bremen, aber mehr schlecht als recht. Er wollte keine Zuhörer; er wollte nur Allie finden.
„Sollten wir nicht zur Feier gehen?“, fragte er. „Wo findet sie überhaupt statt?“
„Im Haus der Carlisles, und sie fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben“, antwortete Mom. „Na kommt, ihr lieben Leute. Bei der Feier haben wir noch jede Menge Zeit für Walts Geschichten.“
Wie könnte er sich nur abseilen? Und Allie allein erwischen?
Mom hatte sich bei Walt und Dad eingehakt und schlenderte die Straße hinab. Walt versuchte, das Tempo zu steigern, aber sie fielen immer weiter zurück, während Mom ihm ausführlich von Art und Dorothy erzählte. Er wollte das ja alles hören, aber nicht so langsam.
Bei den Carlisles waren wieder jede Menge Leute, die ihn abfangen wollten, aber er hatte einen Job zu erledigen. Höflich lächelte er seine Eltern an. „Entschuldigt mich. Ich muss jemanden suchen.“
Er drängte sich durch die Menge, lächelte und schüttelte ein paar Hände, blieb aber immer in Bewegung und konzentrierte sich auf seine Suche. Wo war sie? Bettys Kichern war aus Richtung Küchentür zu hören. Sie wusste bestimmt Bescheid. Zielstrebig arbeitete Walt sich dorthin vor und wich der Klatschtante Mrs Llewellyn aus.
An der Küche legte er Betty die Hand auf die Schulter. „Betty, hi.“
Sie drehte sich zu ihm um und zog eine Augenbraue hoch. „Was machst du denn hier?“
Walt ignorierte den frostigen Ton in ihrer Stimme und nickte Georges jüngster Schwester zu, mit der sich Betty unterhalten hatte. „Hallo, Mary Jane.“
„Hi Walt.“ Sie tätschelte Bettys Arm. „Ich schaue mal, ob Mrs Carlisle Hilfe braucht.“
Walt vergrub die Hand in der Hosentasche und suchte das Zimmer nach braunen Locken oder grünen Augen ab. „Wow. Verrückt, oder? Art und Dorothy – das wurde aber auch Zeit.“
Betty nickte nur.
Allie hatte ihr wohl erzählt, dass er sich danebenbenommen hatte. Er gab sich Mühe, einen lockeren Gesichtsausdruck zu behalten. „Verrückt. Ach, und interessant, dass Allie Miller auch da ist.“
„Wieso überrascht dich das? Sie ist meine Freundin. Da werde ich sie doch wohl einladen dürfen.“
„Nein, so meinte ich das nicht. Ich meine … sollte sie nicht heute diesen komischen Baxter heiraten?“
Bettys Augen wurden immer größer, bis Walt dachte, sie würden gleich herausfallen. „Hat sie dir nicht gesagt, dass sie die Verlobung gelöst hat? Hat sie dir nicht einen Brief gegeben?“
Walt verzog schuldbewusst das Gesicht. „Hab ihn ungelesen weggeworfen.“
„Du hast was ? Wie kommst du denn auf so eine blöde Idee?“ Sie schlug ihm mit dem Handrücken gegen den Bauch.
„Hey! Ich hatte eben meine Gründe. Ich dachte … na ja, ich dachte, das wäre das übliche Kopf-hoch-Zeug, das wird schon wieder, am Ende jedes Tunnels gibt es Licht und so was. Ich wollte das nicht hören.“
„Du bist ein Idiot, Walter Novak.“
„Glaub mir, das weiß ich selbst.“ In der Hosentasche trommelte er mit den Fingern gegen sein Bein. „Also hat sie … sie hat tatsächlich die Verlobung gelöst? Das heißt, die Hochzeit ist nicht nur verschoben, sondern vom Tisch? Und Baxter?“
„Baxter ist Geschichte.“
„Oh, wow.“ Walt nahm die Suche nach Allie wieder auf. Sie war wirklich noch zu haben. „Unglaublich. Aber … wieso? Ihr Vater hat Baxter für sie ausgesucht, habe ich recht?“
„Genau das war das Problem. Allie meinte, sie hätten einander nie wirklich geliebt.“
„Ehrlich?“ In ihm stieg Hoffnung auf. Also hatte er letztes Jahr doch recht gehabt mit seiner Vermutung, dass Allie noch nie richtige Liebe erlebt hatte. Vielleicht war er doch kein so hoffnungsloser Fall bei Frauen, wie er immer gedacht hatte.
Bettys Augen suchten Walts Gesicht ab. „Ja, ehrlich. Aber der Hauptgrund, warum Allie mit ihm Schluss gemacht hat, war, dass Baxter darauf bestand, dass sie ihre Arbeit an den Nagel hängt und ihre neue Kirche verlässt. Aber sie hat sich geweigert, gegen Gottes Willen zu
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