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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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...
    Baxter.
    „Baxter? Aber – das war noch in der Schule.“ Arrangiert von ihrem Vater. Baxter – der kaufmännische Direktor ihres Vaters.
    Die Wahrheit versetzte ihm einen heftigen Stich in die Brust. Allie hatte einen Freund. Und er war ein Idiot.
    „Sie sind schon lange zusammen. Tut mir leid. Ich dachte, du wüsstest das. Das dachten wir alle.“ Jetzt klang ihre Stimme wieder wütend. „Ich kann nicht glauben, dass sie dir das verschwiegen hat.“
    Zorn wallte in ihm auf, aber er wollte nicht, dass Dorothy davon Wind bekam. Es war schlimm genug, dass Allie alle seine Hoffnungen zunichtegemacht hatte. Jetzt würde er auch noch von allen seinen Freunden bemitleidet werden.
    Wortlos öffnete Walt Dorothy die Beifahrertür. Über seinem Herzen spürte er einen brennenden Schmerz. Allies Adresse. Er zog das gefaltete Papier aus seiner Brusttasche, zerknüllte es und warf es mit seinen Träumen in die Gosse.

Kapitel 10
    Riverside, Kalifornien
    7. Juli 1942
    Im Salon hingen die hauchzarten Vorhänge schlaff an den hohen Fenstern. Allies Atem war das Einzige, was die vor Hitze stehende Luft bewegte.
    Sie saß am Flügel, um ihre Eltern und Baxter auf der Veranda mit etwas Verdauungsmusik zu erfreuen – wie jeden Abend. Dass es schwierig sein würde, sich wieder einzugewöhnen, hatte sie gewusst, aber auf diese gähnende Leere war sie nicht vorbereitet gewesen.
    Sie zog Beethovens „Mondscheinsonate“ heraus. Vielleicht konnte der Gedanke an Mondschein sie etwas abkühlen und den Schweiß zum Versiegen bringen, der unerbittlich an der Innenseite ihrer Arme herunterfloss.
    Das Lachen ihrer Mutter klang durchs Fenster herein. Wie konnte sie an so einem Abend fröhlich sein? Die Hitze und die Langeweile trieben Allie in den Wahnsinn. Gemütliche Abende zu Hause konnten wunderschön sein, aber nur, wenn sie am Ende eines erfüllten Tages standen und von gelegentlichen Unternehmungen unterbrochen wurden.
    Allie hatte keine Freunde, keine Abwechslung, keine Arbeit, und noch nicht einmal eine gute Kirche, genau wie Walt gesagt hatte. Es war hart, aber die Wahrheit.
    Sogar die versprochenen Briefe blieben aus, die die Monotonie hatten durchbrechen sollen. Vielleicht war es noch zu früh, um von den Frischvermählten zu hören, aber Dorothy hätte längst schreiben sollen, und Walt ...
    Obwohl sie seinem Brief mit gemischten Gefühlen entgegensah. Noch mehr seiner liebevollen Worte könnte sie nicht ertragen, und sobald er schrieb, würde sie ihm von Baxter erzählen müssen. Schon jetzt tat es ihr um die verlorene Freundschaft leid.
    Die Mondscheinsonate hatte noch nie so düster und schwer geklungen. Düster und schwer wie die Schuld, die auf ihrem Herzen lastete, und die Langeweile, die sie quälte. Wenn die Dinge doch bloß anders lägen.
    Dann ändere sie doch, hatte Walt gesagt.
    Aber wie? Allie hob die verschwitzten Haare in ihrem Nacken an. Ihre Eltern würden es niemals gutheißen, wenn sie plötzlich arbeiten ging oder die Kirche wechselte. Aber wie sollte sie ohne Arbeit oder Kirche neue Freunde finden?
    Sie seufzte und sah zur Decke. Es musste sich etwas ändern. Und zwar heute noch. Sie klappte die Noten zu und ging auf die Veranda, wo sich drei Augenpaare auf sie richteten.
    „Ich dachte, du spielst für uns“, sagte ihr Vater.
    „Mir ist zu heiß.“ Sie legte die Hände zusammen. „Ich habe Lust auf einen Spaziergang. Wer kommt mit?“
    Die sechs Augen weiteten sich. „Einen Spaziergang?“
    „Ja, einen Spaziergang.“ Ihrem Gesichtsausdruck nach hätte man meinen können, sie hätte ihre Familie aufgefordert, Zigeuner zu werden.
    „Oh.“ Mutter sah auf das Stickzeug auf ihrem Schoß. „Ich muss diese Servietten noch fertig machen.“
    Vater lächelte Allie an. „Ich bleibe bei deiner Mutter. Aber Baxter kann ja mitgehen.“
    Baxter richtete sich auf. „Ich würde aber lieber ...“
    „Bitte. Vielleicht kannst du mir dein Grundstück zeigen. Ich habe es bis jetzt nur von der Straße aus gesehen, aber noch nicht aus der Nähe.“
    Baxter stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus, die in der schweren Luft zu Boden sank. „Warum nicht. Dauert ja nicht lange, oder?“
    „Nein“, seufzte Allie.
    Sie schlenderten schweigend die von Zitrusbäumen gesäumte Auffahrt hinunter. Allie versuchte, nicht an Walt zu denken, nicht an die angeregten Gespräche, seine Zuneigung und das schöne Gefühl, lebendig zu sein. Es war nicht fair, die beiden Männer zu vergleichen.
    Trotz der drückenden Hitze saß

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