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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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aus den Siebzigern, in einer Straßenschleife, mit einem winzigen, schuhschachtelgroßen Vorgärtchen und einem kaum größeren Garten nach hinten.
    Zwei Schlafzimmer, hatte seine Schwester gesagt, und er hatte befürchtet, es könnte eine Maisonette-Wohnung sein oder sogar eine Sozialwohnung. Aber das hier war ein bildhübsches reetgedecktes Cottage mit schweren Deckenbalken, einem großzügigen Garten mit Blumenbeeten, das in einer stillen, friedlichen Straße lag – wie ein altenglisches Idyll.
    »Magst du noch was, Byron?«
    Er lehnte sich auf dem bequemen Sofa zurück. »Nein, danke, bin pappsatt. Es war einfach köstlich.«
    »Jason setzt grade den Kessel auf. Wir haben uns ein paar Sachen für den Garten überlegt. Darüber wollte Jason gern mit dir sprechen. Hecken und dergleichen. Vielleicht könntest du ihm ja ein paar Tipps geben.«
    Byron wusste, dass Jason keine solchen Absichten hatte. Die beiden Männer waren nie miteinander warm geworden. Byron betrachtete Jans Männer – und potenzielle Stiefväter für Lily – grundsätzlich mit großer Skepsis. Aber er verstand, dass sie es nur gut meinte. Und weil er ihre herzliche Gastfreundschaft
nicht mit Brummigkeit vergelten wollte, sagte er: »Sicher, gerne. Mal schauen, wie ich helfen kann.«
    Der Sommer war in diesem Winkel Englands ganz abrupt gekommen, was bedeutete, dass im Wald nun das pralle Leben herrschte. Aus Baumstämmen und -stümpfen schossen grüne Triebe, und auf der Ostseite wuchs ein Blumenteppich, der schon seit Wochen blühte.
    Seine Schwester verschwand in der blitzsauberen Küche. Byron ließ erschöpft den Kopf an die Lehne sinken und machte die Augen zu. Der Rinderbraten war wirklich gut gewesen. Und dieses Sofa … Wie weich und bequem ein Sofa sein konnte, wusste wohl nur der, der wochenlang im Schlafsack auf einem harten Betonboden geschlafen hatte. Byron war hart im Nehmen, aber im Moment hatte er Zweifel, ob er noch eine Nacht im Heizungskeller würde aushalten können.
    Es zog sich länger hin als erwartet. Der alte Mann in Catton’s End hatte noch nicht für den Welpen, eine kleine Hündin, bezahlt, und Mrs Dorney vom Gartencenter wollte das Hündchen, das sie sich ausgesucht hatte, erst nach ihrem Umzug nehmen.
    Er hatte ein Cottage gefunden, etwa drei Meilen vom Dorf entfernt, das zu einer riesigen Milchfarm gehörte. Dort hatte man nichts gegen die Hunde, würde ihn vielleicht sogar hie und da auf der Farm brauchen können, aber er konnte die Kaution erst bezahlen, wenn er alle Welpen verkauft hatte. Und selbst dann fehlte ihm noch was. Er musste so viele Überstunden machen, wie Matt ihn ließ.
    »Kannst du mir helfen, diesen Stuhl zusammenzukriegen?«
    Lily kletterte auf seinen Schoß und streckte ihm das Puppenstühlchen hin, das er ihr, zusammen mit ein paar anderen Puppenmöbeln, für ihr neues Puppenhaus mitgebracht hatte. Sie hatte ihm vor dem Essen stolz ihr Zimmer vorgeführt und
auch das neue Puppenhaus, das »Onkel Jason« für sie gemacht hatte. Es war fast einen Meter hoch und besaß ein Strohdach, fast so wie ihr Haus.
    »Er wollte, dass sie sich zu Hause fühlt«, hatte Jan erklärt. »Er hat es selbst gemacht. Es ist eine Kopie dieses Häuschens.«
    Es hatte ihn überrascht, dies über den einsilbigen Jason zu erfahren. Und es blieb nicht bei dieser einen Überraschung. Eine solche Liebestat hätte er dem verschlossenen Mann gar nicht zugetraut. »Reich mir mal den Kleber, Lily.« Er beugte sich vor, um nicht aufs Sofa zu tropfen.
    »Könntest du als Nächstes die Sachen für die Küche machen?«
    »Klar.«
    Ein schelmisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Mums Freundin Sarah steht auf dich. Mum hat gesagt, sie kann dich haben, aber nur, wenn sie auch deine Wäsche wäscht.«
    Das hatte Jan auch gesagt, als er ihr seine schmutzige Wäsche aushändigte. »Menschenskind, Byron, seit wann sind denn die nicht mehr gewaschen worden? So was machst du doch sonst nicht.« Sie hielt den Wäschesack angeekelt von sich.
    »Die Waschmaschine meines Kumpels hat den Geist aufgegeben. Deshalb konnte ich eine Weile nichts waschen.« Er tat, als würde ihn der Garten ablenken.
    Das war das Schlimmste an seiner Behelfsunterkunft. Der nächste Waschsalon lag sechzehn Meilen entfernt, aber die Fahrt dorthin kostete ihn wertvolles Benzin – das er sich nicht leisten konnte. Wenn er die Sachen im See auswusch, waren sie hinterher auch nicht viel sauberer. Und es dauerte tagelang, bis sie wieder trocken waren. Manchmal, wenn

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