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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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er im Keller saß und Isabel beim Geigespielen zuhörte, stellte er sich vor, er würde sich raufschleichen und ihre Waschmaschine
benutzen. Aber solche Heimlichkeiten waren einfach beschämend. Außerdem, wenn sie nun eine vergessene Socke fände?
    Jetzt lauschte er zufrieden dem Surren von Jans Waschmaschine. Ein voller Magen, ein weiches Plätzchen zum Ausruhen und die Aussicht auf saubere Kleidung. Er gab Lily das fertige Puppenstühlchen. Wenn man es recht überlegte, dann brauchte es gar nicht so viel im Leben, um glücklich zu sein.
    »Sie ist ziemlich hübsch«, bemerkte Lily neckisch, »sie hat lange Haare.«
    »Byron.« Jason kam herein und setzte sich in einen Sessel.
    Byron setzte sich ein wenig aufrechter hin. Es wäre so leicht gewesen, einfach einzuschlafen. »Wirklich hübsch hier«, bemerkte er. »Alles ist so hübsch hier.«
    »Hab das Häuschen vor ein paar Jahren größtenteils selbst hergerichtet, zusammen mit meinem Dad.«
    »Es ist schöner als unser altes Haus.« Lily klebte bunte Sticker auf die Holzmöbel. »Obwohl’s mir da auch gefallen hat.«
    Byron sagte grinsend: »Du wirst noch Matt McCarthy Konkurrenz machen.«
    »Sei mir nicht böse, Kumpel, aber dieser Mensch käme mir nicht ins Haus. Bei allem, was man so über ihn hört.«
    Was hört man denn?, hätte Byron gerne gefragt.
    Lily stellte summend ihre Puppenmöbel um. Schließlich sagte Jason: »Lily, Schätzchen, geh doch mal zu deiner Mum, und frag sie, ob ich noch Kekse rauslegen soll.«
    Elektrisiert durch dieses Zauberwort, sprang Lily auf und verschwand in der Küche. Sobald sie außer Hörweite war, murmelte Jason: »Hör zu, Byron, ich weiß, du bist nicht gerade begeistert darüber, dass deine Schwester mit mir zusammen ist …«

    Byron versuchte ihn zu unterbrechen, aber Jason hob eine Hand. »Nein, lass mich ausreden. Sie hat mir erzählt, was mit dir passiert ist. Gefängnis und so. Und ich wollte, dass du eins weißt.«
    Er schaute ihm tief und aufrichtig in die Augen. »Ich würde deine Schwester oder Lily nie anfassen. Ich bin nicht … so ein Mann bin ich nicht. Ich wollte, dass du das weißt. Und ich wollte dir sagen, dass ich an deiner Stelle wahrscheinlich dasselbe gemacht hätte.«
    Byron musste schwer schlucken. »Ich wollte nicht …«
    »Was?«
    »Er ist ungeschickt hingefallen«, sagte er nach kurzer Pause zögernd. »Das ist lange her.«
    »Ja. Hat sie gesagt.«
    Das »aber« hing in der Luft. Durch die offene Küchentür konnte Byron sehen, wie das Wasser kochte, konnte hören, wie Jan mit den Teetassen klapperte.
    »Und damit du’s gleich weißt: Ich werde sie wahrscheinlich bitten, mich zu heiraten. Sobald sie und die Kleine sich ein bisschen hier eingelebt haben.«
    Byron ließ den Kopf langsam auf die Lehne zurücksinken. Eine überraschende Wendung, die er erst mal verdauen musste. Wer hätte das gedacht? Diese neue Version eines Mannes, den nicht zu mögen beschlossene Sache für ihn gewesen war. Er war anders, hier, in seinen eigenen vier Wänden. Aber das waren vielleicht die meisten Menschen.
    Einige Minuten verstrichen.
    »Mal schauen, was der Tee macht«, verkündete Jason schließlich und stemmte sich aus dem Sessel. »Weiß, ohne Zucker, ja?«
    »Danke«, sagte Byron.
    In diesem Moment erschien seine Schwester mit dem Teetablett. »Weiß nicht, was du dauernd mit den Keksen hast«, sagte sie und gab Jason einen spielerischen Schubs mit dem
Ellenbogen. Dann setzte sie sich neben ihn. »Du weißt doch, dass wir heute früh die letzte Packung aufgegessen haben.«
    Sie schenkte eine Tasse voll und reichte sie ihrem Bruder. »Du hast mir die ganze Wäsche aufgehalst, aber immer noch nicht gesagt, bei wem du jetzt eigentlich wohnst.«
     
    Thierry hörte es seit drei Tagen. Wenn er bei der Scheune hinter dem Haus vorbeiging. Dort war es, dieses Knurren und Winseln, aber irgendwie gedämpft, als käme es von unter der Erde.
    »Wahrscheinlich junge Füchse«, hatte Byron gesagt, als er ihn auf die Laute aufmerksam gemacht hatte. »Wahrscheinlich haben sie hier irgendwo ihren Bau. Aber jetzt komm, wir müssen die Fasane füttern.«
    Byron hatte ihm eingeschärft, ein wildes Tier nie ohne Grund zu stören, ganz besonders nicht Jungtiere. Wenn man eins hochnahm oder streichelte, ein Nest störte, dann konnte es sein, dass die Eltern solche Angst bekamen, dass sie ihre Jungen im Stich ließen.
    Aber heute war Byron nicht da. Thierry stand in der Sonne und lauschte mit schief gelegtem Kopf. Oben, aus

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